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Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Das magische Siegel (German Edition)
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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waren?
    Noch ist es nicht zu spät.
    Ihr könnt sie retten.
    Bei allen Heiligen, hatte sie von Rand und dessen Familie gesprochen? War sie womöglich Zeuge jenes nächtlichen Überfalls gewesen – gar die einzige Überlebende, die den ganzen Hergang erzählen könnte? Bedeuteten ihre unzusammenhängenden Worte etwa, dass es nach dem Blutbad, das in Greycliff Castle angerichtet worden war, noch Hoffnung gab?
    Kenrick musste es herausfinden. Das Fieber würde sie vermutlich noch über Stunden begleiten, wenn nicht gar die nächsten Tage. Er durfte nicht länger in Cornwall verharren, jetzt, da de Mortaine womöglich einen weiteren Schlüssel in seinen Händen hielt, der ihm den Weg zum Drachenkelch weisen könnte. So schnell wie möglich musste Kenrick nach Clairmont gehen und versuchen, die Hinweise, die ihm abhandengekommen waren, zu rekonstruieren.
    Was seine Gedanken wieder auf die Frau lenkte …
    Falls sie etwas von dem Überfall auf Rands Burg wusste oder gar gesehen hatte, was sich in dem geheimen Fach auf dem Friedhof befunden hatte, so musste Kenrick es wissen. Wer auch immer sie sein mochte, wenn sie etwas gesehen oder gehört hatte, das sich als hilfreich erweisen könnte, dann durfte er sie unter keinen Umständen hier zurücklassen, mochten auch düstere Vorahnungen in ihm aufsteigen.

4
    Sowie sie erwachte, schlug sie wild um sich.
    In dem Moment, da ihr Bewusstsein zurückkehrte, riss sie die Augen weit auf und blickte sich gehetzt um. Jede Faser ihres Leibes war angespannt. Unter der Decke, die ihren Körper einengte, bäumten sich ihre Glieder auf, wie bei einem plötzlichen Zornesausbruch. Sie warf sich im Bett herum, den Rücken über dem weichen Kissen, das unter ihr lag, durchgebogen.
    »Bleibt ruhig. Es ist alles gut«, vernahm sie die weiche Stimme einer Frau. Die besänftigenden Worte waren unmittelbar neben dem Bettvorhang gesprochen worden. »Ihr müsst ruhig liegen bleiben. Ihr seid in Sicherheit.«
    In Sicherheit? Nein, wohl kaum, warnten sie ihre trügerischen Sinne. Wie sollte sie in Sicherheit sein, wenn jeder Muskel ihres Körpers schmerzte, wenn sich alles in ihrem pochenden Kopf drehte. Lichtreflexe, Geräusche und Düfte bestürmten ihre verwirrten Sinne. Sie nahm das Bett in dem Gemach nicht richtig wahr, fühlte sich jeglicher Lebenskraft beraubt, vermochte nicht einmal mehr klar zu denken. Und so blieb ihr in ihrer Hilflosigkeit nichts anderes übrig, als sich der trügerischen Eindrücke zu erwehren und zu versuchen, ihre unmittelbare Umgebung richtig einzuordnen.
    Der Raum war klein, aber hübsch gestaltet. Wandbehänge, die Jagdszenen aus Wald und Flur und sanft abfallende Wiesen zeigten, verliehen den dunkelgrauen Wänden des Gemachs Farbe. Sonnenlicht fiel durch die schmale Öffnung eines Fensters. Das gleißende Licht tat ihr in den Augen weh.
    Neben dem großen Bett wrang die Frau, die sich um sie kümmerte, ein Tuch über einer Wasserschüssel aus, der ein Duftgemisch von Lavendelöl und Knoblauch entströmte. Leise tropfte die mit Kräuterextrakten vermischte Flüssigkeit in das Becken, und der Duft vermengte sich mit der seichten Brise des Nachmittags, die durch die Turmstube wehte.
    »Ich bin froh, dass Ihr endlich wach seid.« Die junge Frau mit dem blonden Haar und den liebevollen blauen Augen beugte sich über das Bett und streckte ihr die Hand entgegen. »Das mag zunächst ein bisschen kühl sein«, sagte sie und tupfte ihr mit dem zusammengerollten Tuch Stirn und Wangen ab. Die Berührungen waren sanft, das weiche Tuch fühlte sich feucht an und beruhigte ihre gereizte Haut. »Schaut … ist das nicht angenehm?«
    Ja, es fühlte sich wundervoll an, doch sie wollte sich der tröstlichen Pflege gar nicht erst hingeben, denn trotz der Aufmerksamkeit, die man ihr schenkte, war sie noch immer davon überzeugt, in Gefahr zu schweben. Das Verlangen, den Ort fluchtartig zu verlassen, war stark, ganz so, als sei unmittelbar neben ihr eine Falle ausgelegt, die jeden Augenblick zuschnappen konnte.
    Womöglich war sie bereits in dieser Falle gefangen.
    »Wo bin ich?« Ihre Stimme glich einem angestrengten Krächzen.
    »In Devonshire, auf Clairmont Castle.«
    Für einen kurzen Moment glaubte sie, den Namen irgendwo schon einmal gehört zu haben, doch dann war er ihr wieder entfallen, denn ihr müder Geist zeigte sich überfordert. »Wo … ?«
    »Bitte nicht zu viel bewegen«, riet ihr die sanfte Stimme, als sich die Kranke mühsam im Bett aufzurichten versuchte, um sich in
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