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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)
Autoren: Robert Merle
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bringt ihn seinen Untertanen näher.«
    »Mein Freund, ich habe eine Frage an Euch, aber nicht daß Ihr deshalb etwa denkt, ich wollte Geld von Euch borgen, denn das will ich beileibe nicht, ich bin sehr gut versehen.«
    »Stellt Eure Frage, liebe Freundin. Mag sie auch indiskret sein, will ich sie gern beantworten, schließlich kann sie von Euch nur freundschaftlich gemeint sein.«
    »Also: Seid Ihr reich? Ich betone noch einmal, ich frage aus schlichter, reinster Neugier.«
    »Madame, da ich kein Minister bin, habe ich nichts zu verbergen. Und weil Ihr es wünscht, will ich Euch meine Einkünfte aufzählen. Ich bin, wie Ihr wißt, Mitglied des Kronrats und erhalte dafür vom König Bezüge.«
    »Viel?«
    »Es geht. Zum zweiten, wenn ich in diplomatischem Auftrag ins Ausland gehe, werde ich vom König reichlich ausgestattet. Zum dritten hat mein Vater mir große Summen hinterlassen, die ich, wie er, bei ehrbaren Juden zu gutem Zins angelegt habe.«
    »Aber das ist Wucher, mein Freund, und Wucher ist eine schwere Sünde.«
    »Gewiß, nur bedenkt bitte, Madame, daß diese schwere Sünde von den Juden begangen wird. Ich bleibe dabei weiß wie Schnee. Weiter?«
    »Bitte, Monsieur.«
    »Ich besitze in Paris ein zweites Privathôtel, das ich zu hohem Preis an einen hohen Fürsten vermiete, der dort eine hohe Dame logiert, die sich eines hohen Tugendrufs erfreut, den sie nicht verlieren möchte.«
    »Wenn Ihr so gut wißt, was die zwei in Eurem Hôtel treiben, macht Ihr Euch nicht daran mitschuldig?«
    »Unsinn, Madame! Wenn jener hohe Herr seine Geliebte in meinem Hôtel umbrächte, wäre ich dann ein Mörder?«
    »Eine letzte Frage, mein Freund, und die indiskreteste. Seid Ihr sparsam?«
    »Ich bin weder habgierig noch knickrig, sondern habe immer versucht, in meinen Ausgaben Maß zu halten. Leider ist das unter Ludwig XIV. geradezu unmöglich geworden. Er will, daß die Großen, die ihm dienen, nun, ich sage nicht, genauso prunkliebend sind wie er, aber daß sie ihren Rang durch ihre schönen Kleider und ihre prächtige Equipage zur Schau stellen.«
    »Eins wundert mich. Ihr habt Euer Landgut Montfort l’Amau ry nicht als Einkunftsquelle erwähnt.«
    »Weil die Einkünfte aus besagter Quelle so ungleich fließen. Magere Kühe folgen auf fette Kühe, und umgekehrt. Madame, ich habe Euch geantwortet, ohne etwas zu verhehlen, und jetzt verratet mir, was diese Befragung bezweckt?«
    »Ich war bestürzt über Behauptungen, die am Hof über Eure ›Armut‹ verbreitet werden, weil man sich Euer schlichtes Auftreten nicht anders erklären kann.«
    »Mein Gott, wie die Zeiten sich ändern! Ludwig XIII. bekämpfte den Luxus seiner Höflinge energisch, denn schon seinerzeit gab es Landedelleute, die ihren Besitz verkauften, nur um sich Kleider zu leisten, die ihnen Zutritt zum königlichen Schloß gewähren sollten.«
    »Monsieur, bitte, vergebt mir meine Indiskretionen. Ich habe aber gleich noch andere, die allerdings den König betreffen.«
    »Ich höre.«
    »Es heißt, man gedenke den König zu vermählen, und andererseits heißt es, Mazarin habe alle seine Nichten aus Italien kommen lassen, um sie mit französischen Edelleuten von hohem Rang zu verheiraten.«
    »Was für ein liebevoller Onkel!«
    »Ja, und der Hof lacht. Diese Mazarinetten, wie man sie nennt, sind nämlich jung und prangen in allem italienischen Zauber. Man mußte ihnen nur ein wenig Schliff beibringen, damit sie wie Edelsteine funkelten, und schickte sie deshalb in ein Kloster, wo sie Französisch und gute Manieren lernten. Sie ergaben sich diesem Studium mit allem Eifer, so eilig hatten sie es, an den Hof zu kommen und sich zu vermählen. Als sie vollendet geschliffen waren, ohne doch ihren italienischen Charme einzubüßen, war Königin Anna, die ja zwei Söhne, aber keine Töchter zur Welt gebracht hat, über die Mädchen ganz gerührt und dehnte ihre Protektion auf sie aus. Und als man sich darüber wunderte, sagte sie naiv, die Mädchen hätten doch das gleiche Alter wie ihre Söhne und seien für sie wunderbare Spielgefährtinnen. ›Majestät‹, sagte Fogacer, ›dabei ist zu bedenken, daß das Wort Spiel zweideutig ist.‹
    Die Königin aber zuckte weder, noch lächelte sie bei diesem Einwurf, und unsere Spottdrosseln vom Hof merkten, daß sie den tieferen Sinn der Worte nicht verstanden hatte. ›Nun ja‹, sagte eine boshafte Person, ›man kann sich schöner Hände rühmen, ohne sich seines Verstandes rühmen zu dürfen.‹«
    Ludwig, der bei
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