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Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Der Kleine Mann und die Kleine Miss

Titel: Der Kleine Mann und die Kleine Miss
Autoren: Erich Kästner
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einen Brief an
Herrn Lemke, der den ersten Band vom kleinen Mann illustriert hat. Ich schrieb:
    »Machen
Sie doch, bitte, für den Anfang des zweiten Bandes zehn Zeichnungen über den
ersten Band! Dann wissen die Kinder, die ihn nicht kennen, was darin passiert
ist. Und die anderen Kinder, die ihn schon kennen, werden trotzdem ihren Spaß
haben, weil für sie die zehn Zeichnungen neu sind. Übrigens, sollten Sie beim
Nachdenken Schwierigkeiten haben, machen Sie’s wie ich: Setzen Sie sich in der
Dämmerung auf die Treppe!«
    Ein
paar Tage später kam die Antwort. »Ich habe«, schrieb Herr Lemke, »Ihren Rat
befolgt und mich in der Dämmerung auf die Treppe gesetzt. Ihr guter Rat war
leider teuer, denn die Treppe war frisch gestrichen, und das merkte ich erst,
als jemand die Hausbeleuchtung anknipste. Graue Hosen mit rotem Hosenboden
sehen grässlich aus. Die zehn Zeichnungen schicke ich trotzdem.
    Mit
den besten Grüßen von Treppe zu Treppe
    Ihr Horst Lemke.«
     
     
    Er
schickte die Zeichnungen. Ich machte die Unterschriften. Und nun hoffen er und
ich, dass den Nochnichtkennern des ersten Bandes die nächsten Seiten von Nutzen
sein und, wie das ganze Buch, allen Lesern Spaß machen werden.

    Das
sind die zwei kleinsten Mitglieder der chinesischen Akrobatentruppe ›Familie
Bambus‹ vom Zirkus ›Stilke‹. Sie heißt Tschin Tschin und er Wu Fu. Beide sind
etwa fünfzig Zentimeter groß und miteinander verheiratet. Aber eigentlich
heißen sie Pichelsteiner, stammen aus Pichelstein im Böhmerwald und sind gar
keine Chinesen. Das böhmische Dorf Pichelstein ist aus drei Gründen berühmt:
Alle Einwohner sind von winzigem Wuchs. Alle heißen Pichelsteiner. Und alle
sind hervorragende Geräteturner.

    Das
ist Tschin Tschins und Wu Fus Sohn. Er heißt Mäxchen Pichelsteiner, wird der
kleine Mann genannt und schläft, weil er nur fünf Zentimeter misst, in einer
Streichholzschachtel. Mit sechs Jahren verliert er seine Eltern. Sie werden
während eines Sturms vom Eiffelturm geweht. Zwei Wochen später fischt ein
portugiesischer Dampfer ihre beiden schwarzen Chinesenzöpfe aus dem
Atlantischen Ozean. Die Zöpfe werden in einem Elfenbeinkästchen von den
Zirkusleuten feierlich begraben.
    Und
Mäxchen ist sehr, sehr unglücklich.

    Das
ist Professor Jokus von Pokus, der Zauberkünstler des Zirkus. Er behütet und
erzieht den kleinen Mann und bringt ihm Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Das
ist bei einem fünf Zentimeter kleinen Jungen sehr kompliziert. Nachts steht die
Streichholzschachtel mit Mäxchen auf dem Nachttisch des Professors. Emma und
Minna schlafen auf dem Schrank und Alba, das weiße Kaninchen, in einem
Spankorb. Emma und Minna sind keine Dienstmädchen, sondern Lachtauben, die,
genau wie das Kaninchen, dem Professor beim Zaubern helfen.

    Das
ist der Schöne Waldemar, von Beruf Schaufensterpuppe, bis ihn der Jokus kauft.
Warum? Weil Mäxchen, so winzig er ist, Artist werden möchte. Der Jokus hat den
rettenden Einfall: Er wird Mäxchen zum ersten unsichtbaren Artisten machen!
    Deshalb
muss der Knirps monatelang auf dem Schönen Waldemar klettern und turnen, bis er
alle Kunststücke beherrscht, die für eine sensationelle Zirkusnummer notwendig
sind. Den Titel dafür haben sie schon: ›Der große Dieb und der kleine Mann‹.

    Das
sind der dicke Herr Mager und der Rechtsanwalt Dr. Hornbostel. Sie stehen, ohne
Krawatte, Schnürsenkel und Hosenträger, in der Manege und sind vom Jokus und
mit Mäxchens unsichtbarer Hilfe ratzeputzekahl ausgeraubt worden, ohne dass
sie’s gemerkt hätten. Natürlich kriegen sie alle dreißig Gegenstände wieder.
(Auf Seite 79 im ersten Band sind sie genau aufgezählt.) Das Publikum lacht
sich halb tot. Und als der Jokus zum Schluss Mäxchen herumzeigt, nimmt der
Jubel kein Ende. Der Professor und sein Zauberlehrling werden über Nacht
berühmt.

    Das
ist Mäxchens Wohnung nach Maß, ein Geschenk des Königs Bileam von Breganzona.
Nun badet der Junge in einer Badewanne statt wie bisher in des Professors
Seifenschale. Ja, der Ruhm hat angenehme Seiten. Der Turnverein Pichelstein
(T.V. 1872) ernennt Mäxchen zum Ehrenmitglied. Und eine Spielzeugfirma verkauft
Streichholzschachteln, worin Puppen liegen, die wie Mäxchen aussehen. – Als der
Jokus eines Tages ins Hotel kommt, liegt nicht Mäxchen in der alten Streichholzschachtel,
sondern eine Puppe! Der Junge ist gestohlen worden!

    Das
sind Bernhard und der Kahle Otto, zwei wüste Zeitgenossen. Sie sind Mitglieder
einer
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