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Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag
Autoren: Michael Green
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niemals mehr als vier Stunden an einem Stück zu schlafen. Auch mussten sie wieder lernen, das Knarren und Ächzen des Schiffes zu ignorieren. Je nach Windrichtung und Wellengang entstand ständig eine neue Geräuschkulisse, die einem gehörig auf die Nerven gehen konnte.
    Sie freuten sich über den beständigen Wind von fünfundfünfzig Kilometern pro Stunde und fluchten, als er so lange anhielt, dass sich hohe Wellen bildeten und der Autopilot das Schiff nicht mehr auf Kurs halten konnte. Unter diesen Bedingungen konnten sie das Wachsystem nicht beibehalten. Sie wechselten sich jede halbe Stunde am Ruder ab und hatten große Mühe damit. Je müder sie wurden, desto gereizter waren sie. Steven beschuldigte Luke, seine Sandwiches und seinen Kuchen gegessen zu haben, die er für sich in die Kombüse gelegt hatte. Luke behauptete, er habe Stevens Imbiss nicht angerührt, doch Steven schnauzte ihn an. Dann sah er ein, dass der Junge vermutlich so müde war, dass er sich nicht mehr erinnern konnte, was er gegessen hatte, und lenkte ein.
    Als die ganze Crew total erschöpft war, holte Steven einige Segel ein. Es wehte noch immer ein kräftiger Wind, und die Jacht machte gute Fahrt. Am zehnten Tag schafften sie fast zweihundert Meilen.
    Um das beste Vorsegel zu schonen, beschloss Steven, es durch eines der strapazierfähigen Segel zu ersetzen, die er im Hafen von Manly gefunden hatte. »Könntest du mir die dunkelblaue Tasche mit dem Vorsegel aus der Backskiste holen?«, fragte er Luke, der den Kopf durch die Luke der Kajütenleiter streckte, um seine Wache zu beginnen. Luke verschwand und tauchte eine Minute später wieder auf.
    »Hast du sie nicht gefunden?«, fragte Steven.
    »Doch, und ich habe da unten noch was anderes gefunden.« Hinter ihm auf der Kajütenleiter tauchten die dunklen Umrisse einer Person auf.
    »Allison!«, schrie Steven, als sie an Deck trat.
    Steven war rasend vor Wut. Weil Allison sich heimlich auf dem Schiff versteckt hatte, musste er jetzt die ganze Strecke nach Neuseeland zurücksegeln und dann noch einmal einen tränenreichen Abschied ertragen. Außerdem war er wütend auf sich selbst, weil er die Bedeutung der Schüsse und des Rauches nicht erkannt hatte. Er konnte seine Wut nicht verbergen.
    »Wir müssen umkehren und dich zurückbringen. Dadurch verlieren wir drei Wochen«, brüllte er durch den pfeifenden Wind. »Und die Vorräte für drei Wochen ebenfalls.«
    »Ich gehe nicht zurück«, schrie sie ihn an.
    »Doch, das tust du. Mein Vater wird sich wahnsinnige Sorgen machen. Er wird glauben, dass du von den Klippen gestürzt bist.«
    »Das wird er nicht. Ich habe ihm einen Brief geschrieben.«
    »Du hast was?«
    »Ich habe ihm einen Brief geschrieben.«
    »Und du meinst, damit ist alles in Ordnung? Er liebt dich über alles. Wie konntest du ihm das antun?«
    Allison starrte auf den Boden des Cockpits. »Ich liebe ihn auch, aber ich muss nach Haver zurückkehren. Ich will meine Mutter wiedersehen. Ich will wissen, dass es ihr gut geht.«
    »Und was ist mit meinem Vater?«
    Allison antwortete ihm nicht.
    Steven wandte sich an Luke. »Okay, wir wechseln das Vorsegel. Sobald wir das erledigt haben, kehren wir um.«
    Er übergab das Ruder an Penny, stapfte die Kajütenleiter hinunter und schleppte das strapazierfähige Vorsegel ins Cockpit. Da das Schiff stark schlingerte, dauerte es über eine halbe Stunde, bis sie das Segel gewechselt hatten. Inzwischen saßen Penny und Allison im Cockpit und sprachen aufgeregt miteinander. »Allison möchte nicht nach Neuseeland zurück«, erklärte Penny Steven, als er wieder ins Cockpit kam. Er kochte noch immer vor Wut. »Und ich kann sie verstehen. Ich helfe euch nicht, das Schiff zu steuern, wenn du umkehrst.«
    »Was?«
    »Du hast ganz richtig verstanden. Ich verstehe Allison. Es ist nicht gut, wenn du sie zwingst zurückzukehren. Es gibt für sie und deinen Vater keine Zukunft. Und da ist noch etwas, das du wissen musst.« Sie warf Allison einen Blick zu. »Sagst du es ihm, oder soll ich es ihm sagen?«
    »Ich bin schwanger«, platzte es aus Allison heraus.
    »Was?«
    »Ich bin schwanger.«
    »Weiß mein Vater es?«
    »Inzwischen schon.«
    »Du hast es ihm geschrieben?« Allisons Schweigen sprach Bände. »Dann müssen wir auf jeden Fall umkehren.«
    »Das ist genau der Grund, warum wir nicht umkehren sollten«, mischte Penny sich ein.
    Steven musterte die beiden Frauen fassungslos. »Warum?«
    »Was ist in den Augen deines Vaters das Wichtigste auf
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