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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl
Autoren: Robert Ludlum
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Hand. »Es freut mich wirklich, dass alles in bester Ordnung ist.«
    Er legte den Kopf etwas zur Seite und fügte beinahe beiläufig hinzu: »Oh, hören Sie, was diese >versiegelte Offerte< angeht, die Sie gerade für das Projekt in Uruguay abgegeben haben...«
    »Was wissen Sie davon?«
    Harnetts Blick war plötzlich wachsam geworden. Hatte Janson hier einen Nerv getroffen?
    »Dreiundneunzig Millionen, fünfhundertvierzigtausend, nicht wahr?«
    Harnetts Gesicht rötete sich. »Augenblick mal. Ich habe diese Offerte erst gestern Morgen genehmigt. Wie zum Teufel haben Sie.«
    »Wenn ich Sie wäre, würde ich mir Gedanken darüber machen, dass Ihre französische Konkurrenz, Suez Lyonnaise, die Zahlen ebenfalls kennt. Ich denke, Sie werden feststellen, dass deren Offerte genau zwei Prozent tiefer liegt.«
    »Was?«, explodierte Harnett mit der Wucht eines Vulkans. »Hat Steven Burt Ihnen das gesagt?«
    »Steven Burt hat mir keinerlei Informationen gegeben. Und im Übrigen ist er ja für die Baustellen verantwortlich, nicht etwa für die Buchhaltung oder die Angebotsabtei -lung - kennt er die Ausschreibung denn überhaupt im Detail?«
    Harnetts Augen weiteten sich. »Nein«, erwiderte er nach kurzer Überlegung. »Er kann die Einzelheiten unmöglich kennen. Verdammt noch mal, darüber dürfte überhaupt niemand informiert sein. Unsere Erbsenzähler haben das Angebot per verschlüsselter E-Mail direkt an das Ministerium in Uruguay abgeschickt.«
    »Und doch gibt es Leute, die darüber Bescheid wissen. Außerdem wäre dies ja in diesem Jahr nicht das erste Mal, dass man Sie knapp unterboten hat, oder? Konkret gesagt, sind Sie in den letzten neun Monaten fast ein Dutzend Mal durchgefallen. Elf von fünfzehn Ihrer Angebote wurden abgelehnt. Wie Sie ja sagten, das ist ein Geschäft, in dem es immer wieder ein Auf und Ab gibt.«
    Auf Harnetts Wangen hatten sich hektische rote Flecken gebildet, aber Janson fuhr davon unbeeindruckt in kollegialem Tonfall fort: »Im Falle Vancouver galten andere Überlegungen. Die städtischen Ingenieure haben dort in dem für die Fundamente benutzten Beton Plastifizierungs-stoffe gefunden. Das erleichtert zwar den Gussvorgang, schwächt aber die strukturelle Substanz. Natürlich nicht Ihre Schuld - die Bauspezifikation war in dem Punkt eindeutig. Wie konnten Sie auch wissen, dass Ihr Auftragnehmer Ihren Prüfungsingenieur vor Ort bestochen und dazu veranlasst hat, seinen Bericht zu fälschen? Da lässt sich ein untergeordneter Angestellter mit armseligen fünftausend Dollar schmieren und Sie stehen mit einem Hundert-Millionen-Dollar-Projekt plötzlich im Regen. Ziemlich komisch, was? Andererseits hatten Sie mit Ihren eigenen so genannten nützlichen Aufwendungen, die Sie unter dem Tisch bezahlt haben, wesentlich größeres Pech. Ich meine, wenn Sie sich fragen, was mit dem Projekt in La Paz schief gelaufen ist...«
    »Ja?«, drängte Harnett erregt. Er stand auf und wirkte dabei unnatürlich steif, geradeso, als ob er eingefroren wäre.
    »Nun, sagen wir einfach, Raffy ist wieder auf dem Kriegspfad. Ihr Manager hat Rafael Nunez geglaubt, als der ihm gesagt hat, er habe sichergestellt, dass die Bestechungssumme den Innenminister erreicht hat. Raffy Nunez hat in den neunziger Jahren eine Menge Firmen ausgenommen. Die meisten Ihrer Wettbewerber wissen inzwischen über ihn Bescheid. Sie haben sich krumm und schief gelacht, als sie Ihren Mann im La Paz Cabana beim Abendessen beobachten konnten, wie er mit Raffy einen Tequila nach dem anderen gekippt hat, weil sie ganz genau wussten, was passieren würde. Aber was soll's - Sie haben es wenigstens versucht, stimmt's? Was macht es da schon, dass Ihre Bruttoerlöse in diesem Jahr um dreißig Prozent gesunken sind. Ist ja schließlich nur Geld, oder? Das sagen Ihre Aktionäre doch immer, nicht wahr?«
    Janson hatte bemerkt, dass Harnett inzwischen totenblass geworden war. »Oh ja, stimmt - die haben das gar nicht gesagt, wie?«, fuhr Janson fort. »Tatsächlich ist es so, dass eine Gruppe von Großaktionären dabei ist, sich nach einer anderen Gesellschaft umzusehen - Vivendi, Kendrick, vielleicht auch Bechtel -, und diese Firmen dazu veranlassen will, es mit einer feindlichen Übernahme zu versuchen. Sehen Sie es also ganz positiv. Wenn die damit durchkommen, wird das alles nicht mehr Ihr Problem sein.«
    Er tat so, als bemerke er nicht, wie Harnett gereizt Luft holte. »Aber ich bin sicher, dass ich Ihnen damit nichts sage, was Sie nicht bereits
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