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Der kleine Streitberater

Der kleine Streitberater

Titel: Der kleine Streitberater
Autoren: Stephanie Schneider
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einfach mal bei dir an. Was ist los?«

    Zum anderen Kind: »Du bist gleich dran und darfst dann auch in Ruhe aussprechen.«

    2. Der andere darf erzählen.
    »Jetzt bist du dran. Was hat dich so aufgeregt?«

    3. Zusammenfassen und Rückmeldung einfordern.
    »Was ich verstanden habe, ist: Du wolltest nicht, dass Ben in dein Zimmer geht. Und Ben, du willst nicht von Nina geschubst und festgehalten werden, ja? Ist das richtig so? Habe ich das richtig verstanden?«
    Häufig ist der größte Zorn schon verraucht, wenn beide in Ruhe erzählen durften.

    4. Die Lösung
    Oft ist die Lösung sehr einfach: Beide versprechen, das zu tun, was der andere möchte.
    »Ihr habt gehört, was der andere will. Ist das für euch in Ordnung? Du gibst ihm die Taschenlampe heraus und hörst auf zu hauen und dafür hält er sich dann von deinem Zimmer fern?«

    (Auf der nächsten Seite geht es mit der Streitschlichter-Taktik weiter.)

    In den meisten Fällen löst sich der Streit an dieser Stelle in Luft auf. Wissen Sie jetzt, warum ich über die Einfachheit dieser Methode so erstaunt bin? Liegt es daran, dass ich extra ruhig spreche und ein wichtiges Gesicht aufsetze? Haben die Kinder so das Gefühl, ernst genommen zu werden? Ich habe keine Ahnung.
    Aber natürlich läuft es nicht jedes Mal so reibungslos. Manchmal müssen wir auch nach anderen Lösungen suchen.

    5. Alternativen suchen
    »Wie könntet ihr euch sonst noch einigen? Jetzt müssen wohl beide ein bisschen nachgeben.«
    Wenn den Kindern nach kurzer Denkpause nichts einfällt, mache ich auch mal einen Vorschlag. Je nach Streitthema sage ich zum Beispiel:
    »Wäre es für euch in Ordnung, wenn ihr euch alle fünf Minuten abwechselt?« oder
    »Kannst du ihm stattdessen etwas anderes geben?«
    oder
    »Hast du einen anderen Vorschlag?«

    6. Das Ende ohne eine Einigung
    Und was ist, wenn nicht beide Kinder auf meine Angebote eingehen? Ich kämpfe nicht darum, dass sie eine Lösung finden. Schließlich ist dieser Streit nicht mein Problem! In der Regel sage ich in einem solchen Fall so ruhig wie möglich:
    »Mir scheint, es gibt grad keine Lösung.«

    Meine Kinder machen in diesen Momenten eine wichtige Erfahrung: Wenn einer die Verhandlungen boykottiert, geht es nicht voran. Ich schaue den Kooperativeren der beiden an und sage:
    »Es tut mir leid für dich, aber wenn jemand sich querstellt, dann können wir uns noch so viel Mühe geben, dann kommen wir hier zu keiner guten Lösung. Das lässt sich gerade nicht ändern.«
    Manchmal hatte ich das Gefühl, dieser Satz hat meinen Kindern mehr gebracht als jeder herbeigeredete Kompromiss. Manchmal bestimme ich an dieser Stelle auch über die Köpfe der Kinder hinweg, um die Situation zu klären. Zum Beispiel behalte ich den Gegenstand, um den die beiden sich gestritten haben, erst mal für eine angekündigte Zeit für mich.
    Und noch etwas klappt gut. Erzwingen Sie keine sofortige Einigung! Manchmal kann unser Gegenüber offensichtlich nicht sofort nachgeben, weil es sonst sein Gesicht verlieren würde. Oft regelt sich die Situation dann fünf Minuten später, wenn das Kind wieder unbeobachtet ist.
    »Vielleicht gibst du Nina einfach etwas Zeit, Ben. Vielleicht überlässt sie dir dann die Taschenlampe doch.«

    Sie haben eine Hilfestellung gegeben. Jetzt wird es Zeit, sich zurückzuziehen. Dann haben die Kinder die Chance, die Situation nach einer kleinen Verschnaufpause selbst zu klären.

Es ist Zeit für Versöhnung? Herzlichen Glückwunsch. Aber verderben Sie Ihr Friedensangebot nicht, indem Sie es an Bedingungen knüpfen. Konsequente Eltern sind klasse, aber genau das hier ist nicht der richtige Moment dafür. Sich zu vertragen ist der wichtigste, erste Schritt. Alles andere lässt sich auch später klären.

    Viele Eltern haben Angst davor, ihr Gesicht zu verlieren, wenn sie nach einem Familienstreit zu schnell vergeben und vergessen. Sie fragen sich: »Tanzt mein Kind mir nicht zukünftig auf der Nase herum, wenn ich ihm nach dem unmöglichen Verhalten nicht erst einmal die kalte Schulter zeige?« Aber diese Sorge ist überflüssig.
    Wenn es um Ihre Kinder geht, brauchen Sie nicht zu kämpfen. Der Grund dafür ist ganz einfach: weil Sie die Eltern sind. Für Ihr Kind sind Sie eine natürliche Autorität und das Maß aller Dinge. Ja, auch dann, wenn der Nachwuchs gerade alles daran setzt, Ihnen das Gegenteil zu beweisen. Also trösten Sie Ihr streitgeschundenes Selbstbewusstsein und glauben Sie an sich!
    Eltern, die gegen ihre
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