Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst
Autoren: Peter Prange
Vom Netzwerk:
geklaut?«
    Â»Nein«, rief Teofilo. »Nur geliehen! Aus der Schatulle meiner
Mutter.«
    Â»Ohne sie zu fragen?«
    Teofilo empfand ihre Blicke wie Nadelstiche und schlug die Augen
nieder.
    Â»Ich dachte«, flüsterte er so leise, dass er seine eigene Stimme
kaum hörte, »wir brauchen doch einen Ring. Ich meine – zur Verlobung.«
    Einen endlos langen Augenblick schwebte das Wort zwischen ihnen in
der Stille. Teofilo wagte kaum, Chiara anzusehen. Er hatte seinen ganzen Mut
zusammengenommen, um dieses eine Wort zu sagen. Wenn Chiara ihm jetzt den Ring
zurückgab, würde er sich von dem Felsen in den Abgrund stürzen – vor ihren
Augen.
    Â»Teofilo?«
    Â»Ja?«
    Voller Angst, dass sie den Ring von ihrem Finger streifte, hob er
seinen Blick. Chiara war so rot im Gesicht, als wäre sie den ganzen Weg von der
Burg bis hierher gerannt. War sie so wütend auf ihn? Teofilo machte sich auf
das Schlimmste gefasst. Doch dann geschah etwas, was er sich so oft schon
vorgestellt hatte, wenn er abends im Bett lag und an sie dachte, doch wovon er
nie im Leben geglaubt hätte, dass es einmal Wirklichkeit werden würde: Statt
ihm den Ring zurückzugeben, beugte Chiara sich vor und gab ihm einen Kuss –
mitten auf den Mund!
    Â»Danke«, flüsterte sie.
    Teofilo war unfähig, etwas zu erwidern. Der Kuss auf seinen Lippen
schmeckte noch süßer als die süßeste Brombeere. Zum Glück übernahm Chiara auch
weiter das Reden.
    Â»Ich … ich habe eine Frage.«
    Teofilo räusperte sich. »Was denn?«
    Â»Aber nur, wenn du mir versprichst, mich nicht auszulachen.« Sie
schien genauso verlegen wie er.
    Â»Versprochen!«
    Sie holte tief Luft, dann sagte sie: »Weißt du eigentlich, was
Männer und Frauen miteinander tun, wenn sie verheiratet sind?«
    Â»Um Gottes willen! Wie kommst du denn darauf?«
    Â»In zwei Jahren werden wir heiraten, und da will ich endlich wissen,
was wir dann …« Sie machte eine Pause und schaute ihn an. »Du weißt es also
auch nicht, oder?«
    Teofilo musste schlucken. Natürlich wusste er die Antwort, seine
älteren Brüder hatten es ihm erklärt, als sie dabei zugesehen hatten, wie der
Hengst ihres Vaters eine Stute besprang. Aber das konnte er Chiara unmöglich
sagen.
    Plötzlich fiel Teofilo ein Satz ein, von dem er nicht wusste, woher
er stammte, doch der alles in sich schloss, was er mit der Vorstellung von
Hochzeit und Heirat und Ehe verband.
    Â»Ich glaube, sie zeigen sich den Himmel.«
    Â»Den Himmel?«, wiederholte Chiara staunend. »Wie soll das gehen?«
    Ein Schmetterling tanzte vor ihrem Gesicht, aufgeregt flatternd
stand er für einen Moment in der Luft und setzte sich dann auf ihr Knie, das
nackt unter ihrer Tunika hervorschaute.
    Teofilo spürte, wie ihm der Mund austrocknete, die Augen wie gebannt
auf den Schmetterling gerichtet, der da auf dieser nackten Haut saß. Jetzt
konnte kein Wort der Welt ihm weiter helfen – viel zu stark war das Gefühl, das
ihn überkam.
    Â»Was … was hast du?«, fragte Chiara.
    Am ganzen Leib zitternd, starrte Teofilo auf den Schmetterling. Und
obwohl er wusste, dass es etwas Verbotenes war, berührte er Chiaras Knie und
schob seine Hand unter den Saum ihres Gewands.
    7
    Chiara hielt den Atem an, als sie die Hand auf ihrem nackten
Schenkel spürte. Was war das für eine Gänsehaut, die plötzlich an ihren Beinen
hinaufkroch, immer höher und höher, ein gleichzeitig fürchterliches und ganz
wunderbares Gefühl? Teofilo zog ein Gesicht, als würde er beten. Seine großen
grünen Augen, die manchmal so spöttisch und hochmütig blickten, verloren sich
in ihren Anblick, und sein Mund mit den vollen Lippen stand einen Spalt weit
auf. Eine schwarzbraune Locke fiel ihm in die Stirn und warf einen Schatten auf
seine olivfarbene Haut. Ohne die Augen von ihr zu lassen, blies er die Locke
aus seinem Gesicht, während er mit erstarrter Miene der Bewegung seiner eigenen
Hand folgte. Wusste er vielleicht selber nicht, wohin sie wanderte? Das
unheimliche Gefühl drang jetzt bis in Chiaras Schoß und breitete sich von dort
in ihrem ganzen Körper aus. Kein einziger Laut war zu hören, nur ein leises
Knacken der Zweige.
    Â»Was … was tust du da?«
    Teofilo warf die Locken aus der Stirn und schaute sie mit seinen
grünen Augen an. Als sie den Glanz darin sah, erschrak sie. Diesen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher