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Der kleine Koenig von Bombay

Der kleine Koenig von Bombay

Titel: Der kleine Koenig von Bombay
Autoren: Chandrahas Choudhury
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ein Schwachsinn. Lenk nicht ab. Ich bin aus einem ganz bestimmten Grund hier und sicher nicht, um mit dir Tee zu trinken. Lass uns endlich klare Verhältnisse schaffen, ein für allemal.«
    »Ich hab doch schon gesagt, Deepakbhai – ich arbeite daran. Gib mir noch ein bisschen Zeit.«
    »Weißt du was, ich habe eine Idee«, sagte Deepak. »Ich verstehe jetzt, warum wir solchen Ärger hatten. Wir sind das Ganze falsch angegangen. Wir haben diese Zahlung als ein großes Ei betrachtet. Aber jetzt denke ich, es könnten doch eigentlich auch vier oder fünf kleine Eier sein? Dann kannst du jeden Monat eins legen.«
    »In dem Restaurant um die Ecke gibt es leckere Omelettes, Deepakbhai. Ich lad dich ein.«
    »Bleib beim Thema und tu nicht so schlau. Das ist das Problem bei dir. Selbst wenn jemand versucht, dir zu helfen, musst du noch so schlau tun. Wahrscheinlich kommst du bei allen anderen damit durch, aber bei Deepak funktioniert das nicht, ist das klar?«
    »Tut mir leid, Deepakbhai.«
    »Also, wie gesagt, wir wickeln das Ganze in Raten ab. À tausend. Ab morgen. Ich renn dir nicht mehr hinterher. Morgen um sechs kommst du zu mir und gibst mir tausend Rupien. Und nächsten Monat genauso und im übernächsten wieder, und wenn du regelmäßig bezahlst, ist diese leidige Geschichte Ende des Jahres erledigt – so lang haben wir noch nie jemandem Zeit gegeben. Siehst du, du kriegst sogar eine Sonderbehandlung, weil du so klein bist und weil nichts leicht für dich ist. Was hast du dazu zu sagen?«
    »Das ist ein – ein – ein guter Plan, Deepakbhai. Aber ich komme lieber um sieben, nicht um sechs.«
    »Wie du willst. Also dann um sieben. Aber wenn du danach wieder irgendwelchen Unfug verzapfst, geht’s dir an den Kragen. Bisher hast du mich nur von meiner guten Seite erlebt. Wenn Deepak beschließt, fies zu sein, dann ist er wirklichfies. Hier, steck diesen Zettel ein. Da steht meine Adresse drauf. Apartment 27, Gebäude 2, Old Wadia Chawl, Chira Bazaar.«
    »Old Wadia Chawl? Ich kenne noch jemanden, der da wohnt! Phiroz, der leitende Filmvorführer bei uns im Kino.«
    »Es ist mir völlig schnurz, ob Phiroz oder irgendein anderes Ross da wohnt. Das Einzige, was mich interessiert, ist, dass du mir morgen um sieben das Geld vorbeibringst. Danach kannst du deinen Freund besuchen gehen. Hast du mich verstanden?«
    »Ich komme, Deepakbhai. Du wirst es nicht glauben, aber ich hatte selbst kein gutes Gefühl bei dieser ganzen Sache.«
    »Das glaube ich dir, wenn ich das Geld sehe. Und jetzt muss ich eine rauchen, du hast mich nämlich ganz schön gestresst. Ihr kleinen Leute macht echt den größten Ärger. Bei meinen Kindern ist das genauso.« Deepak fischte in seiner Hosentasche herum, fand aber nur sein Portemonnaie, sein Handy, einen Schlüsselbund, eine Zugfahrkarte und eine Plastikeidechse. »Hast du vielleicht eine Zigarette?«
    »Ja, Deepakbhai. Hier. Sie ist ein bisschen zerdrückt, tut mir leid.«
    »Schon recht – ist halt so.« Deepak zündete sich die schlaffe Zigarette mit etwas Mühe an und nahm dann einen tiefen Zug. »Was guckst du denn so? Du kannst jetzt gehen.«
    »Sie hat einen Knick gekriegt, als ich gerade hingefallen bin, Deepakbhai, es ist also nicht meine Schuld. Ich sollte meine Zigaretten in der Hemdtasche aufbewahren, aber da habe ich immer mein Busgeld drin, und man kommt so schlecht an die Münzen dran, wenn eine Schachtel Zigaretten im Weg ist. Es ist so, wie wenn man versucht, jemanden um eine Säule herum zu fangen.«
    »Ist schon okay – schließlich ist es nur eine Zigarette und keine Blume für deine Freundin, die frisch und schön sein müsste«, sagte Deepak. »Was bist du für ein Schwätzer!« Er stieß den Zigarettenrauch in Form von hübschen runden Ringen aus, wirkte dabei aber nicht so, als täte er irgendetwas Ungewöhnliches, was vermutlich Teil der Inszenierung war. »Na denn. Und wie steht’s mit deinem Kino? Du wirst befördert?«
    »Ja, Deepakbhai. Ich werde die Aufsicht über den Vorführraum haben. Du weißt sicher, was ein Vorführraum ist.«
    »Klar. Das ist der Raum, der oben an der Wand ein Loch hat, wo der Film rausflutscht wie ein Haufen Scheiße«, sagte Deepak mit einem heiseren Lachen, das einige Vögel, die sich genähert hatten, und ein kleines Schwein verscheuchte.
    »Vielleicht hast du dir darüber noch nie Gedanken gemacht«, sagte Arzee, ohne die Zote zu beachten, »aber ohne Projektion gibt es keinen Film. Und je besser die Projektion, desto besser der
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