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Der Kelte

Der Kelte

Titel: Der Kelte
Autoren: Claire Gavilan
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unter dem Mond von 2014 hergestellt habe, kann das Ritual auch nur in diesem Jahr beendet werden.“
    Alan stieß einen lästerlichen Fluch aus. „Dann ist die Sache so gut wie aussichtslos! Wenn Rose in der Zeit springt, kann niemand voraussehen, wo sie landet.
    Rose blickte von ihm zu Glynis und wieder zurück. Sie wollte etwas sagen, aber Glynis kam ihr zuvor, indem sie meinte: „Das stimmt nicht. Es gibt eine Möglichkeit, wie ich bestimme, wohin Rose als Nächstes springt. Ich kann sie sehr wohl ins Jahr 2014 zurückkehren lassen, genauso, wie ich schon dafür gesorgt habe, dass sie hierher springt.“
    Rose erinnerte sich plötzlich an den bitteren Tee und den bretonischen Spruch, den Glynis 2014 gemurmelt hatte, aber ein anderer Gedanke spukte in ihrem Kopf herum und vertrieb die Erinnerung an beides. Sie schluckte heftig. „Ihr sprecht davon, dass Alan mich ...“ Sie konnte es nicht aussprechen. Sie suchte in Alans Gesicht nach einer Antwort auf ihre entsetzte Frage, und sie fand sie.
    Ja! , lautete sie. Wenn Glynis das Ritual vollenden will, heißt das, dass ich dich erneut töten muss.
    Sie konnte die Qual sehen, die ihm allein dieser Gedanke bereitete.
    „Das ...“ Sie stemmte sich in die Höhe. Ihre Hände zitterten.
    Alan streckte die Hand nach ihr aus. „Rose, ich ...“
    „Bitte“, flehte sie. „Lass mich.“
    Er zuckte zurück, als habe sie nach ihm geschlagen.
    Er war der Sperber, der sie töten würde.
    Sie war unfähig, Luft zu holen.
    Mit zitternden Beinen verließ sie die Hütte und trat hinaus in die flirrende Sommerhitze.
     
    Sie kam nicht weit, denn direkt draußen vor der Hütte holte Alan sie ein. Er fasste sie am Arm, zog sie zu sich herum. Dann nahm er sie in die Arme und hielt sie voller Verzweiflung fest. Rose wehrte sich, aber er war stärker als sie. Sie konnte seinen schnellen Atem an ihrem Ohr spüren.
    „Die Vorstellung, dass du mich tötest ...“, wisperte sie. Das Bild von dem unter Alans Hieb sterbenden Verbrecher war wieder da, brannte hinter ihren Lidern, sobald sie nur blinzelte.
    Alan stöhnte verzweifelt.
    „Ich kann nicht mal den Gedanken ertragen“, murmelte Rose. Sie machte sich los und sah ihm ins Gesicht. „Sag mir, wie ich es aushalten kann!“
    Alan antwortete nicht. „Ein Wort von dir“, sagte er endlich, „und ich gehe fort und komme niemals wieder. Du kannst leben, und ...“
    Sie unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. Es stimmte: Sie wusste nicht, wie sie es aushalten sollte, von ihm getötet zu werden. Aber genauso wenig wusste sie, wie sie es aushalten sollte, von ihm getrennt zu sein, und weil dieser Gedanke ebenso furchtbar war, klammerte sie sich an jeden Strohhalm, den sie fand.
    „Du hast gesagt, dass die Rosen dir helfen, dich gegen Branwens Einfluss zu wehren!“
    Er presste die Lippen zusammen. „Wenn sie herkommt, wird dieser Schutz nicht lange halten.“
    „Sie kommt nicht her!“
    Da senkte Alan den Blick, und er ballte die Hände zu Fäusten. „Wir werden unseren Sternen folgen“, flüsterte er.
    In diesem Moment begriff Rose: „Sie ist schon auf dem Weg hierher! Du hast es gestern Nacht bereits gewusst, und du hast es mir verschwiegen!“ Der Boden schwankte unter ihren Füßen. „Sie wird dich erneut zwingen ...“
    Er schüttelte den Kopf. „Nicht, wenn ich ...“ Er sprach es nicht aus, stattdessen glitt seine Hand in die Tasche seiner Hose. Voller Ernst sah er sie an. Er zog die Hand aus der Tasche. In sei„Was hast du vor?“, hauchte sie. Angst packte sie, aber es war keine Angst vor ihm. Was sie empfand, war Angst um ihn. Fassungslos sah sie zu, wie er das Messer in der Hand so drehte, dass die Klinge auf seinen flachen Bauch wies.
    „Nein, Alan!“, sagte sie, und Tränen schossen ihr in die Augen. Sie umschloss die Faust, die das Messer hielt. Vorsichtig nahm sie ihm die Klinge weg. „Nein! Ich will nicht leben – nicht um diesen Preis!“ Sie beugte sich vor und küsste ihn sanft auf die Lippen.
     
    Eine Weile später kehrten sie in die Hütte zurück, wo Enora und Glynis noch immer am Küchentisch saßen und sich beratschlagten. Die Gegenstände für das Ritual, die Glynis auf dem Boden aufgebaut hatte – den kupfernen Dreifuß, die Rose mit dem Dornenzweig, eine Triskele auf dem Boden, waren verschwunden. Es gab keinen Grund mehr, sie stehen zu lassen, wenn das Ritual nur im 21. Jahrhundert durchgeführt werden konnte.
    Rose fragte nach der Kette, und Enora zeigte sie ihr.
    Glynis musterte erst Rose,
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