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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen
Autoren: John Hart
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nach ihm, und unter anderem deshalb nahmen Sie an, sie habe ihn vielleicht umgebracht. Wenn er zum Einkaufszentrum gefahren war, konnte Jean ihm gefolgt sein. Sie fuhren zu ihr nach Hause und stellten fest, dass ihr Wagen weg war. Das leuchtet ein, vorausgesetzt, sie hatte ein Motiv.« Mills sah mich durchdringend an. »Es stört mich immer noch, dass Sie mir nicht sagen wollen, was dieses Motiv gewesen sein könnte ...« Ich erwiderte ihren durchdringenden Blick und schwieg. »Aber ich nehme an, auch das muss ich wohl auf sich beruhen lassen. Ezra fuhr also in sein Büro und nahm die fünfzigtausend in bar aus seinem Safe. Vielleicht holte er da auch den Revolver. Vielleicht hatte er ihn zu Hause oder in seinem Wagen. Das werden wir nie erfahren. Aber er trifft Alex beim Einkaufszentrum und gibt ihr das Geld. Alex fährt weg und ist überzeugt, dass ihr Plan geklappt hat. Jetzt haben wir Ezra bei der Mall. Das ist um die Zeit, als Sie Ihr Haus verlassen haben und zur Stolen Farm gefahren sind — sagen wir, um ein Uhr morgens, vielleicht ein bisschen später. Ich glaube nicht, dass Ezra bei Ihnen zu Hause angerufen hätte, denn er wusste, dass Sie wahrscheinlich da sein würden. Das bedeutet, dass Barbara ihn anrief, und zwar kurz nachdem Sie weg waren, könnte ich mir vorstellen. Sie wollte mit ihm reden, über den Tod seiner Frau oder über das Testament. Vielleicht wollte sie auch nur mit ihm ins Bett. Das weiß ich noch nicht. Aber angenommen, Ezra bekam den Anruf, als er bei der Mall war ...«
    »Sie hat ihn geliebt«, warf ich ein.
    »Das haben Sie schon gesagt.«
    Ich rollte die Schultern. »Vielleicht dachte sie, er würde sie nehmen, wenn sie mich verließe. Vielleicht sah sie eine Chance, als meine Mutter nicht mehr da war. Vielleicht wollte sie darüber mit ihm sprechen.«
    Mills musterte mich eine ganze Weile, während meine Worte verklangen. »Ist es okay, wenn Sie darüber reden?«, fragte sie. »Ja«, sagte ich, aber das stimmte nicht.
    »Na gut. Aus welchem Grund auch immer, sie treffen sich dort. Ezra hat es soeben geschafft, Alex aus seinem Leben hinauszumanipulieren. Seine Frau ist tot. Ich vermute, er wollte jetzt reinen Tisch machen, und das hat er Ihrer Frau gesagt. Ich vermute, er beendete die Affäre, er sagte ihr, es sei aus, und er werde das Testament wieder so abfassen, wie er es hatte haben wollen. Er ist fertig mit ihr, ja? Und irgendwie bekommt Ihre Frau den Revolver in die Hand. Das hat er nicht kommen sehen. Sie zwingt ihn, in den Laden zu gehen, und da erschießt sie ihn, und zur Sicherheit schießt sie ihm noch eine zweite Kugel in den Kopf. Sie schließt die Tür zu der Kammer, verlässt das leere Gebäude und wirft die Waffe in den Gully. Dann steigt sie in den Wagen und fährt nach Hause, und sie ist lange vor Ihnen wieder da. Inzwischen ist Jean zu Hause bei Alex und weiß, dass Sie mit geheimnisvoller Absicht Ihr Haus verlassen haben. Niemand ist da, der Barbara wegfahren und zurückkommen sieht, und als Ezra erst vermisst und dann tot aufgefunden wird, nimmt Jean an, dass Sie etwas damit zu tun haben. Vielleicht nimmt sie es auch nicht an, zumindest nicht, bis der Leichnam gefunden wird. Aber dann geben Sie ein falsches Alibi an, von dem Jean weiß, dass es faktisch nicht stimmt. Sie denkt an die fragliche Nacht zurück und kommt zu einem einleuchtenden Schluss.«
    Ich nickte schon die ganze Zeit. »Das ergibt Sinn.«
    »So dürfte es ausgesehen haben. Genau so? Wer weiß? Nur Barbara kann es uns mit Sicherheit sagen. Doch das wird sie nicht tun. Ich weiß nicht mal, ob sie es kann. Mit der Zeit vielleicht...«
    »Und Ezras Wagen?«
    »Wahrscheinlich gestohlen. Barbara wollte sicherlich, dass der Tote bald gefunden wurde, damit das Testament vollstreckt werden konnte. Irgendwann hätte der Wagen Aufmerksamkeit erregt, und deshalb hat sie ihn dort stehen lassen. Ezras Büroschlüssel behielt sie, damit sie nachts in die Kanzlei gelangen konnte, um zu versuchen, die Videokassetten an sich zu bringen. Die Autoschlüssel waren wahrscheinlich im Wagen — eine Einladung an jeden Autodieb.« Mills entblößte ihre Zähne in einem kurzen Lächeln. »Es muss sie umgebracht haben — die ganzen letzten achtzehn Monate hindurch — zu wissen, dass all das Geld in Reichweite war, wenn nur jemand den Toten finden würde.«
    »Eins verstehe ich immer noch nicht.«
    »Was?«, fragte Mills.
    »Wenn es Barbara um das Geld ging, warum hat sie dann versucht, mich umzubringen? Sie kann nichts
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