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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator
Autoren: Charles L. Harness
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de­hy­drie­ren?“ Er sah sich in der Grup­pe um. Ei­ni­ge schüt­tel­ten den Kopf. „Nein?“ Er lä­chel­te. „Nun, Sie ir­ren sich.“
    Der Raum ver­dun­kel­te sich plötz­lich. Die Lu­mi­nex-Wän­de leuch­te­ten auf. Paul hör­te einen furchter­re­gen­den Schrei und duck­te sich, als über ihm et­was vor über flat­ter­te.
    Se­ra­ne lach­te. „Kei­ne Angst! Das war nur ein Ptera­dak­ty­los. Ich ha­be ein paar Film­aus­schnit­te aus dem Mu­se­um ent­lie­hen. Se­hen Sie? His­to­risch be­trach­tet ge­sch­ah die ers­te Harn­stoff-De­hy­dra­ti­on bei at­mo­sphä­ri­schen Druck­ver­hält­nis­sen auf bio­lo­gi­sche Wei­se. Von den Pa­lä­on­to­lo­gen wis­sen wir, daß es vor Mil­lio­nen von Jah­ren ge­sch­ah, als die Zeit der Di­no­sau­ri­er zu En­de ging. Die lan­gan­hal­ten­de Dür­re der Krei­de­zeit, in der Seen und Sümp­fe aus­trock­ne­ten, zwang die Rep­ti­li­en schließ­lich zu ei­ner evo­lu­tio­nären Ver­än­de­rung. Sie muß­ten Was­ser kon­ser­vie­ren. Dies er­for­der­te ei­ne grund­le­gen­de Ver­än­de­rung des Stoff­wech­sels. Sie schie­den Harn­stoff nicht mehr als wäß­ri­ge Lö­sung aus. Statt des­sen un­ter­zo­gen sie ihn ei­ner Mo­le­ku­lar­de­hy­dra­ti­on, de­ren Pro­dukt die Harn­säu­re war. Wir wis­sen das, weil al­len über­le­ben­den Rep­ti­li­en die­ser Stoff­wech­sel­sprung ge­lun­gen ist. Ja, heu­te be­ste­hen Schlan­genex­kre­men­te Gramm für Gramm aus Harn­säu­re, wie sie in der Na­tur kon­zen­trier­ter nicht vor­kommt.“
    Die Sze­ne­rie ver­än­der­te sich. Ei­ne gi­gan­ti­sche Boa Con­stric­tor hing re­gungs­los von ei­nem Baum her­un­ter. Dar­un­ter trot­te­te ein Pe­ka­ri ins Blick­feld. Das Rep­til ließ sich her­un­ter­fal­len. Quie­kend rann­te das Schwein da­von. „Oh, kei­ne Sor­ge“, be­merk­te Se­ra­ne fröh­lich. „Die Schlan­ge muß­te nicht oh­ne Abend­brot ins Bett. Sie hat den Ka­me­ra­mann ge­fres­sen.“
    Sie lach­ten.
    Se­ra­ne fuhr fort. „Die Vor­fah­ren der Säu­ge­tie­re ha­ben die­ses Ver­fah­ren der Harn­stoff-De­hy­dra­ti­on nie­mals ent­wi­ckelt. Noch heu­te schei­den Säu­ge­tie­re den Harn­stoff in wäß­ri­ger Lö­sung aus. Aber sämt­li­che Rep­ti­li­en und ih­re Ab­kömm­lin­ge – vor al­lem die Vö­gel – hal­ten sich wei­ter an die Harn­stoff-De­hy­dra­ti­on. Und wo­her be­kom­men wir heu­te Harn­säu­re? Von den Vö­geln.“
    Ein Schwarm von Al­ba­tros­sen kreis­te lär­mend über ih­ren Köp­fen.
    Paul hör­te, wie die Leu­te at­me­ten. An­sons­ten war es still. Vor­sich­tig schau­te er in die Run­de um zu se­hen, wie sie Se­ra­ne be­ob­ach­te­ten. Der Mann ne­ben ihm hat­te einen trag­ba­ren Vi­deo-Re­cor­der mit­ge­bracht, aber das Ge­rät lag un­be­nutzt auf sei­nem Schoß. Er hat­te ver­ges­sen, es ein­zu­schal­ten.
    „Die frü­he che­mi­sche In­dus­trie“, re­de­te Se­ra­ne wei­ter, „ver­dien­te ihr Geld mit ei­ner Wa­re, die auch heu­te noch fast die ein­zi­ge kom­mer­zi­ell nutz­ba­re Quel­le für Harn­säu­re dar­stellt. Ich mei­ne na­tür­lich Gua­no. See­vö­gel ha­ben auf den In­seln vor der Küs­te von Pe­ru und Chi­le mäch­ti­ge Schich­ten von Ex­kre­men­ten an­ge­la­gert, die im Lau­fe der Jah­re ih­re flüch­ti­gen Be­stand­tei­le ver­lo­ren ha­ben und zu ei­ner grau­en Mas­se aus Am­mo­ni­u­mu­rat und Kal­zi­umphos­phat er­här­tet sind. Und be­den­ken Sie: Ein Vo­gel kann aus Harn­stoff Harn­säu­re her­stel­len, oh­ne da­bei einen Ka­ta­ly­sa­tor oder ei­ne Py­ro­ly­se-Kam­mer zu Hil­fe zu neh­men.
    Wir se­hen al­so“, fuhr Se­ra­ne fort, „daß der Harn­stoff de­hy­drie­ren will. Un­se­re Hoch­druck-Syn­the­se des Tria­lin aus Harn­stoff kann man im we­sent­li­chen als De­hy­dra­ti­on be­trach­ten. Was­ser spal­tet sich vom Urea-Mo­le­kül ab, bil­det Zyana­mid, wel­ches wie­der­um zu Tria­lin wird. Dies ist na­tür­lich ei­ne über­mä­ßi­ge Ver­ein­fa­chung; wir wis­sen al­le, daß der Me­cha­nis­mus weit kom­pli­zier­ter ist. Aber al­les in al­lem ist es ei­ne De­hy­dra­ti­on.“
    Paul er­kann­te, daß Se­ra­ne sei­nen Vor­trag of­fen­bar
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