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Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag
Autoren: Michael Green
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richtig«, beharrte Cameron. »Wir möchten bestimmen, wie unser Leben verläuft. Wir wollen nicht, dass Ihr und Eure Söhne noch länger die Herrschaft über unser Leben habt.«
    Die Anwesenden murmelten zustimmend.
    Fast gleichzeitig hallten zwei Schüsse durch die Luft. Warren, dem Jaspers Kugel durch die Brust gedrungen war, sank auf die Knie. Camerons Hirn und seine Brille zerbarsten, als Greg aus nächster Nähe einen Schuss auf ihn abfeuerte. Die Brillen der Töchter schützten ihre Augen vor den umherfliegenden Glassplittern.
    Als die restlichen Mitglieder der Gemeinschaft schreiend davonrannten, schoss Damian weiter. Sein letzter Schuss war auf Mary-Claire gerichtet. Er verfehlte sie, und als er die Pistole durchlud, war sie aus seinem Blickfeld verschwunden.
    Ehe die fliehenden Männer, Frauen und Kinder ihre sicheren Quartiere rings um den Lawn Court erreichten, waren Warrens Nichte Charlene und Dianas Tochter Melanie ebenfalls getötet worden. Pauls Tochter Bridget lag im Gras und krümmte sich schreiend. Paul versuchte verzweifelt, zu ihr durchzudringen, doch eine Salve aus Damians Pistole zwang ihn zum Rückzug.
    »Morgen früh findet ihr euch alle zur üblichen Zeit zum Frühstück ein«, brüllte Nigel den eingeschüchterten Gestalten zu, die unter den Fensterbänken in den Gebäuden um den Lawn Court kauerten.
    »Kommt nicht zu spät«, schrie Damian.
    Die Revolte war vorüber.

3
    »Ich glaube, wir sollten auf direktem Wege nach Gulf Harbour fahren«, beharrte Steven Chatfield. Er stand mit dem Rücken zu seinem Vater und starrte auf den Horizont. Seine breitschultrige, muskulöse Gestalt schwankte mit dem Schiff in der Dünung.
    Mark Chatfield stand am Ruder der Archangel und steuerte die zweimastige Segeljacht durch den Golf von Biskaya. Wie bei seinem Cousin Nigel in England wurde nun auch seine Autorität auf die Probe gestellt.
    Am Tag zuvor hatte die kleine Gruppe, die sich entschlossen hatte, Haver zu verlassen und nach Neuseeland zurückzukehren, zwei schockierende Tatsachen über ihre Familien erfahren. Erstens enthüllte Allison Dalton, Marks Cousine, die während des Aufenthalts in England seine Geliebte geworden war, dass ihre gemeinsamen Großeltern geheiratet und eine Familie gegründet hatten, ohne zu wissen, dass sie Zwillinge waren. Es könnte diese Verbindung ihrer DNA gewesen sein, die das entscheidende Gen hervorgebracht hatte, das die Chatfield-Familie vor der Pandemie geschützt hatte.
    Zweitens erzählte Mark ihnen von einem »heimlichen Onkel«. Vor seiner Flucht aus Haver erfuhr er von Tante Margaret, dass ihre Mutter, Marks Großmutter, noch einen Sohn geboren hatte, von dem die Familie nichts wusste. William Chatfield war mit dreizehn Jahren zur See gegangen. Während eines Besuches zu Hause schwängerte er das Nachbarmädchen und ließ es dann sitzen, was zu ihrem Selbstmord führte. Daraufhin war William von der Familie verstoßen und sein Name niemals wieder erwähnt worden.
    Mark und seine Cousins hatten nie von diesem Onkel William gehört. Dank Tante Margarets Enthüllungen wussten sie nun auch, dass ihr geheimer Onkel mindestens zwei Kinder gezeugt hatte: eins in Brisbane in Australien und eins in Amerika – vermutlich in San Francisco oder San Diego. Sehr darauf bedacht, den Genpool der wenigen Überlebenden auf Erden zu vergrößern, verkündete Mark seine Absicht, auf dem Weg nach Neuseeland Brisbane anzusteuern, um zu sehen, ob sie dort Überlebende finden würden.
    Aber ganz im Gegensatz zu Nigel war Mark bereit, über seinen Entschluss zu diskutieren. Denn ihm lag daran, seinen Angehörigen zu beweisen, dass sie ein viel glücklicheres Leben führen würden, wenn sie Haver verließen, um in der Gemeinschaft in Neuseeland zu leben.
    »Wenn wir unsere Route clever wählen, dauert die Reise nur ein paar Tage länger«, argumentierte Mark. Er erholte sich noch von einer Wunde, die er sich bei der Flucht aus Haver zugezogen hatte. Sein Haar und der kurz geschorene Bart waren zum Teil schon ergraut, und plötzlich sah man ihm seine einundsechzig Jahre an.
    »Es ist eine große Stadt. Selbst wenn dort noch jemand lebt, kann es Wochen dauern, bis wir sie finden«, erwiderte Steven.
    Die anderen hörten mit großem Interesse zu. Alle hatten ihre eigenen Gedanken und Pläne dazu.
    Adam Dalton lag auf dem Dach der Kabine und versuchte, die Schmerzen in seinem lahmen Bein zu lindern. Das Schaukeln des Schiffes schien es noch schlimmer zu machen. Adam war nur knapp einen
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