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Der Klient

Titel: Der Klient
Autoren: John Grisham
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und die anderen FBILeute warteten nervös vor der Tür. Vor allem Trumann machte sich Sorgen. Was war, wenn sie es sich anders überlegten? Was war, wenn Muldanno die Leiche bekam? Was dann? Er konnte nicht stillstehen, schaute immer wieder auf die geschlossene Tür, stellte Lewis hundert Fragen. Lewis trank Kaffee und versuchte, ruhig zu bleiben. Es war jetzt zwanzig vor acht. Die Sonne strahlte hell, die Luft war feucht.
    Mark saß auf dem Schoß seiner Mutter, und Reggie, die Anwältin, hatte sich hinter dem Schreibtisch niedergelassen. Clint stand an der Tür.
    »Ich bin froh, daß Sie gekommen sind«, sagte Reggie zu Dianne.
    »Ich hatte kaum eine andere Wahl.«
    »Jetzt haben Sie sie. Wenn Sie wollen, können Sie es sich immer noch anders überlegen. Und mich alles mögliche fragen.«
    »Ist Ihnen klar, wie schnell das alles geht, Reggie? Vor sechs Tagen kam ich nach Hause und fand Ricky zusammengerollt und am Daumen lutschend im Bett. Dann tauchten Mark und der Polizist auf. Und jetzt soll ich jemand anders werden und davonrennen in eine andere Welt. Mein Gott.«
    »Das verstehe ich«, sagte Reggie. »Aber wir können die Dinge nicht aufhalten.«
    »Bist du wütend auf mich, Mom?« fragte er.
    »Ja. Eine Woche lang keine Kekse.« Sie strich ihm übers Haar. Es trat eine lange Pause ein.
    »Wie geht es Ricky?« fragte Reggie.
    »Ziemlich unverändert. Dr. Greenway versucht, ihn zu sich zu bringen, damit er den Flug genießen kann. Aber sie mußten ihn leicht betäuben, als wir das Krankenhaus verließen.«
    »Ich gehe nicht nach Memphis zurück, Mom«, sagte Mark. »Das FBI hat sich mit einer Kinderklinik in Phoenix in Verbindung gesetzt, und dort werden Sie jetzt erwartet«, erklärte Reggie. »Es ist eine gute Klinik. Clint hat das am Freitag geprüft. Sie hat den allerbesten Ruf.«
    »Also werden wir in Phoenix leben?« fragte Dianne.
    »Nur so lange, bis Ricky entlassen ist. Dann gehen Sie hin, wo immer Sie wollen. Kanada. Australien. Neuseeland. Das liegt bei Ihnen. Sie können auch in Phoenix bleiben.«
    »Laß uns nach Australien gehen. Dort gibt es immer noch richtige Cowboys. Das hab ich mal in einem Film gesehen.«
    »Mit den Filmen ist Schluß, Mark«, sagte Dianne, immer noch seinen Kopf streichelnd. »Wir wären nicht hier, wenn du nicht so viele Filme gesehen hättest.«
    »Was ist mit Fernsehen?«
    »Nein. Von jetzt ab wirst du nur noch Bücher lesen.« In dem Büro herrschte lange Zeit Schweigen. Reggie hatte nichts mehr zu sagen. Clint war todmüde und nahe daran, im Stehen einzuschlafen. Diannes Verstand war jetzt klar, zum erstenmal seit einer Woche. Sie war zwar verängstigt, aber sie war den Verliesen des St. Peter’s entkommen. Sie hatte Sonnenschein gesehen und echte Luft gerochen. Sie hielt ihren verlorenen Sohn in den Armen, und dem anderen würde es bald besser gehen. Die Lampenfabrik war Geschichte. Arbeiten zu müssen gehörte der Vergangenheit an. Keine billigen Wohnwagen mehr. Keine Sorgen mehr wegen überfälliger Alimente und unbezahlter Rechnungen. Sie konnte erleben, wie die Jungen heranwuchsen. Sie konnte in die Parent-Teacher Association eintreten. Sie konnte sich etwas zum Anziehen kaufen und ihre Nägel pflegen. Himmel, schließlich war sie erst dreißig Jahre alt. Mit ein bißchen Mühe und ein bißchen Geld konnte sie wieder attraktiv sein. Da draußen gab es Männer.
    So dunkel und ungewiß ihr die Zukunft auch erschien, sie konnte nicht so grauenhaft sein wie die letzten sechs Tage. So konnte es nicht weitergehen. Sie mußte die Chance nutzen. Hab ein bißchen Zuversicht, Baby.
    »Ich meine, wir sollten nach Phoenix fliegen«, sagte sie. Reggie grinste vor Erleichterung. Sie holte die Vereinbarung aus dem Aktenkoffer, den Clint mitgebracht hatte. Sie war bereits von Harry und McThune unterschrieben. Reggie setzte ihre Unterschrift darunter und gab Dianne den Stift. Mark, der jetzt genug hatte von Umarmungen und Tränen, ging zur Wand und bewunderte eine Reihe gerahmter Farbfotos von Jets. »Vielleicht könnte ich auch Pilot werden«, sagte er zu Clint.
    Reggie nahm die Vereinbarung an sich. »Bin gleich wieder da«, sagte sie, öffnete die Tür und machte sie hinter sich wieder zu.
    Trumann fuhr zusammen, als sie aufging. Heißer Kaffee schwappte aus seinem Becher und verbrannte ihm die rechte Hand. Er fluchte und wischte sie an seiner Hose ab.
    »Nicht nervös werden, Larry«, sagte Reggie. »Alles in bester Ordnung. Unterschreiben Sie hier.« Sie hielt ihm die
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