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Der Janusmann

Der Janusmann

Titel: Der Janusmann
Autoren: Lee Child
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sie.
    »Ich auch«, sagte ich.
    »Das wissen wir«, entgegnete sie. »Zimmerservice, ein kleiner Stapel Pfannkuchen mit einem Ei obendrauf, leicht angebraten. Und eine große Kanne Kaffee, schwarz. Es wurde um sieben Uhr fünfundvierzig serviert. Sie haben bar bezahlt und dem Kellner drei Dollar Trinkgeld gegeben.«
    »Aber hat’s mir geschmeckt?«
    »Sie haben’s gegessen.«
    Eliot ließ die Schlösser seines Aktenkoffers aufschnappen, zog einen Stapel Papier heraus, der von einem Gummiband zusammengehalten wurde. Das Papier sah neu aus, aber der Text war unscharf. Fotokopien von Faxen, vermutlich nachts angefertigt.
    »Ihre Militärdienstakte«, sagte er.
    In dem Aktenkoffer konnte ich Fotos sehen. Schwarzweiße Hochglanzfotos im Format dreizehn mal achtzehn. Eine Überwachungssituation.
    »Sie waren dreizehn Jahre lang bei der Militärpolizei«, stellte Eliot fest. »Außergewöhnlich schnelle Beförderung vom Leutnant bis zum Major. Belobigungen und Auszeichnungen. Sie waren beliebt. Sie waren gut. Sogar sehr gut.«
    »Danke.«
    »Tatsächlich sogar mehr als gut. Sie waren oft der Mann, der gerufen wurde, wenn’s irgendwo brannte.«
    »Stimmt.«
    »Aber man hat Sie gehen lassen.«
    »Man hat mich geritten«, sagte ich.
    »Geritten?«, wiederholte Duffy.
    »RIT, Reduktion in Truppenstärke«, sagte ich. »Sie lieben es, aus allem Akronyme zu machen. Der Kalte Krieg war zu Ende, der Wehretat wurde gekürzt, die Army wurde kleiner. Also wurden weniger Leute gebraucht, die gerufen werden, wenn’s irgendwo brennt.«
    »Die Army existiert weiterhin«, warf Eliot ein. »Nicht alle sind entlassen worden.«
    »Nein.«
    »Weshalb also gerade Sie?«
    »Das würden Sie nicht verstehen.«
    Er widersprach mir nicht.
    »Sie können uns helfen«, sagte Duffy. »Wen haben Sie in dem Wagen gesehen?«
    Ich schwieg.
    »Hat’s in der Army Drogen gegeben?«, fragte Eliot.
    Ich lächelte.
    »Armeen lieben Drogen«, antwortete ich. »Das haben sie schon immer getan. Morphium, Benzedrin. Die deutsche Wehrmacht hat Ecstasy erfunden. Es war ein Appetitzügler. Die CIA hat LSD erfunden und an der U.S. Army ausprobiert. Armeen marschieren voll gepumpt mit Drogen.«
    »Und in der Freizeit?«
    »Rekruten sind durchschnittlich achtzehn Jahre alt. Was denken Sie?«
    »War das ein Problem?«
    »Wir haben kein großes Problem daraus gemacht. Irgendein Soldat geht auf Urlaub, zieht sich im Zimmer seiner Freundin ein paar Joints rein, das war uns egal. Wir dachten, dass es besser ist, sie mit ein paar Marihuanazigaretten als mit ein paar Sechserpacks zu sehen. Außerhalb unseres Bereichs sollten sie lieber sanft und zurückhaltend sein als aggressiv.«
    Duffy sah zu Eliot, der die Fotos aus seinem Aktenkoffer nahm. Er gab sie mir. Es waren insgesamt vier. Sie waren körnig und unscharf und zeigten denselben Cadillac, den ich am Abend zuvor gesehen hatte. Ich erkannte das Kennzeichen wieder. Der Wagen parkte in irgendeiner Tiefgarage. Neben dem Kofferraum standen zwei Männer. Auf zwei Bildern war der Kofferraumdeckel geschlossen, auf zweien stand er offen. Die beiden Männer sahen auf etwas hinunter, das im Kofferraum lag. Was es war, ließ sich nicht erkennen. Einer der Männer, ein Hispanier, sah wie ein Gangster aus. Der andere war ein älterer Mann im Anzug. Ich kannte ihn nicht.
    Duffy schien mich beobachtet zu haben.
    »Nicht der Mann, den Sie gesehen haben?«, fragte sie.
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich irgendwen gesehen habe«, antwortete ich.
    »Der Hispanier ist einer der größten Dealer«, erklärte Eliot. »Tatsächlich ist er der Dealer für den größten Teil des Los Angeles County. Nicht nachweisbar, versteht sich, aber wir wissen alles über ihn. Sein Wochengewinn muss im Millionenbereich liegen. Er lebt wie ein Kaiser. Aber er ist eigens nach Portland, Maine, gekommen, um sich mit diesem anderen Mann zu treffen.«
    Ich berührte eines der Fotos. »Das ist Portland, Maine?«
    Duffy nickte. »Eine Tiefgarage in der Innenstadt. Vor ungefähr neun Wochen. Die Aufnahme habe ich selbst gemacht.«
    »Wer ist also dieser andere Typ?«
    »Das wissen wir nicht genau. Das Kennzeichen des Cadillacs haben wir natürlich überprüft. Er ist auf eine Firma namens Bizarre Bazaar zugelassen. Mit Sitz in Portland, Maine. Soviel wir herausfinden konnten, hat sie vor mehreren Jahren als kleine Firma für Ex- und Import aus und in den Nahen Osten angefangen. Jetzt ist sie auf die Einfuhr von Orientteppichen spezialisiert. Unseres Wissens
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