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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman
Autoren: Richard Laymon
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passiert ist, nachdem Sie den Verdächtigen zur Rede gestellt haben.«
    Er schnippte Asche auf seine flache Hand. Die Handfläche glänzte vor Schweiß. »Also … er ist die Gasse entlanggelaufen. Richtung Süden. Brown hat ihn verfolgt, und ich bin zurück zum Auto gegangen, um Verstärkung zu rufen.«
    »Sie haben die Sache verpfuscht.«
    »Ja, Sir.« Die Asche in seiner Hand wurde zu einem grauen Brei.
    »Wo ist dieser Brown?«, fragte Susan.
    »Jemand hat ihn k. o. geschlagen. Wahrscheinlich der Verdächtige. Der Arzt hat gesagt, wir könnten ihn erst morgen früh befragen.«
    »Und jetzt gibt es keine Spur mehr von der Mumie?«
    »Wir haben die Gasse abgesucht. Unsere Leute haben nichts gefunden. Jetzt durchkämmen sie gerade das Feld vor dem Museum. Die Gasse führt genau dort hin. Vielleicht entdecken sie ja was.«

58
    Mondlicht fiel durch die Bäume.
    Einmal blieb Amara in einem silbernen Lichtstrahl stehen und blickte zum Mond auf. Das glänzende Haar wallte über ihren Rücken. Durch die augenlosen Höhlen drang das Mondlicht in ihren leeren Schädel. Ihre Lippen zogen sich zu einem leisen Knurren zurück.
    Irgendwo in der Ferne heulte ein wilder Hund.
    Amara badete ihr Gesicht eine Weile im Mondlicht. Dann ging sie weiter.
    Der Canyon weitete sich und wich einer Weidelandschaft. Hinter den Feldern konnte man Straßenbeleuchtung erkennen. Sie kämpfte sich schneller durch das Unterholz. Sie erreichte eine Fahrspur, die durch die Felder verlief.
    Jetzt war es nicht mehr weit. Das konnte sie spüren.
    Sie wurde wie magisch angezogen.
    Amara lief schneller.
    Bald.

59
    »Meine Mutter bringt mich um«, sagte Mable vom Rücksitz aus. Das waren ihre ersten Worte seit einer knappen Viertelstunde.
    »Sie muss es nicht erfahren«, entgegnete Imad.
    »Sie wird’s herausfinden. Es war ihr bestes Messer. Sie bringt mich um.«
    »Ich kaufe ihr ein neues.«
    »Das ist nicht dasselbe.«
    »Ein Messer ist ein Messer.«
    »Es war kein normales Messer.«
    »Ach?«
    »John Wayne hat es ihr gegeben.«
    Imad sah sie im Rückspiegel an. »John Wayne? Wirklich?«
    »Ja, 1958. Sie hat es bei einem Preisausschreiben gewonnen. John Wayne hat es überreicht.«
    »Das hat sie dir erzählt?«
    »Klar. Glaubst du es etwa nicht?«
    »Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen.«
    »Deshalb wird sie mich umbringen. Es war ein echtes Bowiemesser, wie die Cowboys es haben.«
    »Mable, egal was es für ein Messer war, ich konnte nicht zulassen, dass du es mitnimmst.«
    »Glaubst du, ich wollte dich erstechen?«
    »Das ging mir durch den Kopf, ja.«
    »Du bist mein Freund, Imad.«

    »Tja, danke.«
    »Auch wenn du mich beleidigt hast und gesagt hast, ich würde stinken, und mich nicht bei dir vorne sitzen lässt und mich geschlagen hast.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ich beschimpfe dich nicht.«
    »Das weiß ich.«
    »Oder sage, du würdest stinken.«
    »Ich stinke ja auch nicht. Ich war schon immer ziemlich pingelig, was meine Körperpflege angeht. Und das erwarte ich auch von anderen.«
    »Hä?«
    »Ich werde es dir beibringen, Mable.«
    Einige Augenblicke herrschte Schweigen. Imad nahm den Fuß vom Gaspedal und fuhr langsam in die Einfahrt. Die Scheinwerfer strahlten das große schmiedeeiserne Tor an.
    »Imad?«
    »Ja.«
    »Warum bist du so nett zu mir?«
    »Damit du mir erlaubst … wie würdest du es ausdrücken? Damit ich dich ficken darf.«
    Sie schnaubte. »Das stimmt nicht. Wieso machst du das? Es ist nie jemand nett zu mir. Also, warum?«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht, um für meine Sünden zu büßen.«
    »Bist du ein Sünder?«
    »Ja, allerdings.«
    »Bist du katholisch?«
    »Nein.«
    »Ein Glück. Meine Mama hat was gegen Katholiken.« Mable beugte sich auf dem Rücksitz nach vorn. »Du bist doch kein Jude, oder?«

    »Nein.«
    »Mohammedaner?«
    »Nein.«
    »Irgendwas musst du sein, Imad.«
    »Die Familie meiner Mutter war Teil der Gemeinde der koptischen Christen in Ägypten.«
    »Koptische Christen?«
    »Genau.«
    »Gut«, sagte Mable zufrieden. »Gegen die hat meine Mutter noch nie was gesagt.«
    »Das freut mich.«
    Imad drückte auf die Fernbedienung. Das Tor schwang auf. Er fuhr hindurch, und die Flügel schlossen sich geräuschlos wieder. Das Haus vor ihnen war hell erleuchtet.
    »Wo sind wir?«, fragte Mable.
    »Zu Hause.«
    »Wem sein Zuhause?«
    »Meins.«
    »Ohne Scheiß?«
    »Allerdings.«
    »Das glaub ich nicht.«
    »Nein?«
    »Stimmt das echt?«
    »Ja.«
    »Tja, dann niste ich mich bei dir ein.«

60
    Seit
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