Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kelte

Der Kelte

Titel: Der Kelte
Autoren: Claire Gavilan
Vom Netzwerk:
dann Alan eindringlich und wandte sich schließlich an Enora: „So könnte es gehen, was meinst du?“
    Enora nickte nachdenklich.
    Rose und Alan setzten sich. Fragend schauten sie die beiden Frauen an. Glynis legte ihre Hände auf die Platte des Tisches. „Gut“, murmelte sie. „Also: Ich habe schon einmal dafür gesorgt, dass Rose in ein bestimmtes Jahr springt, nämlich in dieses hier.“
    „Der Tee“, sagte Rose. „Und der Zauberspruch. Damit kannst du mich nach 2014 zurückschicken?“
    Glynis nickte. „Das Problem ist, dass ich den magischen Spruch abwandeln muss. Ich muss Rose ja schließlich nach 2014 schicken, nicht nach 1888.“
    Alan rieb sich das Kinn. „Und das heißt?“
    „Das heißt, dass ich einige Zeit brauchen werde, um den richtigen Spruch herauszufinden.“
    „Wir haben keine Zeit.“ Alan ließ die Hand sinken.
    Glynis und Enora sahen ihn an, und sie begriffen beide im selben Moment. „Branwen ist auf dem Weg hierher?“, keuchte Enora.
    Statt ihr zu antworten, ließ Alan seinen Blick durch die Hütte wandern. Dann trat er zu einem zusammengerollten Seil, das an einem der Balken hing, die das Schindeldach trugen. Seine Fingerspitzen strichen über das Seil, dann löste er es von dem Haken.
    „Was tust du?“, fragte Rose.
    Seine Miene war ausdruckslos, als er sich wieder umdrehte. „Ich verschaffe Glynis Zeit, den richtigen Spruch zu finden.“ Er hatte das Seil um seine beiden Hände geschlungen. Ein tödlich entschlossener Ausdruck stand in seinem Gesicht.
    Glynis’ Augen wurden weit. „Nein, Alan!“
    Auch Enora wirkte erschrocken, nur Rose begriff nicht, was hier vor sich ging.
    „Was hast du vor?“, fragte sie Alan. Die Reaktion der beiden anderen Frauen machte ihr Angst. Offenbar war die Idee, die ihm gekommen war, furchtbar.
    Alan achtete nicht auf Glynis’ Widerspruch. „Kannst du dafür sorgen, dass Branwen nicht in der Lage ist, dieses Seil zu lösen?“
    Glynis zögerte. Sie wand sich voller Unbehagen und setzte schon zu einem Kopfschütteln an, als Alan drängte: „Kannst du oder kannst du nicht?“
    Widerstrebend nickte sie.
    Alan wirkte zufrieden. „Dann tu es!“
    Doch Enora schüttelte erschrocken den Kopf. „Das ist Wahnsinn, Alan, und das weißt ...“
    „Tu es!“, wiederholte Alan kalt. „Dann hast du die Zeit, die du brauchst.“ Er trat vor Glynis hin und reichte ihr das Seil, wie ein Ritter ein Schwert an seinen Herrn gereicht hätte: auf beiden Handflächen.
    Glynis schüttelte den Kopf, aber Alan ließ sich nicht beirren. Da, endlich, hob sie ihre rechte Hand. Sie ließ sie über dem Seil schweben und schloss die Augen. Ihr Gesicht war voller Anspannung und sehr bleich, als sie einen alten keltischen Spruch murmelte und dabei die Hand auf das Seil sinken ließ.
    Alan zuckte zusammen. Kurz sah es aus, als würde das Seil in Flammen aufgehen. Ein helles Glühen ging von ihm aus, verblasste jedoch sofort wieder. Glynis öffnete die Augen und sah Alan ernst an. „Ich hoffe, du weißt, was du da tust!“ Mit diesen Worten trat sie zurück. Unter ihren Augen lagen Schatten, die Rose zeigten, dass das magische Ritual sie Kraft gekostet haben musste.
    Alan biss sich auf die Unterlippe und sah Enora an. „Du musst mir helfen.“ Er wandte sich zur Tür, aber Rose hielt ihn auf.
    „Oh nein!“, rief sie. „Ich lass dich nicht einfach so gehen und offenbar eine große Dummheit machen! Sag mir, was du vorhast!“
    Für mehrere Sekunden hielt er den Blick gesenkt, doch dann hob er den Kopf. Durch seine Rabenhaare hindurch sah er Rose. In seinen Augen standen Angst und wilde Entschlossenheit zu gleichen Teilen. „Es ist besser, wenn du das nicht weißt“, sagte er ruhig.
    Sie schüttelte zornig den Kopf. „Ich bin ...“, fuhr sie auf, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen. Er nahm das Seil in eine Hand, die andere legte er unter Roses Kinn und hob es so an, dass sie ihm nicht ausweichen konnte. „Rose!“, sagte er eindringlich. „Ich tue das, damit der Fluch endlich gebrochen wird. Ich kann es aushalten, aber du nicht. Glaub mir: Es ist besser, wenn du nicht weißt, was geschieht.“ Und damit ließ er sie los, wandte sich ab und verließ den Raum.
    Enora stieß einen Fluch aus, aber sie folgte ihm.
    Zweifelnd und voller Anspannung starrte Rose ihnen nach.
     
    „Dir ist klar, was du von mir verlangst, oder?“ Enora hatte Alan das Seil abgenommen und hielt es nun vor sich, als sei es eine giftige Schlange. Sie und Alan hatten Glynis’ Hütte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher