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Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Titel: Der Junge, der mit den Piranhas schwamm
Autoren: Ravensburger
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werden diesem Ort das fischige Harz herausreißen und dem allem eine Ente machen. Für immer.“
    Stan ist am Piranha-Becken angekommen.
    „Heute Abend“, sagt Clarence P., „wird es mit der Fischigkeit vorbei sein. Entengültig.“

Vierzig
    Sie schauen Stan nach, der in Pancho Pirellis Wohnwagen verschwindet.
    „Woll’n Sie was essen?“, knurrt der Ebermann, der vor seinem Grill steht.
    „Was denn?“, fragt Clarence P.
    „Rippchen“, knurrt der Ebermann. „Oder ein Würstchen oder auch drei. Oder einen Burger.“
    „Woraus ist der denn gemocht?“, fragt Clarence P.
    „Aus bestem Eberfleisch natürlich“, knurrt der Ebermann. Er beugt sich vor. „Ihr seht aus wie’n Haufen aufrechter Burschen. Ihr seht aus wie Burschen, die’s vertragen können, auf ’nem Eber ’rumzukauen.“
    „Wir sind ganz gewiss von einem anderen Kolibri als die Gestalten, die sich hier so herantreiben“, sagt Clarence P.
    „Dann kommt her und esst. Es gibt genug für alle.“
    Clarence P. und die Jungs stellen sich an den Tresen des Grills Zum wilden Eber . Sie kauen und schlucken das köstliche Eberfleisch.
    „Schmeckt’s?“, fragt der Ebermann.
    „Sehr lecker“, schmatzt Alf.
    „Lässt es dir den Pelz wachsen?“
    „Den Pelz?“, fragt Doug.
    „Ja! Wie bei einem Eber. Genauso wie in der Geschichte!“
    „Was für ’ne Geschichte?“, fragt Fred.
    „Wie in der Geschichte von dem Mann, der den Eber fraß. Soll ich sie euch erzählen?“
    „Nein, mein Herr!“, sagt Clarence P. „Wir sind nicht an albernen Geschichten interasiert. Wir sind an der Wahrlichkeit und den Tatsächlichkeiten interasiert.“
    „Soll ich euch dann die Wahrheit über den Mann erzählen, der den Eber fraß?“
    „Nein!“
    „Er hat sich am Schluss in einen Eber verwandelt“, knurrt der Ebermann.
    „Das, mein Herr“, sagt Clarence P., „hört sich ganz nach einer Geschichte an.“
    „Vielleicht isses eine. Vielleicht is aber auch die Wahrheit und die Geschichte von dem Mann und dem Eber dasselbe. Vielleicht is die Wahrheit und die Geschichte über alles und jeden ein und dasselbe.“
    „Soll’n wir ihn verkloppen, Chef?“, fragen Fred und Ted.
    „Ja!“, knurrt der Ebermann, reißt das Maul auf und zeigt seine Zähne. „Ja! Macht schon! Aber vorher will ich euch noch fragen: Kennt ihr die Geschichte von dem Mann, der keine Geschichten wusste?“
    „Nein, mein Herr!“
    „Eine Geschichte kam vorbei und hat ihn verschlungen!“
    Und mit diesen Worten springt der Ebermann auf den Tresen, reißt wieder das Maul auf und brüllt.

Einundvierzig
    Kehren wir wieder zu der Ampel zurück an der Straße, die in die Stadt hineinführt. Die Ampel ist rot. Der Verkehr steht still. Der Polizist steht wie immer an der Kreuzung und hält Ausschau nach Boshaftigkeit und Fischigkeit.
    Ein Traktor mit einem Anhänger, voll beladen mit Heu, tuckert heran. Der Fahrer dreht sich um und ruft nach hinten: „Hier ist Endstation, ihr zwei!“
    Das hört der Polizist. Er schaut genau hin.
    Zwei Gestalten klettern von dem Anhänger. Sie sind steif wie Stöcke, taumeln wie Vogelscheuchen.
    „Danke sehr!“, rufen sie dem Fahrer zu. „Danke für Ihre Freundlichkeit!“
    „Gern geschehen! Ich bin froh, wenn ich helfen kann“, antwortet der Fahrer.
    Die Ampel wird grün; der Verkehr fließt weiter.
    Der Polizist grinst. Was haben wir denn hier?, denkt er, als er sich dem Vogelscheuchen-Paar nähert, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Das hässliche Grinsen verwandelt sich in ein mildes Lächeln.
    „Guten Abend“, sagt er ausgesucht höflich.
    „Guten Abend, Herr Wachtmeister“, sagen Annie und Ernie, denn um niemand sonst handelt es sich.
    „Willkommen in unserer bescheidenen Stadt“, sagt der Polizist. „Und was, wenn ich fragen darf, führt Sie hierher?“
    „Ach, mein Herr“, sagt Ernie, „wir suchen einen verloren gegangenen Jungen!“
    „Einen armen, verloren gegangenen Jungen?“, wiederholt der Polizist.
    „Ja, Herr Wachtmeister“, sagt Annie. „Er ist ein guter Junge. Er ist groß und hat ein offenes, fröhliches Gesicht, und aus seinen Augen strahlt nichts als Gutherzigkeit. Ich nehme nicht an, dass Sie ihn …“
    „ Gutherzigkeit?“ , sagt der Polizist. „Ich sehe so viele Jungen in meinem Beruf, aber kaum einer ist auch nur ein bisschen gutherzig.“
    „Dann würden Sie ihn ganz leicht erkennen, mein Herr“, sagt Ernie.
    Der Polizist denkt nach. Er streicht sich übers Kinn und kratzt sich am Kopf.
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