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Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag
Autoren: Michael Green
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seinem Namen neben den Schachteln mit der Munition im Kleiderschrank liegen. Auf dem Umschlag war Allisons Handschrift. Er riss ihn auf und las den Brief.
    »Allison ist weg«, sagte Mark. Er sank aufs Bett und begann bitterlich zu weinen. »Sie ist an Bord der Archangel .« Sekundenlang saß er wie erstarrt da, doch dann überschlugen sich seine Gedanken. »Lauf hoch zu den Klippen und mach ein Feuer.«
    »Aber warum? Was ist passiert?«
    »Mach es einfach«, fuhr Mark ihn an. Sein trauriger Ton veranlasste Fergus, sofort loszulaufen, ohne weitere Fragen zu stellen.
    Steven hatte gerade das Besansegel gesetzt, als er das schwache Echo von Gewehrschüssen hörte. »Hast du das gehört?«, fragte er Penny.
    »Ja.«
    »Wie viele Schüsse waren es?«
    »Ich weiß nicht genau.«
    »Ich glaube, es waren vier«, sagte Luke.
    Steven bekam Panik. Sie hatten vereinbart, vier Schüsse abzufeuern, sobald es ernsthafte Schwierigkeiten gab. »Ich frage mich, was passiert ist.«
    »Vielleicht hat jemand vergessen, uns einen Brief mitzugeben«, scherzte Luke. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich vier Schüsse gehört habe. Vielleicht waren es auch nur drei.«
    »Vielleicht hat Fergus auf diesen streunenden Hund geschossen, der sich gestern in der Nähe der Häuser herumgetrieben hat«, meinte Penny.
    Steven war angespannt und zutiefst beunruhigt. Wenn es Probleme an Land gab, würden sie das Signal bestimmt noch einmal hören. Vielleicht wollte sein Vater ihnen mitteilen, dass sie etwas vergessen hatten. Steven zermarterte sich den Kopf, doch ihm fiel nichts ein. Es spielte auch keine Rolle. Falls sie tatsächlich etwas vergessen hatten, mussten sie eben improvisieren. Er konnte jetzt auf keinen Fall umkehren. Noch einen tränenreichen Abschied ertrug er nicht.
    »Wo wollte Allison stehen?«, fragte Luke und riss Steven aus seinen Gedanken.
    Steven zeigte auf die Anhöhe am Ostende der Te Haruhi Bay. »Auf dem Hügel ist gleich neben dem Weg ein guter Aussichtspunkt.«
    Luke suchte die Klippen ab, als die Archangel Kurs auf das Ende der Halbinsel nahm. Viel zu schnell verloren sie den Aussichtspunkt aus dem Blick.
    »Wir segeln viel schneller, als ich erwartet hatte«, erklärte Steven ihm. »Vermutlich hat sie es nicht rechtzeitig geschafft.« Sie waren alle enttäuscht, und als die Whangaparaoa Peninsula hinter ihnen lag, fühlten sich plötzlich alle schrecklich einsam.
    Den ganzen Vormittag saßen sie im Cockpit und schauten immer wieder in die Richtung, wo sie insgeheim hofften, Allison zu erblicken. Dabei wussten alle, dass sie sich schon viel zu weit entfernt hatten. Am späten Vormittag entdeckten sie eine Rauchfahne über der Halbinsel.
    Steven geriet wieder in Sorge. »Ich frage mich, ob das ein Signal meines Vaters ist.«
    »Und wenn es so wäre, ist es bestimmt nur wieder ein Trick, um unsere Abreise zu verzögern«, sagte Penny mit Nachdruck.
    »Sie verbrennen wahrscheinlich nur Sträucher«, sagte Luke. »Sie haben seit Tagen darüber gesprochen.«
    Schließlich warf Steven keinen Blick mehr zurück. Penny und Lee stiegen die Kajütenleiter hinunter, um Essen zu machen, während Steven und Luke die Segel überprüften und den Autopiloten einschalteten. Als sie die Whangaparaoa Peninsula nicht mehr sehen konnten, entspannten sich alle.
    Mark und Jessica saßen an Hollys Bett, nachdem sie das kranke Kind gebadet hatten. Holly war nicht ansprechbar und presste eine Hand auf ihren Bauch.
    »Nehmen sie Kurs auf Gulf Harbour?«, fragte Mark Fergus, der von den Klippen zurückgekehrt war.
    Fergus schüttelte den Kopf.
    »Wenn Steven das gewusst hätte, wäre er geblieben«, sagte Mark traurig. »Und Allison auch.«
    »Wenn sie was gewusst hätten?«
    »Wenn sie gewusst hätten, dass alle Kinder außer Zoë und Holly nicht in Gefahr waren.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ihre Hautfarbe.« Fergus verstand noch immer nicht. Mark erklärte es ihm. »Wir haben alle an dieser Krankheit gelitten, aber nur diejenigen mit Maori- oder Aborigine-Blut sind gestorben.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn«, mischte Jessica sich ein. »Einer Krankheit ist doch die Hautfarbe eines Menschen egal.«
    »Bei natürlichen Krankheiten wird das wohl so sein, aber was ist mit biologischen Waffen?«
    Fergus schüttelte verwirrt den Kopf. »Worauf willst du hinaus?«
    »Was ist das Problem bei biologischen Waffen?«, fragte Mark die beiden. Ihre verwirrten Mienen bewiesen, dass sie ihm nicht folgen konnten. Mark beantwortete die Frage selbst.
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