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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot
Autoren: Kathrin Heinrichs
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der Notarzt an Ort und Stelle gesagt, daß Wilfried König keine Chance gehabt hatte. Seine Verletzung am Kopf hatte zu einer so starken Hirnblutung geführt, daß jede Hilfe zu spät kam. Alexa legte den Kopf an meine Schulter. Einen Moment später öffnete sich die Tür, und zwei Männer kamen herein. Einer war um die fünfzig und etwas untersetzt, der andere Mitte dreißig und eher schmächtig.
    »Mein Name ist Kriminalhauptkommissar Hortmann von der Mordkommission in Hagen«, begann der Ältere, die Hände in seiner speckigen Lederjacke. »Und das ist mein Kollege Kriminalkommissar Steinschulte. Wir zwei werden den Tod von Wilfried König untersuchen und, sofern sich der Verdacht von Fremdverschulden ergibt, eine Mordermittlung in Gang setzen. Wie uns die Kollegen mitgeteilt haben, können Sie uns unter Umständen hilfreiche Informationen über den Tathergang, oder sagen wir besser, die Todesumstände geben.«
    Es begann ein allgemeines Gemurmel. Besonders die Schützenbrüder gerieten ziemlich in Fahrt und versuchten, zu Hauptkommissar Hortmann durchzudringen.
    »Meine Herrschaften, wir können hier natürlich keine Gruppenbefragung machen« erklärte Hortmann. Er wandte sich an die Polizisten, die im Streifenwagen gesessen hatten: »Gibt es hier noch andere Räumlichkeiten?« Wieder setzte ein allgemeiner Rummel ein. Es wurde mit den Schützenoffizieren beratschlagt. Schließlich hatte man noch einen Jugendraum im Keller und einen Abstellraum aufgetan. Dort sollten die ersten Befragungen stattfinden. Hortmann teilte die Zeugen in Gruppen ein und ordnete ihnen einen Polizeibeamten zu. Max und ich wurden Kommissar Steinschulte zugeteilt, mit dem wir uns auf den Weg zum Jugendraum machten. Auf halbem Wege sprach Max den jüngeren Kommissar plötzlich an.
    »Kennst du mich noch?« fragte er ganz trocken, wie es seine Art war. Kommissar Steinschulte sah ihm erst jetzt zum ersten Mal ins Gesicht.
    »Max!« rief er dann überrascht und blieb stehen. »Das gibt’s doch gar nicht. Das ist ja ein Zufall!«
    Max grinste. »Kann man wohl sagen.«
    »Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Über zehn Jahre, schätze ich.«
    »Könnte hinkommen.« Ich hatte das Gefühl, daß Max gerne von sich ablenken wollte. »Daß du bei der Kripo gelandet bist!«
    »Auch nicht schlechter als Paragraphenpinsler zu werden. Bist du dabei geblieben?«
    Max strich sich mit der Hand durch das stopplige Haar. »Nee, aber das ist eine lange Geschichte. Ich fahr jetzt Taxi!«
    »Du?« Steinschultes Stimme überschlug sich fast. »Aber du warst doch der beste. Der einzige von uns, der richtig gepaukt hat.«
    »Schwamm drüber!« sagte Max bestimmt. »Laß uns lieber über Wilfried König sprechen! Habt ihr ernsthaft den Verdacht, daß mit seinem Tod etwas nicht stimmt?«
    Inzwischen waren wir vor dem Jugendraum angekommen. »Willst du behaupten, daß alles in Ordnung ist, wenn ein Mann mit Kopfverletzungen im Straßengraben stirbt?«
    »Ich selbst habe sofort an einen Unfall gedacht«, warf Max ein. »Auf so etwas wie Mord bin ich bei seinem Anblick gar nicht gekommen. Er lag ja direkt neben diesem Grenzstein. Ist es nicht wahrscheinlich, daß er mit dem Kopf unglücklich darauf gestürzt ist?«
    »Das ist auch meine Meinung!« kam nun eine Stimme von hinten. Sie gehörte einem älteren Herrn in Schützenuniform, dem der Schweiß buchstäblich auf der Stirn stand. »Um ganz ehrlich zu sein, ist mir der Sinn dieser Untersuchungen nicht ganz klar.«
    Steinschulte ließ sich auf keinerlei Diskussion ein und wandte sich an uns alle: »Bitte halten Sie sich hier vor der Tür bereit! Ich werde Sie nacheinander reinholen. Max, willst du als erster aussagen?«
    Max und Steinschulte ließen die beiden Schützenoffiziellen und mich im Flur zurück. Ich lehnte mich an die Wand und mußte über Max nachdenken. Ich selbst hatte auch schon mal versucht, etwas über seine Vergangenheit herauszubekommen. Es war schließlich unwahrscheinlich, daß Max als Taxifahrer auf die Welt gekommen war. Max hatte damals alle Schranken zugemacht und nicht über sein Vorleben sprechen wollen. Ich hatte gespürt, daß da etwas wie ein Klumpen auf seiner Seele lag, das ihn schwer belastete.
    »Der König!« sinnierte plötzlich der jüngere der beiden Schützenbruder und unterbrach damit meine Gedanken. »Gemocht hab ich ihn nicht gerade – aber so was!«
    »Es gibt keinen Zweifel!« meinte der Schützenheini, der eben schon gemeckert hatte. »König war besoffen und ist
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