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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf
Autoren: Adam Frank
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sangen junge Damen populäre Songs.
    Die Stücke beeindruckten David nicht sonderlich. Es handelte sich immer um verworrene Liebesgeschichten mit den unwahrscheinlichsten Verwechslungen. Erheiternd waren vor allem die Männer, die Frauenrollen spielten.
    Es handele sich um Offiziere vom Stande, wie Lord Battesham bemerkte, die ihr Talent dem guten Zweck widmeten.
    David hatte nicht den Eindruck, einem besonderen Kulturereignis beizuwohnen, obwohl seine Erfahrung darin beschränkt war, aber aus der Nachbarloge wurde ihm bedeutet, daß die Wiedereröffnung dieses Theaters gewissermaßen ein historisches Ereignis sei, denn die Rebellen hätten in ihrem Gebiet seit Herbst 1774 alle Theater verboten.
    Zwischen den Stücken sah David Leutnant Abercrombie und konnte ihm sagen, daß einer der geheimnisvollen Zivilisten Mr. Leather, Schreiber im Stab des Admirals, sei.
    »Donnerwetter!« sagte Abercrombie. »Im Stab des Admirals! Der Kreis schließt sich.«
    Lord Battesham ließ es sich nicht nehmen, Abercrombie einzuladen, nach dem Theater mit ihnen noch etwas zu speisen und zu trinken.
    Den nächsten Tag würde David nicht so schnell vergessen. Er hatte etwas Kopfschmerzen vom Wein am vergangenen Abend, doch der leichte Hafendienst erforderte ja keine besondere Anstrengung. Während der Vormittagswache wurde er beauftragt, Meldungen und Listen zum Stab des Admirals zu bringen und Post im Postbüro zu holen, denn am Morgen war ein Postboot aus England eingelaufen.
    David nahm bei solchen Gelegenheiten immer William Hansen mit, denn die Mannschaft der Albion wurde mit Landgang nicht so reichlich bedacht wie die Offiziere.
    Sie gingen die Straße am Pier entlang, als Davids Blick auf Mr. Leather, den Schreiber, fiel, der über eine Planke einen Schoner verließ, der ablegen wollte.
    David packte Williams Arm und zog ihn hinter einen der vielen Kistenstapel, die überall an der Pier lagen.
    »Sieh dir den Maat an, der jetzt auf dem Schoner das Ablegemanöver befehligt! Kennst du ihn?«
    William spähte hinüber. »Ja«, antwortete er, »ich kenne ihn, aber ich weiß nicht … Doch, jetzt fällt es mir wieder ein. Das ist der eine Maat des Schoners aus der Bucht von Honduras. Sie hatten uns mit Hilfe des Deserteurs überwältigt, und Commander Grant hat uns befreit. Das ist er!«
    David bestätigte: »Ich habe ihn auch erkannt.«
    Und dann betrat ein Zivilist das Achterdeck des Schoners, und als er sich umdrehte, sah David zu seinem Erstaunen den anderen geheimnisvollen Zivilisten aus dem Wirtshaus.
    »William, merk dir das Gesicht des Zivilisten dort. Und ihr Schoner heißt Rose, etwa einhundertzwanzig Tonnen, zwei Toppsegel. Was fällt dir noch auf?«
    »Er hat nicht viel geladen und hat vier Kanonen, Vierpfünder, wie es aussieht.«
    Mr. Leather war nirgendwo mehr zu sehen, und David ging mit William zum Admiralstab am Hannover Square, wo er den Beutel mit den Meldungen abgab und nach Hauptmann Plate fragte. Kurz darauf erschien ein mittelgroßer, hellblonder Armeeoffizier und erkundigte sich, was er von ihm wünsche.
    David stellte sich vor, berief sich auf Leutnant Abercrombie und die Begegnung im Wirtshaus und berichtete von seinen Beobachtungen. Der Hauptmann sah gedankenverloren an David vorbei und rieb sein linkes Ohrläppchen zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Schließlich sah er David wieder an und sagte: »Ja, das gibt alles einen Sinn. Rose hieß der Toppsegelschoner, sagten Sie? Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen. Kann ich Sie auf der Albion erreichen, wenn es notwendig ist? Abercrombie ist übrigens für einige Tage nicht in New York.«
    David hatte nicht den Eindruck, daß der Hauptmann Rückfragen beantworten würde, und verabschiedete sich. William nahm den Beutel mit Meldungen für die Albion, und sie gingen zum Postbüro.
    Der Postmeister hatte einen Sack für die Albion. Nach längerem Zureden ließ er sich dazu bewegen, in der Post für die Shannon unter David Winter und William Hansen zu suchen. Vier Briefe und ein kleines Paket waren die Ausbeute. Ein Brief war für William, zwei und das Päckchen waren vom Onkel, aber ein Brief war von Susan. Da hatten sich das Warten und die Nachfrage doch gelohnt.
    »Wir setzen uns unterwegs in eine ruhige Gaststube und lesen die Post«, beschied er William.
    Die Wirtsstube war bald gefunden. Mit Williams Bootsmesser öffnete er Susans Brief.
    »David, mein lieber Freund«, begann er, und David wunderte sich etwas über die ungewohnte Anrede. »Vielleicht muß
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