Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag
Autoren: Michael Green
Vom Netzwerk:
»Wenn man eine Krankheit als biologische Waffe einsetzt, läuft man Gefahr, die eigenen Leute anzustecken.«
    »Und?«
    »Man müsste also eine perfekte biologische Waffe entwickeln, die nur eine bestimmte Rasse angreift.«
    »Das ist nicht möglich.«
    »Ihr würdet euch wundern, was alles möglich ist. Woher wollen wir wissen, was in der Forschung für biologische Kriegsführung im Laufe der Jahre alles gelaufen ist? Selbst das, was über wissenschaftliche Entdeckungen veröffentlicht wurde, ist beängstigend genug – Hühner ohne Federn und Kaninchen, die im Dunkeln leuchten.«
    Jessica sah Mark an, als wäre er verrückt geworden. »Kaninchen, die im Dunkeln leuchten?«
    »Ja«, beharrte Mark. »Sie haben Gene von Quallen in das Erbgut von Kaninchen eingeschleust, damit sie leuchten.«
    »Warum sollten sie so etwas tun?«, fragte Fergus. Sein Ton verriet, dass er genau wie Jessica am Verstand seines Onkels zweifelte.
    Mark war frustriert. »Es spielt keine Rolle. Jedenfalls hat das Humangenomprojekt zahllose neue Möglichkeiten eröffnet.«
    »Was willst du genau damit sagen?«
    »Ich will sagen, dass möglicherweise ein bestimmtes Gen für die Hautfarbe verantwortlich ist. Vielleicht haben Wissenschaftler das Typhus-Bakterium so verändert, dass ein neuer Stamm entstanden ist, der nur für diejenigen mit diesem bestimmten Gen tödlich ist.«
    »Wer sollte so etwas tun?«
    »Die Weißen in Südafrika?«
    Jessica schüttelte den Kopf. »Niemals.«
    »Erinnerst du dich an die Zeitung in Kapstadt mit dieser Schlagzeile, die behauptete, südafrikanische Piloten hätten Kapstadt bombardiert?« Jessica nickte. »In dem Artikel stand, dass die schwarzen Südafrikaner an anderen Symptomen des Super-SARS-Virus litten als die weißen.« Mark warf die Hände in die Luft. »Genau das meinte ich. Sie litten nicht an anderen Symptomen, sondern an einer anderen Krankheit.«
    »Willst du damit andeuten, dass die weißen Südafrikaner die schwarze Bevölkerung absichtlich mit einer veränderten Form des Typhus-Erregers angesteckt haben?«, fragte Fergus ungläubig.
    »Ich will nicht behaupten, dass sie diesen Erreger absichtlich verbreitet haben. Möglicherweise ist das Bakterium aus einem Labor für biologische Waffen entwichen, als die Infrastruktur zusammenbrach. Es könnte sogar vor dem Ende der Apartheid entwickelt worden sein – ein Bakterium, das irgendwo versteckt war und in Vergessenheit geriet.«
    »Du meinst, es wurden Experimente durchgeführt, um die schwarze Bevölkerung auszurotten? Das ist krank. Die menschliche Rasse verdient es, ausgelöscht zu werden.«
    »Möglicherweise waren es nur ein paar Fanatiker. Wir können nicht allen die Schuld geben.«
    »Und du glaubst, wir haben die Krankheit zuerst in Australien und dann in Neuseeland eingeschleppt?«
    »Genau. Wir und alle, mit denen wir in Kontakt kamen, wurden krank. Alle außer Corky, der Einzige mit weißer Haut, starben. Nur Sophia, Lily und Zoë in unserer Gruppe entwickelten die kritischen Symptome – Bauchfellentzündung und Sepsis. Und sie waren die Einzigen in unserer Gruppe mit dunklerer Haut.«
    »Du meinst also, Lee stellte zwar eine Gefahr für die anderen Kinder in Gulf Harbour dar, aber eine, die nur für Zoë und jetzt Holly, die beiden Kinder mit Maori-Genen, tödlich war.«
    »Genau«, stimmte Mark ihm zu und strich Holly durchs Haar. Das kleine Mädchen stöhnte und bewegte sich leicht. »Wenn Steven, Penny und Allison das gewusst hätten, würden sie jetzt nicht zurück nach England segeln.«
    »Darauf würde ich nicht wetten«, meinte Fergus. »In Pennys Augen wäre das nur eine Bestätigung gewesen, dass Lee für die Familien in Haver keine Gefahr darstellt, denn niemand dort hat dunkelhäutige Vorfahren.«
    Steven, Luke und Penny führten ein Wachsystem ein. Eine Wache dauerte jeweils zwei Stunden, worauf vier Stunden Pause folgten. Bei schlechtem Wetter wurden die Zeiten verdoppelt. Der Autopilot sollte vierundzwanzig Stunden am Tag laufen. Zehn Kojen für nur fünf Crewmitglieder einschließlich der beiden Kinder waren ein echter Luxus nach den beengten Verhältnissen auf der Reise nach Neuseeland. Luke und Lee hatten beide eine eigene Kabine.
    Die erste Woche verging ohne besondere Vorkommnisse. Sie machten gute Fahrt und legten Strecken von über hundertfünfzig Seemeilen pro Tag zurück. In dieser Zeit konnten sich ihre Beine wieder an das Schaukeln des Schiffes und ihre Körper an das Leben auf See gewöhnen. Es war anstrengend,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher