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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition)
Autoren: Gunter Tschauder
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Gesellschafterin, Helga Görres, ist die Ehefrau des Generalstaatsanwaltes Dr. Görres, und wie wir wissen, eines Freundes des Herrn Bundeskanzlers.“
    Man sah es ihm an, wie Görres seinem untergeordneten Oberstaatsanwalt am liebsten den Hals ungedreht hätte.
    „Ingrid Terstegen“, Horst ging auf Anita zu, „heißt eine Schwester der Frau des Herrn Jürgen Schütz, Anita Terstegen. Die Schwester ist längst verstorben. Alleinige Verfügungsberechtigte über die Konten und Vermögensanteile von Ingrid Terstegen ist Anita Schütz, mit Mädchenname Anita Terstegen. Sie ist die Nichte des Herrn Bundeskanzlers. Herr Schütz hat zur Aufklärung dieser Machenschaften seiner Frau erheblich beigetragen.“
    Anitas Kopf fiel wie ein nasser Sack auf ihre Hände, die sie auf dem Tisch zusammengefaltet hielt.
    „Nun, wer ist die letztgenannte Besitzerin der ‚Intercom AG.‘? Es ist leicht zu erraten. Frau Marga Krämer ist der Mädchenname der Ehefrau unseres Herrn Bundeskanzlers, der Mädchenname von Frau Marga Braunegger.“
    Mit breitem Grinsen bohrte Braunegger nach: „Legen Sie endlich ihre Beweise vor, Herr Oberstaatsanwalt.“
    Ohne sich darum zu kümmern, rief Dr. Horst nach einer kurzen Pause in den Saal: „Mit unglaublicher Arroganz haben sich diese vier Personen am Volk bereichert. Es sind die Frau des Bundeskanzlers Hans Brauneggers, die Frau des Generalstaatsanwalts Dr. Görres, der Waffenhändler Herr Schweiger und die Nichte des Kanzlers Frau Schütz. Unbeschadet dieser Betrügereien hat sich der Bundeskanzler wegen schwerster aktiver und passiver Bestechungen im Amt schuldig gemacht.“
    Wenn Schütz nun wirklich abhandengekommen wäre, machte er, Horst, sich wegen falscher Behauptungen strafbar. Er hatte sich auf ein verdammt riskantes Spiel eingelassen. Siegesgewiss grinste Generalstaatsanwalt Dr. Görres.
    Wusste er mehr?

53 Sturz vom Turm
     
     
     
    Er stürzte.
    Mit einem einzigen zur Seite ausgestreckten Fuß hatte er sich im letzten Augenblick an einem der Pfosten fest klammern können. Vor sich starrte er auf die zwanzig Meter Tiefe. Wenn er jetzt abrutschte, dann war es aus, auch für Corinna.
    Gib nicht auf, sagte er sich, gib nicht auf.
    Mit den Händen auf den rutschigen Pfannen schob er sich langsam zurück, bis er sich wieder mit einer Hand halten konnte. Dann sah er, dass sich die Leine beim Abrutschen zwischen zwei Pfannen mit einem Knoten festgehakt hatte. Er konnte das Ende ergreifen. Dumpf hatte inzwischen der Schlägel gegen den schwingenden Klangkörper geschlagen.
    Vorsichtig löste er die Ärmel seines Jacketts und schob das Kleidungsstück sacht über den Schlägel nach unten zurück. Er zog es wieder an. Das lose Ende der Leine knotete er an einen der Stützpfosten.
    Noch hing das untere Ende des Seiles fest. Wo und wie konnte er nicht erkennen. Der Überstand des Daches war auch auf dieser Seite im Weg. Er zerrte, zog und ruckte. Die Leine blieb unten befestigt. Noch einmal zog er mit beiden Händen und einem plötzlichen Ruck, um einen Haken oder dergleichen aus dem Mauerwerk zu lösen. Der Rückzug riss an ihm und er stürzte nach vorne, die Dachkante sah er dabei erneut auf sich zukommen. Jürgen ließ das Seil los und stützte sich mit beiden Händen auf die Dachziegel. Die raue Oberfläche bremste seinen Sturz ab. Vorsichtig bewegte er sich nach oben zurück. Seine aufgerissenen Hände zitterten, Angstschweiß stand auf seiner Stirn. Die Hände waren plötzlich feucht geworden.
    Für einen Moment setzte er sich auf das abgeflachte Dach unter der Glocke. „Verdammt, sollte es das Ende sein?“ Mit einem Mal hörte er im Hof eine Tür gehen. Ein Mann kam heraus und ging über den Hof zum Ende der Wirtschaftsräume. Jürgen presste sich an die Dachziegel. Wenn der Mann auch nur eine Sekunde zum Turm hochschaute, würde er den Dachtänzer dort oben entdecken. Doch wie in Trance marschierte der Mann zur letzten Tür und verschwand dahinter.
    Wenn das Rucken nicht h ilft, vielleicht das Gegenteil?, sagte sich Schütz. Mit Vorsicht nahm er den Strick in die Hand, löste den Knoten vom Gebälk und gab der Leine so weit wie möglich nach. Dann zog er vorsichtig wieder hoch. Bloß jetzt durfte der Mann aus dem Gebäude nicht zurückkehren oder auch nur aus dem Fenster blicken. An dem schwankenden Strick entlang brauchte er nur nach oben schauen. Das wäre das Ende all ihrer Bemühungen. Jürgen zog an der Leine und zog und zog, bis er endlich merkte, dass sich der Strick aus
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