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Der Kelte

Der Kelte

Titel: Der Kelte
Autoren: Claire Gavilan
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mit dem Thema „Zeitreisen“ zu haben als Rose. Was kein Wunder war, dachte Rose. Mme Bertrand sah haargenau so aus wie 2014, und das ließ sich, wie so vieles andere auch, nicht anders als durch Magie erklären.
    Alan schlug dem Kutscher vor, sich in der kleinen Hütte ein wenig zu stärken, aber der Mann schaute Mme Bertrand und das altertümliche Häuschen etwas unbehaglich an, so, als würde er spüren, dass etwas Magisches von den beiden ausging. „Lieber nicht!“, murmelte er. „Monsieur Eiffel braucht mich so schnell wie möglich zurück in Paris.“
    Sie verabschiedeten sich also von dem Kutscher, und als er sein Gefährt gewendet und zurück auf den Weg am Weiher gelenkt hatte, strahlte Mme Bertrand sie alle drei an.
    „Kommt rein!“, bat sie. „Ihr müsst mir unbedingt berichten, was geschehen ist!“
     
    Und das taten sie. Während Mme Bertrand sich genau wie in der Zukunft daran machte, Tee zu kochen, kraulte Enora eine rote Katze, die ihnen ins Innere der Hütte gefolgt war. Dabei erzählte sie Glynis ihre gesamte Geschichte von ihrem Besuch bei ihr 2014 bis zu Roses Sprung ins Jahr 1888 und ihrer Fahrt hierher nach Erdeven.
    „Ich habe 2014 einen Weg gefunden, den Fluch zu brechen?“, fragte Mme Bertrand mit einem fröhlichen Glitzern in den Augen. „Ich wusste es, dass mir das irgendwann gelingen würde. Du musst mir genau erklären, wie ich es machen werde!“ Sie servierte den Tee. In dieser Zeit, stellte Rose fest, hatte sie kein Service mit Rosenmuster, sondern schlichte Steingutbecher.
    „Danke, Madame!“, sagte sie, als Mme Bertrand ihren Becher vollgoss.
    „Ach!“ Die alte Dame winkte ab. „Nenn mich Glynis, Kind! Du weißt es zwar nicht mehr, aber wir kennen uns schon so unendlich lange!“
    „Sie kann sich an 2014 erinnern“, sagte Alan ruhig, und Enora erklärte: „Wir sind nicht sicher, ob es an der Magie dieses Ortes liegt oder daran, dass die Göttin uns endlich erlauben wird, den Fluch zu brechen.“
    Glynis schaute überrascht, aber sie schien Roses plötzliches Erinnerungsvermögen nicht für das Wichtigste zu halten. Stattdessen ließ sie sich von Enora in allen Einzelheiten das Ritual erklären, das sie in der Zukunft ausführen würde, um Branwens Fluch zu brechen.
    Als Enora die kupferne dreibeinige Schale erwähnte, die dazu nötig war, nickte Glynis nachdenklich, stand auf und nahm genau diese Schale aus einer Truhe an der Wand. „Es sollte möglich sein, das Ritual auch hier durchzuführen.“ Ihr Blick heftete sich auf Enora. „Eine silberne Kette, sagst du? Das allerdings könnte schwierig werden.“
    Doch Enora schüttelte den Kopf. „Wird es nicht, denn du hast mir die Kette mitgegeben.“ Sie holte das Amulett aus ihrer Tasche und reichte es Glynis. Die Katze sprang von ihrem Schoß und stolzierte davon.
    Glynis nahm das Amulett mit ehrfürchtiger Miene entgegen und schaute es eine Weile nur schweigend an. „Endlich!“, wisperte sie dann. „Endlich! Ich danke dir, Morgana, große Mutter Königin!“ Dann klatschte sie in die Hände. „Also an die Arbeit! Ich muss das Ritual nachvollziehen, und dafür gibt es unendlich viel zu tun!“
     
    Die Julihitze, die über Erdeven lag, ließ auch in der Nacht nur wenig nach. Während Glynis und Enora damit beschäftigt waren, alles für eine neue Durchführung des Rituals vorzubereiten, stand Rose draußen im Garten und schaute in die sternenklare Nacht hinaus. Die Milchstraße leuchtete so hell über ihr, wie Rose es noch nie zuvor gesehen hatte. Kein Wunder, dachte sie, schließlich gab es im 21. Jahrhundert kaum noch Flecken auf der Erde, an denen der Himmel nicht von künstlichem Licht verschmutzt war. Der Duft von Heckenrosen und Akelei erfüllte die Nacht. Rose hatte das unbequeme grüne Samtkleid gegen ein leichtes Leinenkleid getauscht, das aussah wie die Gewänder keltischer Frauen: ein eng anliegendes Oberteil und ein von der Hüfte ab weit schwingender Rock. Dazu ein geflochtener Gürtel, der lose auf ihren Hüften lag. Roses Füße waren nackt. Der Nachtwind strich über ihre bloße Haut. Sie konnte nicht anders, sie stellte sich vor, dass es Alans Hände waren.
    Ein leises Seufzen entrang sich ihrer Kehle.
    „ Ma Roz “, sagte Alans Stimme hinter ihr. Sie erstarrte, wandte sich jedoch nicht um. Sie hörte, wie er näher trat, und erst, als er neben ihr stand, sah sie ihn an. Er trug nur seine schwarzen Boxershorts, die in dieser Zeit irgendwie fehl am Platz wirkten. Er zog Rose in seinen Arm,
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