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Der kleine Streitberater

Der kleine Streitberater

Titel: Der kleine Streitberater
Autoren: Stephanie Schneider
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Kinder machen dieses Ritual übrigens bereitwillig mit, seit sie begriffen haben, dass sie ebenfalls eine »Auszeit« befehlen und absoluten Gehorsam von den Erwachsenen verlangen können.
    Mein Tipp: Unterschätzen Sie Ihren Nachwuchs nicht! Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihre Kinder Sie mitten im schönsten Beziehungsstreit stören werden. Die merken nämlich meistens genau, wenn es Zeit für eine »Auszeit« ist, und unterbrechen Sie gnadenlos. Und dann werden auch Sie sich widerspruchslos daran halten müssen:
    Nicht diskutieren. Notbremse. Fünf Minuten Rückzug für alle.

Die Stimmung ist im Keller und Sie diskutieren sich die Köpfe heiß? Dann treten Sie doch mal einen Schritt zurück und fragen Sie sich: Was passiert hier gerade? Kämpfen wir um Anerkennung? Suchen wir einen Kompromiss? Oder haben wir einfach nur schlechte Laune und wissen nicht, wohin damit?

    Sicher kennen Sie die Kanzlerduelle, die in Wahlkampfzeiten im Fernsehen übertragen werden. Den Kandidaten geht es natürlich überhaupt nicht darum, sich zu einigen. Der einzige Zweck der Veranstaltung ist der, zu zeigen, wer in der Schlammschlacht der Argumente die Oberhand behält.
    Hören Sie auf zu kämpfen und fangen Sie an, sich zu einigen! Warum sollten wir ein Kanzlerduell führen, wenn wir damit gar nicht ans Ziel kommen? Würden Sie arbeiten gehen, wenn Sie keinen Lohn dafür bekommen? Würden Sie sich die Nase operieren lassen, obwohl schon vorher klar ist, dass das gar nicht gegen Ihre Plattfüße hilft? Was hingegen oft weiterhilft, sind Fakten, Fakten, Fakten.
    Eine Möglichkeit, wie man am leichtesten an ebensolche kommen kann, finden Sie auf der gegenüberliegenden Seite.

    Manchmal hilft ein Blatt Papier dabei, sich nicht zu verzetteln. Schreiben Sie das Streitthema darauf, zum Beispiel »Physik-Hausaufgaben« oder »Haare in der Badewanne« oder »Konto überzogen« oder »Du guckst mich immer so komisch an«. Greifen wir uns ein x-beliebiges Thema heraus: »Lottogewinn. Was tun wir mit dem Geld?« Legen Sie den Zettel mitten auf den Tisch. Und dann notieren Sie – entweder für sich alleine oder gemeinsam mit den anderen –, welche Möglichkeiten es gibt, zum Beispiel:
Alles sparen.
Alles spenden.
20.000 € für Schuhe ausgeben, 20.000 € spenden und den Rest in Wertpapieren anlegen.
Onkel Hans fragen. Der kennt sich aus mit Geld.
Wir stimmen ab.
Wir ignorieren die sechs Richtigen und leben weiter wie bisher.

    Notieren Sie drei oder vier mögliche Lösungen, die Ihnen als Erstes einfallen. Es ist egal, ob diese Ideen total abwegig oder realistisch sind. Unterstreichen Sie spontan, welche Antwort Ihnen am besten erscheint. Und dann versuchen Sie, sich daran zu halten und dabei zu bleiben!
    Natürlich löst man große Streitthemen nicht durch ein Blatt Papier. Doch wenn das Ziel zum Greifen nah in der Tischmitte liegt, fällt es viel einfacher, das Problem zu lösen, statt sich in Kanzlerduellen zu verzetteln.

Diese Überschrift wird niemanden überraschen, der mit Kindern zusammenlebt. Warum aber gehen ausgerechnet Geschwister so gerne aufeinander los? Wenn man meinem Mann Glauben schenken kann, ist es eine ganz besondere Art des Trainings. Jens sagt:

    Wer wäre dafür auch besser geeignet als der kleine Bruder oder die große Schwester? Die können einen wenigstens nicht mit dem ewig gleichen Argument »Dann lad ich dich nicht zu meinem Geburtstag ein« oder »Dann bist du nicht mehr meine Freundin« kommen. Außerdem ist die eigene Familie meistens wunderbar griffbereit. So ein Geschwisterkind steht eben viel häufiger zur Verfügung als die australische Brieffreundin oder die Jungs aus dem Hockeyverein.
    Was liegt also näher, als gleich beim Mittagessen, beim Zähneputzen oder auf der nächsten langweiligen Autofahrt mit dem Konflikt- und Sozialtraining anzufangen? Auf diese Weise verordnen sich unsere Kinder gegenseitig ein Trainingspensum, dessen Intensität jeden Profisportler vor Neid erblassen lässt. Soweit, so gut. Doch genau da ist der springende Punkt, denn:
    Sport ist nicht per se gesund, und auch Streiten ist nicht einfach so und von sich aus gut.

    Deshalb habe ich für uns und unseren Nachwuchs folgende Regeln aufgestellt:

    1. Geschwister dürfen streiten.

    Das haben Mama und Papa auszuhalten, ohne jedes Mal mit den Augen zu rollen und bei der erstbesten Zickerei mit Fußballkarten-Entzug oder Paprikaauflauf zu drohen. Das heißt aber nicht automatisch, dass Schwestern und Brüder mit ihrem Gegenüber
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