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Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)

Titel: Der kleine Flügel: Eine phantastische Geschichte mit Musik (German Edition)
Autoren: Kester Schlenz , Joja Wendt
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unterbrochen. Theodora schien ihrem Ziel nahe zu sein.
    Dann erhob sich die Lyra wieder, schwebte langsam auf die stumm dastehenden Gefährten zu und hüllte die ganze Gruppe in einen Nebel reinen blauen Lichts.
    Die Freunde erschauerten.
    «Wow», sagte Strato.
    «Krass», brummte Fendi.
    «Das fühlt sich gut an», seufzte Moog.
    «Mir kann jetzt keiner mehr was», rief Tri.

    Auch der Flügel fühlte sich wunderbar unter dem Einfluss des magischen Lichts, aber er konnte den wohligen Schauer nicht genießen. Nicht, solange dort oben die Musik in Gefahr war. Die Lyra schien seine Gedanken lesen zu können, denn auf einmal ertönte eine Stimme in ihrem Korpus: «Wir dürfen keine Zeit verlieren. Ich bin noch schwach, öffne deinen Deckel, mein Flügel, und dann lass uns retten, was zu retten ist.»
    Und staunend sahen die Gefährten des Flügels zu, wie ihr Freund seinen Deckel öffnete, die Lyra hineinschwebte und der Deckel sich wieder schloss.
    «Freunde», rief der Flügel dann. «Ich weiß nicht, ob wir das gleich überleben. Aber wir haben jetzt keine Wahl mehr. Liebe Celesta, zeig uns den Weg nach oben in die Halle.»

    Die Celesta nickte nur und rollte vor; die Gefährten folgten ihr. Entschlossen zwar, aber dennoch voller Angst vor dem Kampf mit Theodora und ihren Schergen. Ihre einzige Hoffnung war die Lyra. Aber konnte das so sehr geschwächte göttliche Instrument ihnen wirklich helfen? In wenigen Minuten würden sie es wissen.

    Die Celesta führte die Gruppe zielstrebig durch Gänge und über Treppen hinauf in die Halle. Niemand stellte sich ihnen in den Weg; alle schienen dort oben beim finalen Konzert zu sein, dessen Töne nun ständig lauter wurden und jeden der Gefährten bis in die letzte Faser ihrer Klangkörper erzittern ließen.
    Dann endlich hatten sie die Halle erreicht.
    Hinter einer großen Säule versteckt sahen sie, dass das große Tor zur Ebene weit offen war. Der Notenmond prangte hoch am Himmel und stand senkrecht über der Ebene in einer Linie mit dem großen Gebirge. Die Musik drang wie eine Flut nach draußen und schoss wie eine Welle hoch in den dunklen Himmel. Blitze zuckten auf. Es donnerte. Der Notenmond begann zu glühen und zu vibrieren. Und dann sahen die Gefährten, wie sich der Himmel auf sonderbare Weise zu verändern begann. Es gab hell leuchtende Risse, als ob etwas dahinter Verborgenes nun zum Vorschein kommen wollte. Der Flügel erkannte, um was es sich handelte: Er sah Wolken, Sonnenlicht, einen Vogelschwarm. Einen Kirchturm. Und er hörte in all dem Lärm um ihn herum bekannte Geräusche aus der Welt der Menschen: Kinderlachen, Autohupen. Stimmengewirr. Das Rattern eines Zuges. Die Dimensionen begannen sich zu vermischen. Die magische Drift war in vollem Gange!

    «Neiiin!», schrie der Flügel und rollte mitten in die Halle hinein.

    Ihm bot sich ein Bild des Grauens. Theodora dirigierte ihr Orchester wie entfesselt, mit weit aufgerissenem Auge. Die Instrumente wankten vor Erschöpfung, aber sie spielten das Seikilos-Lied immer wieder, immer lauter und immer schneller. Und unten standen die rothaarige Frau und der grobe Kerl, starrten begeistert zur Orgel hoch und dirigierten mit wilden Bewegungen mit.
    Der Flügel schrie noch einmal laut und begann dann, gegen den Lärm anzuspielen. Eine schnelle, harte Improvisation, basierend auf der Seikilos-Melodie, von der er sich aber schnell löste. Schon begannen die Instrumente des Theodora-Orchesters, die ihm am nächsten standen, durcheinanderzugeraten und hörten nacheinander auf zu spielen. Schließlich registrierte die Orgel mit einem lauten Zischen die Störung, sah sich hektisch suchend in der Halle um und entdeckte den Flügel.
    Vollkommen fassungslos ließ sie ihren Taktstock sinken.
    Das Orchester verstummte.
    Die Rothaarige und ihr Kumpan fuhren herum.
    «Duuuuu!», schrie Theodora.
    Draußen donnerte es wieder. Ein Blitz zuckte und ließ das Auge der Orgel blutrot leuchten.
    «Zerstört ihn!», schrie Theodora mit sich überschlagender Stimme.
    Der Riese und die Frau rannten auf den Flügel zu, mit großen Knüppeln in den Händen und vor Wut verzerrten Gesichtern.
    Aber bevor sie das tapfere Instrument erreicht hatten, stürmten Strato, Fendi, Moog und Tri hinter der Säule hervor und warfen sich den beiden entgegen. Nur die Celesta blieb vor Angst zitternd zurück.
    «Attacke!», schrie Fendi, ging in die Waagerechte und flog mit seinem massiven Korpus, so schnell er konnte, auf die beiden Schergen zu, und
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