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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
Autoren: Moritz von Lech
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damit die Herren sich im Tri k linum umso ungestörter unterhalten konnten. Im Moment jedoch versuchten die ehrbaren Matronen krampfhaft zu übersehen, was sie aus Anstand nicht wahrnehmen durften und Lucius, der sich unter den Eingeladenen befand, amüsierte sich über die ve r stohlenen Blicke, die doch immer wieder zwischen die Beine des schamlosen Gottes wanderten. Von einer leichten Konversation zur andern wandernd, bewegte er sich durch die Grüppchen der Gäste und sonnte sich einmal mehr in der Anerkennung, die er inzwischen in aristokratischen Kreisen erwarten durfte. Seine Fein d schaft zu Marius war we i thin bekannt, die allgemeine Abneigung gegen diesen hatte Lucius in noch sympath i scherem Lichte erscheinen lassen, so wie im Kriege ja auch der Feind vor den Toren den Zusammenhalt im Inneren stärkt. Zudem hatte Catulus mit seinen Beric h ten über Lucius Tapferkeit und strategische Fähigkeiten die Bahn geebnet, so dass ihm nun auch in der Haup t stadt seine Jugendsünden endlich ve r geben waren. Viele der Anwesenden waren ihm noch aus seinen Schu l zeiten bekannt. Man berief sich inzwischen gerne auf die Dauer der Freundschaft mit ihm, obwohl es zwische n durch Zeiten gegeben hatte, in denen ihm seine ehemal i gen Schulkam e raden nur den Rücken gekehrt hatten. Lucius hatte das keineswegs vergessen, und insg e heim sammelte er genussvoll verfängliche Gerüchte über die Mitglieder der feinsten G e sellschaft Roms.
    Mit einer ehrerbietigen Verneigung begrüßte er Neära Canidia, die sich zusammen mit ihrem Ga t ten für einen Ausbund altrömischer Tugenden hielt. Einige festgefügte Wellen einer schlichten Frisur umgaben ihr Gesicht, das bieder und ohne ein Lächeln in die Runde blickte. Ihr Haus galt als das bestg e führte in der ganzen Hauptstadt. Als man eines Tages nicht, wie sonst üblich, vom blank gescheuerten Boden hätte essen kö n nen, hatte Neära den verantwortlichen Sklaven angeblich dazu gezwungen, den Raum auf den Knien rutschend auszulecken. Lucius war nicht wirklich unglücklich darüber, dass diese Matrone sich immer noch ein wenig zu fein war, sich mit ihm zu unterhalten und gesellte sich stattdessen zu einer Gruppe jüngerer Männer, von denen einer, ein Mann von ung e fähr dreißig Jahren mit schafartigem Profil das Gespräch mit seinen weitschweifigen Erklärungen zur derzeitigen politischen Lage beherrschte. Lucius zog sich schnell zurück. So sehr er Wert darauf legte, die politische Bühne Roms zu betreten, für einen festl i chen Empfang war ihm das Thema doch deutlich zu trocken. Da er in einer Ecke Livia Decia en t deckt hatte, wandte er sich lieber ihr zu. Freundlich, doch betont respektvoll fragte er, ob er ihr einen Sklaven mit Erfrischungen rufen solle. Livia hatte sich die gezierte Art einer Tochter aus behütetem Hause bewahrt, was ihr jetzt, als Gattin eines hochkarätigen Senators, etwas Unbeholfenes und Mäuschenartiges gab. Ihr Gesichtchen, das von einer harmlosen Zopffrisur eingerahmt war, bestand fast nur aus großen runden A u gen. Das fliehende Kinn und die winzige Nase trugen nichts zum Au s druck bei, so dass sie immer noch wie das kleine Mädchen wirkte, das sie schon lange nicht mehr war. Lucius wusste, dass ihr Gatte genau das an ihr schätzte, denn er war bekannt dafür, in den Freudenhä u sern der Stadt immer nach der jüngsten Ware zu verla n gen. Öffentlich zeigte er nur zu gerne auf die Verfehlu n gen anderer und war einer der Aristokraten, die am schärfsten Lucius Fehltritte verurteilt und sich noch la n ge gegen seine Rehabilitation ausgesprochen hatte. Luc i us sehnte den Tag herbei, an dem er dem massigen, kurzatmigen Mann eine Lektion erteilen konnte. Inzw i schen musste er sich allerdings damit begnügen, dem grauen Mäuschen ein wenig den Kopf zu verdrehen. Auf seine Frage fand sie nur ein unsicher ablehnendes Kop f schütteln, doch als er sich wieder entfernte, saugten sich ihre Blicke an seinem Rücken fest. Lucius nutzte die G e legenheit, seiner Gattin, die in diesem M o ment zu ihm trat, zärtlich die Hand auf den Rücken zu legen um flü s ternd ein paar Worte mit ihr zu tauschen. Er spürte, wie die Mäusche n augen die Szene förmlich verschlangen. Seine jetzige Gattin war genau genommen schon seine zweite Frau. Die e r ste war noch während des Feldzuges bei einer Fehlgeburt gestorben, und der nur wenig traur i ge Lucius hatte bald die G e legenheit genutzt, sich mit einer anderen interessanten Familie verwan d tschaftlich zu
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