Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
Ames, bisher das letzte Opfer
eines kräftigen Schlages in dieser Stadt, war seinerzeit tot in Peter Shandys
Wohnzimmer aufgefunden worden. Es war Mrs. Lomax offenbar eben erst klar
geworden, daß ihre Bemerkung nicht gerade taktvoll gewesen war, denn sie
beeilte sich, das Thema zu wechseln.
    »So ein alter Herr wie er, ganz allein
dort draußen, wo ihn niemand sehen konnte, in einer kalten Nacht wie dieser — im
Wetterbericht hatten sie Frost angekündigt, und gefroren hat es dann auch, denn
das Unkraut war davon ganz schwarz und schleimig und der Spazierstock lag
direkt neben ihm. An diese Eggengeschichte habe ich keine Sekunde geglaubt.
Meiner Meinung nach hat man ihm zuerst einen Schlag auf den Kopf gegeben und
dann dort neben die Egge hingelegt und ein bißchen Blut an die Zinke
geschmiert. Fred ist natürlich sofort auf den Trick reingefallen, weil er
sowieso nicht viel intelligenter ist als eine ausgewachsene Laus, und Dr.
Melchett hat selbstverständlich mitgezogen, weil er genausoviel Rückgrat hat
wie Fred Verstand.«
    Shandy dachte im stillen, daß Mrs.
Lomax den Nagel so ziemlich auf den Kopf getroffen hatte, äußerte sich jedoch
lieber nicht dazu. »An dem Stock hat man also keinerlei Blut feststellen
können?«
    »Mit ein bißchen Seifenlauge hätte man
das sicher leicht abwischen können, meinen Sie nicht?«
    »Ich weiß nicht.« Shandy nahm den
Stock, den Mrs. Lomax aus Professor Ungleys Wohnung geholt hatte, wog ihn in
der Hand und betrachtete den kompliziert gearbeiteten Fuchs mit großem
Interesse. »Man muß wahrscheinlich ziemlich lange herumschrubben, bis alle
Blutspuren aus diesen tiefen Rillen entfernt sind. Woher sollte der angebliche
Mörder sich aber Seife und Wasser besorgt haben?«
    »Aus dem Clubhaus natürlich. Dort gibt
es fließend Wasser, auch wenn man es nicht für möglich halten sollte. Und was
würden Sie sagen, wenn Professor Ungley nun doch nicht seine Schlüssel vergessen
hätte? Der Mörder hat sie vielleicht in seiner Manteltasche gefunden, ist ins
Haus gegangen, hat den Stock abgewaschen und dann die Schlüssel auf dem Tisch
liegenlassen, wo Mrs. Pommell sie schließlich gefunden hat. So hätte es doch
sein können, meinen Sie nicht?«
    »Aber Sie sagten doch, Mrs. Pommell
hätte behauptet, Professor Ungley habe sie nach dem Vortrag dort vergessen.«
    »Das hat sie vielleicht nur gedacht,
weil Fred in den Taschen nichts gefunden hat«, argumentierte Mrs. Lomax. »Dann
ist sie ins Haus gegangen und hat sie gefunden, also hat sie daraus
geschlossen, daß sie recht hatte, aber beweisen tut das rein gar nichts.«
    »Völlig richtig. Und wie ist Mrs.
Pommell in das Gebäude gelangt?«
    »Sie hat ihren eigenen Schlüssel — oder
vielmehr den Schlüssel ihres Mannes. Den trägt sie bei sich, weil er angeblich
ständig die ganzen Bankschlüssel mit sich herumschleppen muß, wie sie uns
freundlicherweise haarklein erklärt hat.«
    »Aber warum sollte ihr Mann denn einen
Schlüssel zum Clubhaus besitzen?«
    »Sie sagt, alle Mitglieder hätten einen
Schlüssel. Das heißt natürlich: alle Männer. Frauen zählen offenbar nicht. Ich
weiß auch gar nicht, ob es außer ihr überhaupt eine andere Frau gibt, die noch
zu den Treffen geht. Das würde sie bestimmt auch nicht tun, wenn es nicht so
verdammt exklusiv wäre.«
    »Hm. Nur mal rein theoretisch, fällt
Ihnen so ganz spontan irgend jemand ein, Mrs. Lomax, der möglicherweise einen
Grund gehabt haben könnte, Professor Ungley umzubringen?«
    »Ich wäre wahrscheinlich selbst dazu
imstande gewesen, wenn man mich gezwungen hätte, mir einen geschlagenen Abend
lang sein Geschwafel über Federmesser anzuhören«, gestand sie. »Man hat mich
allerdings niemals gefragt, ob ich gern Mitglied werden wollte —«
    »Federmesser?« unterbrach sie Shandy.
»Wieso um alles in der Welt hat er denn über Federmesser einen Vortrag
gehalten?«
    »Die Frage ist weniger, warum er
darüber reden wollte, sondern warum es die anderen zugelassen haben, würde ich
sagen. Kein Wunder, daß die keine neuen Mitglieder bekommen können. Obwohl sie
natürlich gleichzeitig alles tun, um niemanden mehr aufnehmen zu müssen.«
    »Um niemand mehr aufnehmen zu müssen?
Wie meinen Sie das, Mrs. Lomax?«
    »Haben Sie schon einmal versucht, in
die Balaclava Society aufgenommen zu werden?«
    »Eh, nein, das kann ich nicht
behaupten.«
    Shandy konnte nicht einmal mit
Sicherheit sagen, daß er bisher überhaupt Kenntnis von der Existenz dieser
Gesellschaft gehabt hatte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher