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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Gablé
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ausgebracht, der mit seiner Gemahlin an der Mitte der hohen Tafel unter einem Baldachin saß und alles mit stoischer Geduld über sich ergehen ließ, manchmal gar mit einem ergebenen kleinen Lächeln.
    Harry Willcox, der zu diesem großen Ereignis aus Bordeaux zurückgekehrt war und mit Cecil, Lucas, Philip und Elena an einem der Seitentische saß, ließ den Blick ein wenig unbehaglich über all diese Pracht schweifen und raunte: »Man kommt nicht umhin, sich zu fragen, was dieses Fest kosten mag, nicht wahr?«
    Cecil nickte. »Über zweihundert Pfund«, wusste er zu berichten, denn er hatte Giselle bei der Planung geholfen und mit ihr zusammen die Kosten kalkuliert. »Ohne die neuen Kleider für uns alle, wohlgemerkt.«
    »Du meine Güte«, murmelte Harry schockiert. »Und wie oft hat er uns vorgebetet, Sparsamkeit und Bescheidenheit seien die schönsten Tugenden eines Kaufmannes.«
    Cecil musste grinsen, nahm seinen Adoptivvater jedoch in Schutz: »Es ist nicht seine Schuld. Jeder neue Mayor muss ein solches Festmahl geben; es ist so etwas wie ein Gesetz. Mit seiner Freigiebigkeit beweist er seinen Reichtum, der wiederum seine Macht und seinen Erfolg als Kaufmann belegt. Lord Mayor von London zu werden ist nun einmal eine sehr kostspielige Ehre, und das soll auch so sein, damit sie den Besten dieser Stadt vorbehalten bleibt.«
    »Amen. Lass uns darauf trinken. Bruder«, fügte Harry augenzwinkernd hinzu.
    Sie lachten beide in ihre Becher, stießen dann an und nahmen einen kräftigen Zug. Die Hochzeit ihrer Eltern, der sie beide nur beigewohnt hatten, weil sie sonst Jonahs anhaltenden Zorn riskiert hätten, hatte sie zuerst schockiert und beschämt, dann belustigt, und inzwischen hatten sie beide Gefallen an dem Gedanken gefunden, dass sie nun auch, zumindest in den Augen des Gesetzes und der Kirche, verwandtschaftlich verbunden waren.
    Jonah beobachtete seinen jungen Kompagnon und seinen Adoptivsohn unauffällig. Neben Cecil saß Crispins Witwe Kate, immer noch in Trauer und blasser denn je nach einer schweren Niederkunft vor zwei Wochen. Sie hatte eine Tochter geboren, die auf den Namen Agnes getauft worden war. Sowohl Jonah als auch Cecil waren Paten, und Jonah hatte mit Kate und ihrem Vater verabredet, dass einer seiner Söhne die kleine Agnes heiraten würde. Entweder Cecil selbst oder Philip vielleicht, dachte er. Oder Samuel. Zum Glück hatte er ja Söhne genug.
    Nicht weit von Kate entfernt saß Pater Samuel, der ihm aufrichtig zu seinem hohen Amt gratuliert hatte, gleichzeitig aber bedauerte, dass Jonah ihn nun nicht mehr in die Provinz begleiten würde, um vor den Kirchen der kleineren Kaufmannsstädte den Satan zu mimen. Jonah lächelte wehmütig bei der Erinnerung an diese Wochen der Freiheit, in denen er sich unter das fahrende Volk gemischt hatte.
    »Sobald mein Amtsjahr um ist, kannst du wieder auf mich zählen«, hatte er Samuel versprochen.
    Aber der Pater hatte skeptisch den Kopf geschüttelt. »Sie werden dich wieder wählen, Jonah.«
    »Das wird ja wohl davon abhängen, wie gut ich es mache.«
    »Du wirst es gut machen, und das weißt du.«
    »Ich weiß nichts dergleichen. Und selbst wenn. Ich werde ablehnen.«
    Samuel hatte gelacht. »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Wir sprechen uns nächstes Jahr wieder …«
     
    Giselle legte die Hand auf seine. »Wo du in Gedanken auch sein magst, Liebster, komm wieder zurück«, sagte sie leise. »Meurig steht hinten an der Tür und lässt nichts unversucht, um deine Aufmerksamkeit zu erregen.«
    Jonah schaute in die Richtung. Offensichtlich erleichtert bedeutete der Diener ihm mit einem weit ausholenden und dennoch konspirativen Wink, einen Moment aus der Halle zu kommen. Jonah wechselte einen verwunderten Blick mit Giselle. »Nanu?«
    »Sieht wichtig aus«, meinte sie.
    Er nickte. »Entschuldige mich einen Moment.« Er erhob sich, umrundete die hohe Tafel und ging an der Wand entlang zur Tür, aber natürlich nicht unbemerkt. Alle Augen ruhten heute nur auf ihm. »Ich hoffe, das hat einen verdammt guten Grund«, knurrte er, als er seinen Diener erreichte.
    Meurig nickte heftig. »Kommt und seht selbst, Master Jonah. Hoher Besuch.«
    »Aber die Halle ist schon voll davon«, protestierte er, während er Meurig in sein Privatgemach folgte.
    Die Königin war in Begleitung ihres ältesten Sohnes und zweier Ritter gekommen, Gervais of Waringham und Geoffrey Dermond. Zu Jonahs Entsetzen neigten alle vier vor ihm ehrerbietig die Häupter.
    »Madame …
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