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Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Titel: Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)
Autoren: Kester Schlenz , Joja Wendt
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Strato tat es ihm gleich.
    «Gitarren-Raketen», dachte der Flügel und sah nun auch, wie Moog und Tri links und rechts heranrasten und versuchten, einen Zangenangriff auf die Schergen zu unternehmen. Er fühlte großen Stolz auf seine Freunde, aber auch Angst, denn der Kerl und die Frau waren nur kurz überrascht, fingen sich schnell wieder und begannen den Gegenangriff.

    Der Flügel sah hoch zu Theodora. Sie war der Hauptfeind. Sie musste besiegt werden. Aber die Orgel hob schon wieder siegesgewiss ihren Taktstock.
    Der Flügel konzentrierte sich, sammelte all seine Kraft. Er spürte die Lyra in sich, erinnerte sich an den brutalen Kampf mit der Guarneri in der Halle der Intervalle. Er musste versuchen, auch hier Töne in Energie zu verwandeln. Es musste ihm einfach gelingen! Und dann schlug er mit allen Hämmern gleichzeitig auf seine Saiten und sah hinauf zur Orgel.
    Die Töne stiegen in einer gewaltigen Dissonanz auf wie ein Insektenschwarm, verdichteten sich zu einem heißen Feuerball und schossen nach oben in Richtung der Orgel.
    Die aber lachte nur und schrie: «Du glaubst doch nicht, dass du mich mit Musik besiegen kannst. Mich!»
    Sie senkte eine ihrer großen Pfeifen, ließ einen gewaltigen dunklen Ton erklingen, der sich ebenfalls materialisierte, eine Art Wolke bildete und den Feuerball des Flügels in der Luft traf. Es zischte. Der Feuerball stand nun in der Luft und wurde von der Energie der Orgel langsam, aber beständig wieder zurück in Richtung des Flügels gedrückt. Entsetzt erkannte der, dass er zum Opfer seiner eigenen Waffe werden würde.

    Neben ihm trafen unterdessen seine Freunde und die Gehilfen der Orgel aufeinander.
    Die Rothaarige schwang ihren Knüppel und traf den heranrasenden Fendi an der Seite. Der Bass spürte einen stechenden Schmerz und fiel zu Boden. Die Frau hob ihren Knüppel, aber im gleichen Moment donnerte Tri hell kreischend mit hoher Geschwindigkeit gegen ihre Schläfe und brachte sie aus dem Gleichgewicht – Zeit genug für Fendi, sich wieder aufzurappeln und die Flucht zu ergreifen.
    Die Rothaarige hielt sich den schmerzenden Kopf, begann sich aber schon wieder nach ihren Angreifern umzusehen.
    Strato schoss auf den groben Kerl zu; der schlug mit seinem Knüppel nach der die Gitarre, verfehlte sie, griff aber schneller, als man es ihm zugetraut hätte, zu und packte Strato mit seinen großen Händen am Hals. Es gab ein hässliches Geräusch, als eine von Stratos Saiten riss. Der Kerl lachte und hob die Gitarre mit beiden Händen über seinen Kopf, bereit, sie auf dem Hallenboden zu zerschmettern. In diesem Moment aber hatte Moog ihn erreicht und krachte dem Riesen mit großer Wucht gegen das Knie. Der schrie vor Schmerzen auf, knickte ein und ließ Strato los. Die Gitarre fiel in Richtung Hallenboden, wurde aber von Moog abgefangen, der mit seiner Freundin auf dem Rücken erst einmal das Weite suchte.

    Der Flügel spürte währenddessen, wie sich der Feuerball langsam immer weiter in seine Richtung schob. Schon spürte er die Hitze der Dissonanz, die er selbst erzeugt hatte und die die Orgel nun mit sadistischer Freude zurück zu ihm schickte. Seine Polyesterlackierung warf erste Blasen. War das das Ende? Würde er hier in der großen Halle verschmoren? Aber er war unfähig, sich zu bewegen. Die Orgel bannte ihn mit ihrem bösen Blick.

    Die Rothaarige und der Riese standen nun nebeneinander, besprachen sich kurz und rannten dann auf Strato, Fendi, Tri und Moog zu, die sich in einer Ecke hinter einer Säule gesammelt hatten.

    Das Orchester der Theodora starrte gebannt auf das Kampfgeschehen. Niemand griff ein. Doch was war das? Aus der oberen Ebene stiegen drei Instrumente mit grimmig entschlossenem Ausdruck herab – eine Trompete, eine Oboe und das Cembalo. Es waren die Offiziere der Orgel, die sich ebenfalls auf den Flügel und seine Instrumente stürzen wollten – aber sie kamen nicht weit. Drei Trommeln und zwei Becken stellten sich ihnen in den Weg.
    «Bis hierhin und nicht weiter», sagte eine der Trommeln. «Bevor ihr in diesen Kampf eingreift, müsst ihr erst mit uns fertigwerden.»
    «Und mit uns», brummte eine andere Stimme. Sie gehörte der großen Tuba, die mit einer Querflöte und einer Bratsche nun ebenfalls den Offizieren Paroli bot. Die blieben geschockt, wo sie waren. Mit Widerstand hatten sie nicht gerechnet.

    Der Flügel litt. Diese Hitze!

    Die Schergen der Orgel hatten die Gefährten des Flügels nun beinahe erreicht und hoben ihre
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