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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen
Autoren: John Hart
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Tatort gegangen: um die folgenden Ermittlungen gegen mich zu behindern. Ich war bereit gewesen, für Jean den Kopf hinzuhalten, aber ich hatte nicht ins Gefängnis gehen wollen, wenn es nicht sein musste. Ich hatte mir gedacht, wenn man mir den Prozess machen sollte, könnte ich meine Anwesenheit am Tatort dazu nutzen, die Sachlage zu vernebeln: Vielleicht würden die Geschworenen sich nicht einigen, vielleicht würde ich sogar einen Freispruch erreichen. Es war keine Garantie gewesen, aber doch wenigstens etwas.
    »Ich musste es tun«, sagte ich. »Als Ezra nicht mehr zurückkam, war mir irgendwann klar, dass er tot sein musste. Ich nahm an, dass Jean es getan hatte. Und ich konnte sie nicht ins Gefängnis gehen lassen.« Ich schwieg bei der Erinnerung an Ezras lange Abwesenheit und an die düsteren Gedanken, die mich in jener Zeit verfolgt hatten. »Ich hatte achtzehn Monate Zeit, um über alles nachzudenken.«
    »Sie hatten alles längst geplant — vom ersten Tag an, als Douglas Sie zu sich ins Büro kommen ließ. Dem Tag, an dem wir den Leichnam gefunden haben. Darum haben Sie Douglas bedrängt, Sie an den Tatort zu lassen.«
    »'Geplant' ist ein zu großes Wort. Ich dachte nur, es könnte nicht schaden.«
    »Wissen Sie, was ich glaube?«, sagte sie. »Ich glaube, Sie sind ein besserer Anwalt, als Ezra Ihnen je zugetraut hat.«
    »Ich bin kein Anwalt«, sagte ich, aber Mills schien mich nicht zu hören.
    »Und ein guter Bruder sind Sie außerdem. Ich hoffe, Jean weiß, wozu Sie ihretwegen bereit waren.«
    Verlegen schaute ich zur Seite.
    »Reden wir darüber, wie Sie mir das Leben gerettet haben«, sagte ich.
    »Okay. Ich fange damit an, und wenn Ihnen etwas einfällt, unterbrechen Sie mich.«
    »Okay.«
    Sie beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Ich war gekommen, um Sie zu verhaften.«
    »Wegen der Mordwaffe?«, fragte ich. »Weil Sie mich identifiziert hatten?«
    Sie sah erst verblüfft, dann wütend aus. »Das hat Hank Robins Ihnen erzählt. Der kleine Scheißer. Ich wusste, dass er herumschnüffelte, aber ich dachte, ich hätte diese Information ziemlich gut unter dem Deckel gehalten.«
    »Nehmen Sie es ihm nicht übel, Detective. Nicht alle haben mich für schuldig gehalten.«
    Mills sah schmerzlich berührt aus, als sie meinen Tonfall hörte. »Schon kapiert«, sagte sie. »Aber es ist doch komisch, wie es manchmal läuft.«
    »Wieso?«
    »Wenn wir Sie nicht identifiziert hätten, wäre ich nicht in Ihre Kanzlei gekommen, um Sie festzunehmen. Sie wären da auf dem Fußboden verblutet.«
    »Es war knapp«, sagte ich.
    »Das ist es oft.«
    »Wer hat mich identifiziert?«
    »Irgend so ein Angler. Er saß ungefähr dreißig Meter weiter flussaufwärts auf einem Eimer und wartete darauf, dass etwas anbiss. Er wollte sich nicht zu erkennen geben, weil er den ganzen Abend getrunken hatte, und das sollte seine Frau nicht erfahren.«
    »Ein schlechter Zeuge.« Ich fragte mich, ob er auch Zeuge meiner Verzweiflung gewesen war, ob er gesehen hatte, wie ich mir den Revolverlauf unter das Kinn gedrückt hatte. Ich versuchte Mills' Miene zu deuten und festzustellen, ob sie es wusste, konnte jedoch nichts darin erkennen.
    »Ein schlechter Zeuge«, bestätigte sie und schaute zur Seite. Da wusste ich, dass sie es wusste.
    »Und Barbara?« Ich bemühte mich um einen ungerührten Blick und einen gleichmütigen Ton, was mir allerdings schwerfiel. Gut oder schlecht — ich hatte zehn Jahre meines Lebens mit ihr verbracht, und ich konnte nicht so tun, als ob es mich nicht quälte.
    »Wir haben sie im Country Club verhaftet. Sie saß am Pool, beim Lunch mit ein paar Freundinnen.«
    »Glena Werster?«, fragte ich.
    »Ja, sie war dabei.«
    »Glena Werster hat einen schwarzen Mercedes.«
    »Und?«
    »Vanessa Stolen wurde von einem schwarzen Mercedes anfahren.«
    Plötzlich war Mills wieder ganz die Polizistin. »Sie glauben, Mrs. Werster war dafür verantwortlich?«
    »Ob ich glaube, dass sie ein solches Risiko eingehen würde, um einer ihrer Freundinnen zu helfen? Nein. Ihre Freundschaft war parasitisch. Barbara benutzte Glena für ihr Prestige, und Glena benutzte Barbara als Putzlappen. Aber ich glaube, Barbara wollte Vanessa beseitigen, und sie war zu clever, um dafür ihren eigenen Wagen zu benutzen.«
    »Glauben Sie, Mrs. Werster könnte davon gewusst haben ?«
    »Ich glaube, es könnte nicht schaden, sie zu fragen.«
    »Das habe ich vor.«
    Die Vorstellung, wie Glena Werster versuchte, mit Detective Mills
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