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Der Jakobsweg - El camino.

Der Jakobsweg - El camino.

Titel: Der Jakobsweg - El camino.
Autoren: Moritz Schmidt
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lassen. Außerdem gab es in Pamplona knapp 150 Betten. Ich fragte im Touristenbüro nach, wo die Herbergen seien. Diese antworteten mir, dass die eine Herberge schon voll, aber im Casa Paderborn noch ein Bett frei sei. Es wunderte mich, dass die Betten schon ausgebucht waren und im Casa Paderborn erfuhr ich dann, dass manche Herbergen auch schon früher öffneten. Ein Bett konnten sie mir nicht anbieten jedoch eine Matratze. Ich lehnte ab und bat den Herbergsvater, ob er nicht im nächsten Ort, in Cizur Menor, anrufen und mir ein Bett reservieren könne. Gesagt, getan. Ich machte mich also auf den Weg in das fünf Kilometer entfernte Cizur Menor. Die Beine und Füße schmerzten jetzt schon sehr und auf dem Weg dorthin malte ich mir aus, was ich tun würde, wenn das Bett schon anderweitig vergeben sei.
    Cizur Menor war eine meiner wichtigsten Stationen auf diesem Camino. Zunächst einmal begrüßte mich eine sehr herzliche Frau und zeigte mir und zwei Fahrradfahrern unsere Betten. Es handelte sich um eine alte Scheune, die ein sehr großer Garten umgab. Im Schlafsaal lernte ich Sebastian aus Bayern kennen. Er war 23 und erzählte mir, er sei mit drei anderen unterwegs. Einer sei aus Düsseldorf, eine aus Frankfurt am Main und eine aus Baden-Württemberg. Besonders auf die Pilgerin aus Frankfurt war ich gespannt. Manchmal kennt man sich ja über mehrere Ecken, schließlich hatte ich auch auf dem Camino mich immer zunächst als Frankfurter präsentiert. Denn Gießen und noch weniger Krofdorf-Gleiberg sind Deutschen eher selten ein Begriff. Sebastian stellte mich also Jens, Elena und Louise, der Frankfurterin vor. Louise kam aus Schweden und gefiel mir auf Anhieb sehr gut, jedoch wirkte sie in weiteren Gesprächen etwas zickig und arrogant.
    In Cizur Menor fand am Abend noch ein kleines Dorffest statt. Die Jungs waren schon müde. Also ging ich mit Louise und Elena dort hin. Elena wollte unbedingt Samba, Tango, Merengue – keine Ahnung was... tanzen. Dazu ließ ich mich kurzum dann überreden, obwohl ich weder das eine noch das andere tanzen konnte. Wir blieben allerdings nur etwa 30 Minuten auf das Fest, da um 22:00 Uhr die Herbergstür schloss.

    Gedanken des Tages: Gott ist tatsächlich da und höre auf deinen Körper – der Weg ist noch lang.

4. September 2011 – Cirauqui

    Mein Weg begann heute um 7:30 Uhr, da ein irischer Vater und sein Sohn großen Lärm beim Aufstehen machten. Das Frühstück nahm ich knapp eine Stunde später ein. Erneut bot sich ein herrliches Licht durch den Sonnenaufgang. Ein kleiner Krämerladen lag am Wegesrand und ich kaufte mir dort ein Pain au Chocolat, ein Croissant, eine Banane und eine Cola. Hier traf ich auch Matteo und Mauro wieder. Wir waren froh, dass wir uns alle wiedersahen. Des Weiteren traf ich noch eine Niederländerin, die nach ihrer Aussage in einer Midlife-Crisis steckte, da ihr zweites Kind jetzt auch noch aus dem Haus ziehen würde und sie dann alleine zu Hause sei.
    Danach ging es auf einem engen Pfad bis zum Alto del Perdón steil bergauf. Dort oben befand sich das Pilgerdenkmal, dass aus Pilgern, Eseln (…) besteht. Es erinnerte mich auf den ersten Blick an die Bremer Stadtmusikanten. Auf dem Weg überholte mich ein Jogger, der diesen steinigen Weg hinauf rannte. Ich war schon froh, wenn ich beim Wandern hier nicht umknickte.
    Es folgte ein Abstieg, den ich fast durchgehend runter rannte, da ich meine Beine schonen wollte. Das Prinzip ist nicht erklärbar, aber jeder kann es gerne mal probieren. Dabei aber nicht vergessen, tief in die Knie zu gehen.
    In Puente la Reina traf ich Christoph, den Radfahrer wieder und sagte ihm, dass ich noch bis Lorca oder Cirauqui weitergehen würde. Er war darüber in höchstem Maße erstaunt. Ehrlich gesagt wollte ich mich nicht mit ihm unterhalten. Er erschien mir hier und da etwas nervig und redete unfassbar viel.
    Auf dem Weg nach Cirauqui begegnete ich an einem sehr steilen Anstieg einem Japaner, der sehr langsam ging und einen großen Rucksack schleppte. Ich fragte ihn, ob alles in Ordnung sei und wo er denn hin wolle. Er antwortete mir, dass sein Tagesziel Lorca sei. Nun ja, meins war es zunächst auch. Ich sollte ihn später noch öfter wiedersehen und zwar in einem sehr zügigen Tempo. Während dieses Anstiegs zogen erneut schwarze Wolken auf und ich betete und wünschte, dass es trocken bliebe.
    Beim Abstieg, kurz vor Cirauqui, traf ich eine junge Französin, die einen sehr schweren Rucksack trug und humpelte. Auch sie
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