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Der Jakobsweg - El camino.

Der Jakobsweg - El camino.

Titel: Der Jakobsweg - El camino.
Autoren: Moritz Schmidt
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zelten und den Camino noch etwas ausdehnen wollte. Die drei hatten das Glück, zu dritt in einem eigenen kleinen Raum in dem Haus übernachten zu können.
    Und dann kam der Moment, dass Louise und ich uns besser kennenlernen konnten: sie fragte, wo eine Apotheke sei und ich bot an, ihr eine zu zeigen. Wir gingen los zu einer Apotheke und in einen Süßwarenladen. Danach setzten wir uns mit einer Cola und ein paar Süßigkeiten an einen Brunnen und stellten unsere Füße dort hinein. Passanten und Jugendliche schauten uns ungläubig an, aber es tat so gut, die Füße mal kühlen zu können. Wir blieben dort etwa eine Stunde sitzen. Sie erzählte mir von ihren Zukunftswünschen, ihrer Zeit an der Maastrichter Uni und ihrer Kindheit bzw. Ihrer Patchwork-Familie.
    Als wir zurückgingen zur Kirche, trafen wir Elena und Sebastian und gingen mit ihnen Tapas und Tortilla essen und zwar auf dem Platz vor der Kathedrale. Es war sehr lecker, auch wenn die Bedienungen mehr als unfähig waren. Nach dem Essen machten Elena, Sebastian und ich noch kleinen Spaziergang durch Logroño . Das machte Louise auch, aber irgendwie war sie ziemlich sauer und genervt vom Restauranttisch aufgestanden und wir wussten nicht weshalb.
    Ich holte mir später mit Sebastian und Elena noch den Pilgerstempel der Kirchenherberge, in der wir schliefen. Dazu mussten wir durch unterirdische Gänge gehen und standen auf einmal mitten in der Kirche. Der Altar war beleuchtet und es sah total schön aus. Louise saß zu diesem Zeitpunkt vor der Herberge. Als ich sie fragte, ob sie ihre Credencial und ich ihr einen Stempel holen solle, winkte sie nur ab, ohne ein Wort zu sagen. Später erzählte sie mir, dass sie das nicht beabsichtigt hatte und auch gerne erneut mit mir reden wollte, aber anscheinend Sebastian und Elena hinter mir standen, die ich nicht bemerkt hatte. Ich ging daher etwas deprimiert zu meiner Schlafstätte, denn ich fand sie mittlerweile sympathisch, aber die Aktion am Abend war einfach nur ungeschickt. Damals wusste ich es aber nicht mit Elena und Sebastian. Schade, ich wäre wahrscheinlich weniger sauer und traurig gewesen, als ich es dann war.

    Doof nur: Wer am lautesten schnarcht, schläft am besten!

7. September 2011 – Azofra

    Heute traf ich beim Frühstück Elena, Louise und Sebastian wieder. Bei Sebastian war es das letzte Mal, dass ich ihn auf dem Camino sah. Louise war an diesem Morgen schon wieder besser gelaunt als am Vortag und da die andern beiden etwas länger brauchten, um in die Gänge zu kommen, hatten wir beim Frühstück erneut ein paar Minuten für uns. Das war auch dringend notwendig. Wer weiß, welches Bild ich sonst von Louise behalten hätte?!
    Die Etappe heute war mal wieder eine etwas schnellere und längere als die vom Vortag. Es war eine wunderschöne Etappe. Mitten durch die Weinbauregion Rioja. Überall waren Weinberge zu sehen. Sie führte mich bis nach Azofra, wo die Albergue municipal mit 60 Betten wartete. Das Besondere: es gab 30 Zimmer à zwei Betten. Ich schlief mit einem älteren Italiener zusammen, den ich schon seit Roncesvalles kannte, weil er mir immer wieder begegnete. Er bot mir an, dass ich ihn anstupsen dürfe, wenn er nachts schnarche. Dieses Angebot habe ich nicht wahrgenommen, auch wenn er leise schnarchte.
    Sofort nach der Ankunft setzte ich mich an einen kleinen Springbrunnen, der sich im Innenhof befand und stellte meine Füße ins kühle Wasser.
    Am Abend spielte ich mit zwei netten Spanierinnen „Escobar“, was so viel bedeutet wie „weg wischen“. Die eine sprach etwas gebrochen Englisch, die andere nur Spanisch. Diese Unterhaltungen habe ich eigentlich am meisten geliebt während meiner Camino-Zeit, denn man muss sich mit allem, was man hat, ins Zeug legen, um einigermaßen verstanden zu werden. Des Weiteren gaben mir die beiden Mädels Olivencreme. Ich hatte heute beschlossen, mal das Hemd und die abtrennbaren Hosenbeine auszuziehen, was mit einem gehörigen Sonnenbrand bestraft wurde. In den Kniekehlen war das vor allem gefährlich und so lief ich am nächsten Tag wieder mit Hemd und langer Hose.
    Gott sei Dank konnte ich heute schmerzfrei laufen. Er scheint es zu bestimmen und mir alles zu ermöglichen, denn auf dem Weg machte ich mir Gedanken, ob ich bis nach Finisterre laufen würde. Um dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren bräuchte ich täglich weit mehr als 30 Kilometer und das schien mittlerweile durchaus realistisch.
    Heute erreichte ich für mich persönlich den
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