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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann
Autoren: Lee Child
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gehört sie einem Mann namens Zachary Beck. Wir vermuten, dass er der andere Kerl auf diesen Fotos ist.«
    »Was ihn ziemlich groß macht«, sagte Eliot. »Wenn dieser Typ aus L.A. bereit ist, eigens an die Ostküste zu fliegen, um sich mit ihm zu treffen, muss er etliche Leitersprossen höher stehen. Und ein paar Sprossen über dem Kerl aus L.A. liegt die Stratosphäre, das können Sie mir glauben. Also ist Zachary Beck ein Topgangster, der sich einbildet, uns täuschen zu können. Teppichimporteur, Drogenimporteur. Keine schlechte Tarnung.«
    »Tut mir Leid«, murmelte ich. »Ich hab den Mann noch nie gesehen.«
    »Das braucht Ihnen nicht Leid zu tun«, meinte Duffy. Sie rutschte auf dem Stuhl nach vorn. »Für uns ist’s besser, wenn er nicht der Kerl ist, den Sie gesehen haben. Ihn kennen wir bereits. Es ist besser, wenn Sie einen seiner Geschäftspartner gesehen haben. So können wir versuchen, über diesen Mann an ihn ranzukommen.«
    »Sie kommen nicht direkt an ihn heran?«
    Nun entstand eine kurze, verlegene Pause.
    »Wir haben Probleme«, sagte Eliot.
    »Gegen den Mann aus L.A. scheint ein begründeter Verdacht vorzuliegen. Und Sie haben Fotos, die seinen Kontakt zu diesem Beck beweisen.«
    »Die Fotos sind nicht sauber«, sagte Duffy.»Ich habe einen Fehler gemacht.«
    »Die Tiefgarage ist privat«, fuhr sie fort. »Sie liegt unter einem Bürogebäude. Ich hatte keinen Durchsuchungsbefehl. Unser Gesetz verbietet die Verwertung dieser Fotos als Beweismittel.«
    »Können Sie nicht einfach behaupten, die Fotos seien von außerhalb aufgenommen?«
    »Das lassen die räumlichen Gegebenheiten nicht zu. Die Verteidigung würde das sofort bemerken, und damit wäre der Prozess geplatzt.«
    »Wir müssen wissen, wen Sie gesehen haben«, drängte Eliot.
    Ich gab keine Antwort.
    »Es ist wirklich wichtig«, erklärte Duffy mit einer Engelsstimme, die Männer dazu bringt, Heldentaten zu vollbringen. Aber dahinter steckte keine Raffinesse. Keine Verstellung. Sie merkte gar nicht, wie gut ihre Stimme klang.
    »Warum?«, fragte ich.
    »Weil ich diese Sache wieder ausbügeln muss.«
    »Jeder macht mal einen Fehler.«
    »Wir haben eine Agentin auf Beck angesetzt«, sagte sie. »Als verdeckte Ermittlerin. Sie ist verschwunden.«
    Schweigen.
    »Wann?«, fragte ich.
    »Vor sieben Wochen.«
    »Haben Sie nach ihr gesucht?«
    »Wir wissen nicht, wo wir sie suchen sollen. Wir wissen nicht, wo Beck sich herumtreibt. Wir wissen nicht mal, wo er wohnt. Er hat keinen registrierten Besitz. Er ist eine Nadel in einem Heuhaufen.«
    »Haben Sie ihn nicht überwacht?«
    »Wir haben’s versucht. Er beschäftigt Fahrer und Leibwächter. Sie sind zu gut.«
    »Für die DEA?«
    »Für uns. Wir arbeiten auf eigene Faust. Das Justizministerium hat sich von dem Unternehmen distanziert, als ich einen Fehler gemacht hatte.«
    »Obwohl eine Agentin verschwunden ist?«
    »Niemand weiß, dass sie verschwunden ist. Wir haben sie angesetzt, als die Ermittlungen schon beendet waren. Sie hat inoffiziell gearbeitet.«
    Ich starrte sie an.
    »Wir sind sofort hergekommen«, sagte Duffy. »Wir brauchen eine neue Chance.«
    Ich sah von ihr zu Eliot und dann wieder zu ihr. Sie brauchten mich. Ich brauchte sie. Und ich mochte sie. Sie waren ehrliche, sympathische Leute.
    »Ich tausche«, sagte ich. »Informationen gegen Informationen.«
    »Was brauchen Sie?«
     
    Ich sagte ihr, dass ich zehn Jahre alte Krankenhausakten aus einem Nest namens Eureka in Kalifornien brauchte, und erklärte, wonach sie Ausschau halten sollte. Ich würde in Boston bleiben, bis sie sich wieder bei mir meldete. Sie sollte nichts schriftlich festhalten. Dann gingen die beiden, und das war’s für den zweiten Tag. Am dritten Tag geschah nichts. Auch am vierten nicht. Ich lungerte herum. Boston ist das, was ich als Achtundvierziger-Stadt bezeichne. Hält man sich länger als achtundvierzig Stunden dort auf, beginnt sie einen zu langweilen. Natürlich gilt das aus meiner Sicht für fast jeden Ort. Ich bin von Natur aus ruhelos. Deshalb fing ich am Morgen des fünften Tages an, allmählich durchzudrehen. Ich glaubte schon, sie hätten mich vergessen, und spielte mit dem Gedanken, die Sache abzublasen und weiterzuziehen. Vielleicht nach Miami, wo es viel wärmer sein würde. Doch am Spätvormittag klingelte das Telefon. Sie war am Apparat. Ich freute mich, ihre Stimme zu hören.
    »Wir sind auf dem Weg nach Boston«, sagte sie. »Wir treffen uns bei der Reiterstatue auf halber Strecke um
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