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Der Jäger

Der Jäger

Titel: Der Jäger
Autoren: Andreas Franz
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fragte Erika Müller und sah ihr Gegenüber an.
    »Nein, das hatte ich ganz sicher nicht vor. Aber ich möchte dich verwöhnen, wie du noch nie im Leben verwöhnt worden bist. Und du kannst es in Zukunft so oft haben, wie du möchtest. Leg dich aufs Bett, in die Mitte, und vertrau mir. Es wird eine unvergessliche Nacht werden. Möchtest du vorher noch ein Glas trinken? Erst nach zwei Gläsern Dom Perignon kann man das, waswir gleich machen, richtig genießen, glaub mir. Und hinterher wirst du nie wieder etwas anderes wollen. Ich sage dir gleich, es macht süchtig. Und dabei ist nicht einmal Rauschgift im Spiel.«
    Erika Müller legte sich wie geheißen in die Mitte des Bettes. Die ihr noch fremden, aber mit einem Mal doch so vertrauten Hände streichelten über ihren Körper, mal sanft, mal wieder etwas fester, die Finger massierten ihre Schenkel, ihre Scham, ihre Brüste.
    »Ich will dich ganz nackt sehen, damit du alles spürst.«
    »Ich spüre jetzt schon alles«, flüsterte Erika Müller.
    »Das denkst du nur, weil du das Spiel noch nicht kennst.«
    Sie war nackt, sie war schön, ihre Brustwarzen waren erigiert von den Liebkosungen.
    »Entspann dich, und schließ die Augen, und lass dich einfach treiben. Denk an das warme Meer und die Wellen und treibe.«
    Erika Müller folgte der Aufforderung gerne, schloss die Augen und stellte sich das Meer vor, das sie bis jetzt nur einmal gesehen hatte, auf ihrer Hochzeitsreise, die sie auf den Kanarischen Inseln verbracht hatte.
    »Rutsch ein kleines Stück weiter nach oben, nur ein kleines Stück, und streck die Arme aus.«
    Erika Müller tat wie ihr geheißen. Sie spürte kaum, wie die Handschellen um ihre Handgelenke schnappten, wie sie wehrlos dalag, aber es machte ihr nichts aus, sie fühlte sich sicher und geborgen und wollte an nichts denken als an den unendlichen Ozean, auf dem sie, von einem warmen Wind umfächelt, getrieben wurde, an blauen Himmel und wärmenden Sonnenschein. Sie genoss die Küsse von den weichen, sanften Lippen, das Gleiten durch eine andere, schönere Welt.
    Sie glitt und glitt und glitt – bis der heftige Schlag in den Bauch ihr die Luft raubte, sie schreien wollte, doch kein Laut aus ihrem Mund kam. Sie riss die Augen vor Entsetzen und Schmerz auf, bis der nächste Schlag ihre Brust traf. Sie sah den kalten, unbarmherzigen Blick, sie zerrte an den Handschellen, ein weitererFausthieb zertrümmerte fast ihren Oberarm. Sie wollte raus hier, zurück nach Hause, zu ihrem Mann, den Kindern. Sie war doch hergekommen, um zu lieben und geliebt zu werden, und nicht, um geschlagen zu werden.
    »Bitte, lass mich gehen«, wimmerte sie mit Tränen in den Augen. »Bitte, ich habe dir doch nichts getan. Warum tust du das mit mir? Lass mich gehen, und ich verspreche dir, niemandem ein Wort darüber zu verraten. Ehrenwort.« Sie sah ihr Gegenüber an. Für einen kurzen Augenblick herrschte Schweigen.
    »Sei nicht albern, sondern einfach nur still.«
    »Ich will noch nicht sterben, bitte!«
    »Woher weißt du das?«
    Ein Stück Klebeband wurde auf ihren Mund gedrückt, Fesseln um ihre Beine gelegt, ein weißes Seidentuch, das ihre Augen bedeckte, im Nacken zusammengebunden.
    »Du hast Angst, nicht?«, fragte die eben noch so sanfte und warme Stimme, die auf einmal so hart und erbarmungslos klang. »Ich habe dir doch gesagt, du würdest etwas Einmaliges erleben. Du erlebst es gerade. Es tut mir Leid, dir wehtun zu müssen, aber ich habe keine andere Wahl. Nur wenn ich dir wehtue, wirst du erkennen, wie wertvoll das Leben ist. Was seid ihr nur für Frauen? Ihr sucht den Kick, und ich gebe ihn euch. Ihr sucht Lust, und ihr bekommt sie. Aber am Ende steht immer das Abschiednehmen, der Tod. Doch der Tod ist nicht das Ende, er ist ein Anfang, der Anfang eines neuen, besseren Lebens. Du wirst das Glück haben, dieses neue Leben bald kennen lernen zu dürfen. Und ich helfe dir dabei. Ach ja, selbst wenn es dir gelingen würde, zu schreien, es würde dich keiner hören, dieses Haus ist zwar groß, aber außer mir wohnt hier keiner. Eigentlich wohne ich überhaupt nicht hier, das Haus gehört mir nur. Irgendwann in der nächsten Zeit wird es komplett renoviert. Doch was rede ich da, es interessiert dich bestimmt nicht, du Hure. Du hässliche, alte Hure!«
    Erika Müller hörte kaum die Worte, die an ihr Ohr drangen, sie versuchte zu atmen, doch ihr Atem ging nur oberflächlich, der Schmerz in ihrem Magen war zu heftig. Sie spürte, wie eiskaltes Wasser auf ihre Brust
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