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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman
Autoren: Boris Koch
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würde die Strafe nicht ganz so schlimm ausfallen, wenn ihre Mutter erst mal erfuhr, dass sie den Königsschlüssel zurückgebracht hatten. »Erklär ich dir alles später. Jetzt musst du uns erst einmal helfen. Ich komm nicht ins Schloss. Kannst du runterkommen und der Palastwache sagen, wer ich bin? Er lässt uns nicht rein.«
    »Und wer ist da bei dir?«
    »Das ist Cephei.«
    Mehr wollte Vela jetzt nicht erklären, sie wollte das alles hinter sich bringen. Sie sah zu ihm und bemerkte seinen Blick, der gebannt auf Kassia hing. Sie schüttelte den Kopf. »Wir gehen vor zum Eingang, beeil dich, ja?«
    Danach zog sie Cephei einfach mit sich, weil der immer noch zu Kassia hochstarrte. »Nun beweg dich mal, Kassia kannst du
später noch anglotzen«, setzte sie zornig hinzu und erhielt als Antwort nur ein Grinsen.
    Als der Torwächter sie sah, rief er: »Was wollt ihr denn schon wieder hier?«, aber schon tauchte Kassia hinter ihr auf, die Wangen rot gefärbt. Ihr Atem ging schnell. Sie musste gerannt sein.
    »Die beiden gehören zu mir. Das geht in Ordnung.« Sie erklärte dem Mann, dass Vela und Cephei ihr Besuch wären und dass der Kanzler sich sehr darüber freue, wenn seine Tochter Freunde empfange.
    Daraufhin ließ der Wächter sie zähneknirschend passieren, und Vela wunderte sich über die Verhältnisse, die inzwischen im Schloss herrschten. Als ob es eine Rolle spielen würde, was der Kanzler gern sah! Als hätte er den Platz des Königs eingenommen.
    Kassia zog sie vorbei an glotzenden Dienern in den Jagdsalon und fragte dann aufgeregt: »Was hast du nur gemacht, Vela?«
    »Wo ist dein Vater?«, platzte sie heraus, ohne auf die Frage einzugehen.
    Irritiert sah das Mädchen sie an. »Auf dem Land, es hat Zwischenfälle gegeben.«
    »Welche Zwischenfälle?«
    Kassia zuckte nur mit den Schultern, und Vela sah Cephei an, der sein Starren wieder aufgenommen hatte.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie ihn. »Wem sollen wir den Schlüssel geben, wenn er nicht da ist?«
    Aber er reagierte erst, als sie ihn mit dem Ellbogen anrempelte.
    »Weiß nicht. Vielleicht dem Hauptmann der Wache?«
    Das erschien ihr keine gute Idee, sie vertraute den Wachen nicht, schließlich ging es hier um ihren Vater und den König.
Was, wenn sie den nachgemachten Schlüssel einfach wegwarfen, weil sie nicht daran glaubten, dass es funktionieren konnte? Oder weil an dem Schlüssel keine schriftliche Erlaubnis hing?
    »Welchen Schlüssel?«, mischte sich Kassia ein.
    »Wir haben einen Königsschlüssel.«
    »Was?« Ihr Gesicht wurde blass. »Wo habt ihr ihn gefunden?«
    »Das ist eine lange, abenteuerliche Geschichte voller gefahrvoller Ereignisse«, prahlte Cephei und reckte sich.
    Vela verpasste ihm eine Kopfnuss. »Das können wir ein anderes Mal erzählen.« Sie grübelte. »Vielleicht sollten wir einfach selbst versuchen, den König aufzuziehen.«
    Kassia keuchte entsetzt, nur Cephei grinste mal wieder.
    »Klar«, sagte er. »Lass es uns ausprobieren. Wenn es nicht klappt, dann schimpft wenigstens keiner mit uns, weil es niemand gesehen hat.«
    Vela wollte sich gar nicht erst vorstellen, was passierte, wenn es nicht klappte, denn dann war auch die letzte Chance vertan, ihren Vater zu retten. Für einen Moment wurde ihr wieder schlecht, aber dann riss sie sich zusammen. »Wo ist der König?«
    »Weiß nicht«, sagte Kassia, sah dabei aber auf den Boden und knetete ihre Finger.
    »Komm schon, du weißt es bestimmt, dein Vater hat es doch sicher mal erwähnt. Wo haben sie den König hingebracht?«
    »Ich darf es nicht sagen. Dann krieg ich Ärger, wenn was passiert.«
    »Wollen wir doch hoffen, dass was passiert«, erwiderte Cephei, und Vela drängte: »Bitte, Kassia, es ist sehr wichtig. Du weißt doch, dass sie meinen Vater nicht begnadigen werden, wenn der König nicht aufgezogen wird. Willst du mir das wirklich antun?«
    Sie wusste, dass es nicht in Ordnung war, Kassia so in Bedrängnis
zu bringen. Sie war zwar mit Vela befreundet und wollte ihr sicher helfen, aber sie war auch die Tochter des Kanzlers.
    »Wir mussten wirklich viele Gefahren bestehen, und fast hätten wir es nicht geschafft. Wir haben nur die eine Chance, und wenn nichts passiert und der König schweigt, verraten wir auch keinem, dass wir es versucht haben. Und wenn der König doch wieder aufwacht, hast du etwas Gutes für das Land getan. Denk doch daran.«
    Das Kneten der Finger nahm zu, aber dann schien sich Kassia durchzuringen, denn sie richtete sich hoch auf und
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