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Der Jakobsweg - El camino.

Der Jakobsweg - El camino.

Titel: Der Jakobsweg - El camino.
Autoren: Moritz Schmidt
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Fiesta zu machen, da es eine Party-City sei.
    Ich selbst hatte mir heute nur eine kleine Blase am Nagelbett des zweiten linken Zehs gelaufen. Nach etwa 38 km war das auch nichts Ungewöhnliches.
    Das lustige an meinen drei Wegbegleitern war, dass sie alle lediglich ihre Landessprache sprachen (Ausnahme: Matteo – ein wenig Englisch). So unterhielten wir uns dann auch alle in den Sprachen Italienisch und Spanisch und verstanden uns trotzdem.

    Tipp: Das Aufstehen um 5:00 Uhr ist sehr gut, weil es kühl und still ist – zumindest im Sommer. Des Weiteren ist zu Bedenken, dass, wenn man von den empfohlenen Etappenzielen abweicht, mehr Geld die Übernachtung in einem Hotel oder einer privaten Herberge einkalkulieren sollte.
    Und das allerwichtigste: wenn du keine Blasen hast, dann geh!

3. September 2011 – Cizur Menor

    Eigentlich wollten wir vier heute wieder zusammen los. Mauro und ich verschliefen jedoch den Treffpunkt um 7:00 Uhr. Matteo war da schon losgelaufen. Gegen 7:30 Uhr weckte uns Alex und sagte uns, dass es ihm gar nicht gut ginge. Wir wollten um 8:00 Uhr losgehen, aber ich merkte schon, dass ich mit den beiden nicht den Weg fortsetzen konnte, da sie mich zu sehr bremsen würden. Ich verabschiedete mich also von ihnen noch vor der Herberge und ging meine ersten Schritte und Kilometer alleine auf dem Camino. Meine heutige Strecke war erneut an die 37 Kilometer und führte mich bis nach Cizur Menor, kurz hinter Pamplona.
    Gegen 8:30 Uhr kam ich nach Lintzoain. Ich weiß noch, dass mich zuvor ein Radfahrer überholt hatte. Der Ort präsentierte sich zunächst wie die anderen: ältere Menschen, eher landwirtschaftlich geprägt und sehr klein. Als ich allerdings um die erste Ecke bog, hörte ich Lieder aus den Charts, die sehr laut durch das Dorf dröhnten. Nach der nächsten Ecke wusste ich, wo der Lärm herkam. Etwa zehn junge Erwachsene und eine jüngere Frau feierten sehr betrunken. Hier traf ich auch den Radfahrer wieder. Ich beschleunigte absichtlich, um nicht in die Meute zu geraten, da ich doch schon etwas Bammel hatte. Ich meine, ich konnte nur sehr wenig Spanisch sprechen und wollte mich nicht auf irgendwelche Diskussionen oder Ähnliches mit Betrunkenen einlassen. Auf einmal stand ein etwa 1,65 Meter kleines Männlein vor mir und streckte mir die flache Hand entgegen. Er signalisierte mir damit, dass ich anhalten solle, was ich auch tat. Er fragte mich: „Una cerveza?“ und ich nickte verdutzt. Wir gingen in ein Haus, in einen sehr dunklen Raum, der anscheinend einem der Jungs gehörte. Es war mir sehr unangenehm und ein gewisses Unbehagen machte sich in meinem Magen breit. Als er das Bier gekauft hatte, gingen wir wieder hinaus. Dort zeigte er mir mit seinen Händen, dass ich das Bier trinken solle. Ich trank es also mit einem Schluck aus und er fragte mich, ob ich Deutscher oder Spanier sei. Ich antworte: „Soy aleman.“ und er grinste. Nach dem Bier ließ er mich weiterlaufen. Es ging einen sehr steilen Anstieg hoch, auf dessen Gipfel ich den Fahrradfahrer mit den Armen über den Lenker gestützt fand. Ich fragte ihn, ob ich ihm helfen könne und was los sei. Er antwortete: „La cerveza!“ Daraufhin antwortete ich, dass man ja mal ein „San Miguel“ am Morgen trinken könne. Er deutete mir mit seinen Fingern, dass er drei getrunken hatte und ich musste grinsen und wünschte ihm einen „Buen camino“.
    Kurz vor Zubiri war es um mich herum sehr neblig und auch sehr feucht. Nach wenigen Minuten fing es an, kurze Zeit heftig zu regnen. Ich schaffte es so halbwegs, meine Isomatte abzuspannen und den Regenschutz über meinen Rucksack zu ziehen. Ich selbst lief in kurzen Hosen und im kurzärmligen Hemd weiter. Ich sah es als Zeichen Gottes an, der mir damit vielleicht sagen wollte, dass ich meinen Körper nicht weiter so belasten darf, sondern auch mal Pausen einlegen muss, die ich bis dahin vermied. Ich versprach, am nächsten Tag nicht mehr als 35 Kilometer zu gehen, um meinen Körper ein wenig zu schonen und um im Zeitplan zu bleiben. Einzige „Bedingung“ war, dass der Regen bald wieder aufhöre. In Zubiri frühstückte ich dann erstmal eine Kleinigkeit und ging schließlich bei strahlendem Sonnenschein weiter. In Pamplona angekommen lief ich zunächst durch die Innenstadt und aß ein Baguette mit Schinken und Frischkäse. Jedoch fühlte ich mich danach sehr müde und beschloss, mir eine Herberge in Pamplona zu suchen. Es war ja noch vor 16:00 Uhr, da müsste sich doch etwas finden
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