Der Keller
triumphierender Stimme.
Owen brüllte vor Schmerz, als das Messer plötzlich aus seinem Rücken gerissen wurde.
Kapitel neunundfünfzig
Sandy - Juni 1997
Die Reste der Handschellen klapperten an ihren Handgelenken, als Sandy mit der Pistole im Anschlag durch den Tunnel kroch. Dana war dicht hinter ihr; die Taschenlampe warf lange Schatten auf den Boden vor Sandy.
Alles tat ihr weh.
Aber das war ja nichts Neues.
Nur dass es diesmal schlimmer war. Eric hatte ihr in Terrys Strandhäuschen lediglich ein paar kleine Kratzer verpasst - verglichen mit dem, was sie letzte Nacht hatte durchmachen müssen.
Ein Kinderspiel
Sozusagen.
Sie hatte halb bewusstlos im Tunnel gelegen und sich darauf eingestellt, wie die zwei halb aufgefressenen Körper zu enden, die neben ihr von dem Balken baumelten. Und noch dazu hatte sie dieses Schicksal verdient.
Es war die Strafe für ihre Verbrechen.
Sie hätte Slade, Lib und Harry nicht umbringen dürfen.
Sie hätte nicht zulassen dürfen, dass Terry ermordet wurde.
Und sie hätte Erics Baby am Leben lassen sollen.
Ob Eric das irgendwie herausgefunden hatte?
Hatte er sie etwa heimlich beobachtet, nachdem er weggelaufen war? Sie während dieser schier endlosen neun Monate in den Wäldern ausspioniert, vielleicht sogar durchs Fenster die Geburt beobachtet… beobachtet, wie sie entdeckt hatte, dass es nicht Terrys, sondern sein Sohn war, und mit ihrem Taschenmesser erst die Nabelschnur und dann die Kehle des Ungeheuers durchtrennt hatte?
Ist das seine Rache?
Als die Bestie letzte Nacht in sie eingedrungen war, hatte sie sich in einem versteckten Winkel am Rande des Bewusstseins gefragt, ob es wirklich Eric war.
Wer sonst?
Es gibt nur noch EINE Bestie - Eric. Er ist der Letzte.
Vielleicht steht er ja unter Artenschutz.
Und wann hat er eigentlich angefangen zu rauchen?
Jetzt ergab alles einen Sinn. Es war ein Psychopath in einem Bestienkostüm gewesen, der mit falschen Klauen und Zähnen ihre Haut zerrissen und sie mit einem Gummipenis vergewaltigt hatte -oder war das Ding aus Plastik gewesen …
Doch er war gekommen!
Unmöglich. Das hatte sie sich nur eingebildet.
Außer, er hatte das Kostüm abgenommen.
Daran konnte sie sich nicht erinnern, was jedoch nicht viel zu bedeuten hatte.
Dieses Arschloch hätte sogar noch fünf seiner Kumpel mitbringen und eine Orgie mit mir feiern können - ich war dermaßen weggetreten, dass…
Sie kroch so schnell wie möglich durch den Tunnel. Ob sie wohl erneut schwanger werden würde?
Das wäre das Letzte, was ich brauchen könnte.
Tu mir das nicht an, Gott. Bist du da, Gott? Ich bin’s, Sandy. Bitte tu mir das nicht noch einmal an. Bitte, bitte. Wenn ich wieder ein Kind kriege, dann lasse ich es am Leben. Zwing mich nicht noch einmal dazu, mein eigenes Kind zu töten, okay? Das wäre einfach nicht fair. Hörst du mir überhaupt zu?
Dann schien der Tunnel eine Biegung nach oben zu machen.
Endlich geschafft!
Und ich bin splitternackt.
Auch nichts Neues.
Schade, dass der gute alte Blaze nicht hier sein konnte, um sie auf Leinwand zu bannen. Er hätte das Bild bestimmt »Angriff der Höhlenfrau‹ oder so ähnlich genannt und einen Riesenreibach damit gemacht.
Nur, dass ich ihm im Moment wahrscheinlich zu ungepflegt gewesen wäre. Er hätte mich sauber gemacht und in eines von seinen durchsichtigen Kleidern gesteckt.
Sie sah auf.
Ihr Kopf stieß gegen etwas Schweres, Weiches.
Ein Körper?
War jemand in das Loch gefallen und steckengeblieben?
Sandy hob eine Hand und berührte feuchten Stoff. Sie schob mit aller Kraft, und das Hindernis rollte beiseite.
Dann kletterte sie aus dem Loch und befand sich in völliger Finsternis.
Obwohl ihre Ohren von dem Schuss dröhnten, konnte sie Schreie und durchdringendes Kreischen hören.
Jemand stieß mit ihr zusammen und hätte sie um ein Haar zu Boden gerissen. Als sie spürte, dass dieser Jemand kein Bestienkostüm trug, schubste sie ihn beiseite. Sie streckte den Arm aus und bahnte sich einen Weg durch das Chaos.
Die Menschen um sie herum weinten, stöhnten und schrien.
»Was war das?«
»Sind Sie verletzt?«
»Wo ist sie hin?«
»Oh Gott. Oh Gott!«
Dann hörte sie von oben ein Klopfen, als schlüge jemand gegen Holz. War es die Kellertür?
»Wer SIND Sie?«
»HOLEN SIE UNS HIER RAUS!«
Plötzlich erschien ein grelles rotblinkendes Licht, als wäre ein Feuerwehrauto in den Keller gefahren. Sandy nahm blutrote Gestalten wahr, die umherrannten, auf dem Boden lagen oder in
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