Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb
Autoren: Brom
Vom Netzwerk:
zu zeigen.
Ich muss listig sein
, dachte er.
Schließlich will ich mir nicht den Spaß verderben
.
    Er betrachtete die ausdruckslosen, verwirrten Mienen der drei älteren Jugendlichen und dachte:
Sie sind blind. So blind wie eine Nuss in ihrer Schale. Überall um sie herum ist Magie, und sie bemerken nicht die Spur davon.
Wie war das möglich? Vor nur wenigen Jahren, wenn nicht gar Monaten, waren sie noch Kinder gewesen, ihre Körper und Seelen von Magie durchdrungen, lebendig und offen für all die Zauberdinge, die sie umtanzten.
Jetzt seht sie euch an, diese elenden, verunsicherten kleinen Nichtskönner, die den Rest ihres Lebens mit dem Versuch verbringen werden,etwas wiederzufinden, ohne auch nur zu wissen, dass sie es verloren haben.
    Ich würde diesen dreien einen Gefallen tun, wenn ich sie aufschlitze.
Seine Augen fingen bei dem Gedanken an zu leuchten.
Teufel auch, und es wäre ein Heidenspaß, ihre Gesichter zu beobachten, wenn sie mit ihren eigenen Eingeweiden jonglieren. Ein Heidenspaß.
Aber er war nicht hier, um sich zu amüsieren. Er war hier, um einen neuen Freund zu gewinnen.
    Peter schaute zu dem Jungen, dem die Hose um die Knöchel schlackerte und der so krampfhaft versuchte, nicht in Tränen auszubrechen. Dieses Kind musste er auf seine Seite ziehen, denn man konnte Kinder nicht gegen ihren Willen in den Nebel bringen. Das würde der Nebel niemals zulassen. Allerdings konnte man Kinder in den Nebel
führen
. Deshalb mussten sie einem vertrauen. Und das Vertrauen von Kindern gewann man nicht, indem man direkt vor ihren Augen andere Jugendliche aufschlitzte, selbst wenn es sich um gemeine, hässliche Jugendliche handelte. So schloss man keine neuen Freundschaften.
    Peter stellte fest, dass dieser Teil der Jagd ihm großen Spaß machte. Er gewann gerne die Herzen von Kindern. Das gab ihm die Gelegenheit, ein Weilchen zu spielen.
Spiele sind wichtig. Schließlich unterscheidet mich genau das von diesen dumpfen, glotzäugigen Schwanzlutschern, nicht wahr?
    Also beschloss der Kinderdieb, sich ein bisschen mit ihnen zu vergnügen.
     
    »Darf ich auch mitspielen?«, wiederholte der Junge.
    Freddie versteifte sich, und sein Griff wurde fester. Nick nahm an, dass dieser rothaarige, goldäugige Junge Freddie genauso verunsicherte wie ihn selbst.
    »Verdammt, wer bist du?«, zischte Bennie.
    »Peter.«
    »Und was willst du?«
    »Spielen«, sagte Peter entnervt. »Wie oft muss ich denn noch fragen, Mäusehirn?«
    Bennies eine große Augenbraue zog sich zusammen. »Mäusehirn?«
    Zum ersten Mal, seit Nick zurückdenken konnte, wirkte Bennie ratlos. Der Kerl warf Freddie einen Blick zu, als wüsste er nicht genau, ob man ihn beleidigt hatte oder nicht.
    »Oh Mann. Junge, das hättest du nicht tun sollen«, sagte Freddie. »Dafür bringt er dich um.«
    Doch Bennie sah nicht aus, als hätte er vor, jemanden umzubringen. Typen wie er waren es nicht gewohnt, dass andere Jungs ihnen blöd kamen. Es brachte sie aus dem Konzept.
    »Also, was sind die Regeln?«, fragte Peter.
    »Hä?« Verwirrt zog Bennie die Braue zu einem dichten Büschel zusammen.
    »Na, die Regeln, du Schlaukopf«, sagte Peter und verdrehte die Augen zum Himmel. »Was für Regeln hat das Hosenspiel, Mister Hängeklöten?«
    »Regeln?«, wiederholte Bennie, der nun nicht mehr verwirrt, sondern stinksauer klang und sein Gleichgewicht langsam wiederfand. Er schleuderte Nicks Tasche zu Boden und deutete mit einem Finger drohend auf Peter. »Ich spiele nicht nach irgendwelchen Regeln, du Volldepp!«
    »Gut«, sagte Peter, und bevor jemand auch nur blinzeln konnte, schoss er vor und zog Bennie die weite Trainingshose bis zu den Knöcheln herunter.
    »PUNKT FÜR MICH!«, rief Peter.
    Einen regungslosen Moment lang stand Bennie einfach nur mit offenem Mund da und starrte auf seine Unterhose herab. Genau genommen starrten alle auf seine Unterhose, bei der es sich nicht etwa um ein schickes Calvin-Klein-Modell handelte. Vielmehr trug Bennie eine klassisch weiße 08/15-Unterhose,die offenbar über mehrere Geschwistergenerationen hinweg Flecken und Löcher angesammelt hatte.
    Bennies Gesicht wurde lavalampenrot, und als er wieder aufblickte, sah er aus, als würden ihm gleich die kleinen Äuglein aus den Höhlen springen.
    »DU KLEINER ARSCH!«, schrie Bennie und langte nach Peter. Doch der goldäugige Junge war schnell, unglaublich schnell. Nick konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor gesehen zu haben, dass jemand sich so schnell bewegte. Bennie griff ins
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher