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Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)

Titel: Der Kimber 2. Buch: Rache (German Edition)
Autoren: Moritz von Lech
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und zu ein Stück Fleisch, dann wird er schon wieder auf die Beine kommen. Ich werde in Abständen nach ihm schauen und die Heilung kontro l lieren.“
    Bolanus wischte die Hände an einem La p pen ab, warf ihn über einen Eimer und wandte sich zum Gehen. Doch hastig drehte er sich noch mal um. „Dass mir aber keiner die Maden anrührt!“
     
    Kleinliche, duckmäuserische Bedenken hatten den Künstler nicht davon abhalten kö n nen, seiner kolossalen Marmorplastik die Haltung zu verleihen, die ihm ang e messen erschien. Der Hausherr hatte sich bei der Au f stellung ganz offensichtlich der M e inung des Bildhauers angeschlossen, dass das Gö t tliche und die Kunst über dem Schamgefühl zu st e hen haben, und so fiel der erste Blick der Eintr e tenden zwischen die gespreizten Beine des überl e bensgroßen Fauns. Es begrüßte sie hier der Anblick natürlich wiedergegebener, männlicher Anat o mie. Nachdem die Besucher sich von dem ersten Ei n druck etwas erholt hatten, standen sie in schwe i gender Bewunderung vor dem Bild w erk, das aus kühlem, weißen Marmor war und doch eine pulsierende Lebendigkeit ausstrahlte, die ans Wunderbare grenzte. Halbaufgeric h tet ruhte der Körper des Gottes auf einem Felsen, auf den, sei es zur Beque m lichkeit des dort Lagernden, sei es um Pan selbst zu bezeichnen, ein Pantherfell gebr e itet war. Schwere Träume schienen dem Schlafenden zuz u setzen, der sich mit der rechten Hand träge an das Hi n terhaupt fasste. Das rechte Bein hatte er aufgestellt wie um eine bequemere Lage auf dem harten Grund zu fi n den und so den Moment des E r wachens hinauszuzögern. Der Körper war so schön, wie es einem Gott zustand. Lan g gestreckt und muskulös bildeten die Glieder eine schwi n gende Linie, die an der linken Fußspitze begann, von den gespreizten Oberschenkeln fortgeführt wurde, über den rechten Arm an den geneigten Kopf weiterg e geben und im herabhängenden linken Arm schließlich ausklang. Die Locken, die den geneigten Kopf umspie l ten, waren mit Wei n reben geschmückt, doch wenn man näher trat, um im Gesicht des Gottes nach ähnl i cher Schönheit zu suchen, wurde man überrascht, wenn nicht en t täuscht. Das Gesicht mit dem halbgeöffneten Mund war schön und doch erzeugten die eingedrückte Nase und die enge Stirn einen Zug von wilder, tierähnl i cher Sinnlichkeit, die den Gott deutlicher zum Faun machte als alle übrigen Attribute. Lediglich ein dünnes, kaum ins Gewicht falle n des Ziegenschwänzchen ringelte sich noch neben dem Schl a fenden, und wenn man um die Statue heru m ging, sah man, dass es seinen Ausgang vom Steiß des Gottes nahm und so jeden Zweifel über die Identität des Dargestellten beseitigte.
    An die vierzig Personen drängten sich in dem Atrium, der Villa des Lucillius Trebatius. Die Elite der römischen Aristokratie war hier ve r sammelt um die Neuerwerbung des Hausherrn zu bewundern, der monatelange Verhan d lungen geführt hatte, bis er das Bil d nis schließlich für eine Menge Geld in seinen Besitz hatte bringen können. Er hatte sich verschiedener Zwischenhändler bedienen müssen, da sein Name unweigerlich mit immensem Reichtum und der Sucht nach außergewöhnlichen G e genständen in Ve r bindung gebracht wurde. Der Preis hätte sich in astronomische Höhen geschraubt, wenn bekannt geworden wäre, dass er der Intere s sent war. Doch nun war er endlich der glüc k liche Besitzer dieses Meisterwerkes, und aus diesem Anlass hatte er den Em p fang gegeben. Sein Haus war schon vor dieser Neue r werbung ein Hort der feinsten Schätze der Stadt Rom gewesen. Gerade die Au s gestaltung des Atriums hatte immer wieder Anlass zu Bewunderung und Neid geg e ben. So war allein schon der Fußboden des Raumes ein Kunstwerk: gewundene Bänder unterteilten die Fläche rund um das zentrale Wasserbecken in Felder, die mit Bildern von Tritonen und Sirenen geschmückt waren. Die vier Säulen, die das Dach des Innenhofes stützten, waren als Siegesgöttinnen gestaltet, die auss a hen, als wollten sie dem Eintretenden entgegenfliegen. Den kr ö nenden Blic k fang bildete nun der Faun, der den Raum von einer g e rundeten Nische aus beherrschte.
    Da die Eingeladenen sowieso alle irgendwie ve r wandt oder verschwägert waren, hatte Trebatius auf die sonst übliche Zurückhaltung verzichtet und die Männer z u sammen mit ihren Gattinnen eingeladen, man war ja quasi eine große Familie. Später würde sich die Haushe r rin mit den weiblichen Gästen zurückziehen,
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