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Der italienische Nachbar (German Edition)

Der italienische Nachbar (German Edition)

Titel: Der italienische Nachbar (German Edition)
Autoren: Verena Rank
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liebevoll über das dunkle, glatte Haar und grinste verschmitzt. Sie schlug ihm vor die Brust.
    „Ich bin keine fünf mehr !“, antwortete sie entrüstet , dann schüttelte sie lachend den Kopf und blickte mich an.
    „Noah, das ist meine kleine Schwester Federica. Bella, das ist Noah, mein Nachbar.“
    „Hallo Noah, freut mich.“ Ich ergriff ihre ausgestreckte Hand und lächelte.
    „ Hey Bella … ähm Federica. Freut mich auch“, begrüßte ich sie augenzwinkernd.
    Sie kicherte . Federica war mir auf Anhieb sympathisch. Vielleicht weil sie ihrem Bruder von der Art her am ähnlichsten war, wie ich schon bald feststellte. Rico kam kurz aus der Küche, um uns zu begrüßen und versprach uns die beste Pizza Napoli, die wir je gegessen haben. Kurz darauf lernte ich Stella kennen. Sie war vier Jahre jünger als Alessandro. Sie setzte sich, zusammen mit Federica und ihrer Mutter für eine Weile zu uns. Frau Bariello war ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Sie sah ungewöhnlich jung aus. Ihre dunklen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, ihre Augen funkelten freundlich. Schnell kamen wir in ungezwungenes Plaudern , ich fühlte mich sehr wohl in der Gesellschaft der Bariellos . Und Ricos Pizza war tatsächlich die Beste, die ich je gegessen hatte .
     
    Federica saß neben mir, sie musterte mich von der Seite her. „Leben deine Eltern auch in München, Noah?“
    Ich atmete tief durch. „Meine Eltern … leben nicht mehr“, antwortete ich langsam und achtete dabei darauf, niemanden anzublicken. Ich hasste es, darauf angesprochen zu werden. Jedes Mal stiegen die Erinnerungen in mir auf. Als wäre es erst gestern gewesen, dass meine Mutter morgens lächelnd Pausenbrote geschmiert und mich mit einem Kuss zur Schule geschickt hat te . Oder wie mein Vater und ich in der Garage an Seifenkisten geschraubt hatten. Und dann gab es sie plötzlich nicht mehr – von einem Tag auf den anderen wurde ich meiner behüteten und unbeschwerten Kindheit beraubt und war in ein tiefes, dunkles Loch gestürzt. Betroffenes Schweigen machte sich in der kleinen Runde breit, ich spürte die mitleidigen Blicke auf mir ruhen.
    „Was ist denn passiert?“, fragte Federica, worauf sie sich von Stella einen Rempler einhandelte.
    „Rica! Das fragt man doch nicht.“
    „Schon gut“, warf ich mit einem Kopfschütteln ein und zwinkerte Federica kurz zu, worauf sie erleichtert lächelte. Ihre Wangen hatten sich rot verfärbt, peinlich berührt knabberte sie an ihren Fingernägeln. Plötzlich spürte ich eine warme Hand auf meinem Arm. Alessandro sah mich intensiv an.
    „Du musst uns nicht sagen, was geschehen ist, Noah. Tut mir wirklich leid.“
    Ich nickte knapp. „Sie sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, ich war noch ein Kind.“
    „ Oh mio dio …“, sagte Alessandros Mutter leise und schüttelte mitleidig den Kopf. „Armer Junge.“
    Oh Gott, ich hasste es, wie mich alle anstarrten! Ich hasste es, über den Unfall zu reden, die Erinnerung daran warf mich jedes Mal aus der Bahn. Der Einzige, der dies wirklich zu merken schien, war Alessandro. Er räusperte sich, wischte sich kurz den Mund ab und warf seine Serviette auf den Teller.
    „Noah und ich wollten noch ins Pub. Das Essen war wunderbar wie immer, grazie!“ Er sah mich verschwörerisch an und ich glaube dies war der Moment, in dem ich mich in ihn verliebt e. Ich zog meine Geld börse aus der Hosentasche, doch Alessandros Mutter hob abwehrend die Hand.
    „Nichts da, Noah. Alessandros Gäste sind auch unsere Gäste.“ Ihr entschiedener Ton duldete keine Widerrede. Ich steckte die Geldtasche zurück und lächelte ihr zu.
    „Vielen Dank, es war ausgezeichnet.“
    „ Auf Wiedersehen, Noah! Kommst du uns wieder mal besuchen?“ Federica sah mich erwartungsvoll an. Sie hatte so etwas Ehrliches, Natürliches an sich – aber auch der Rest der Familie war sehr nett und sympathisch.
    „Ja klar, ich komme gerne wieder. Danke für eure Gastfreundschaft.“ Ich reichte Alessandros Mutter die Hand, worauf sie mich freundlich anlächelte.
    „Du bist jederzeit willkommen, Noah. Ciao.“
    Stella winkte mir über den Tisch hinweg zu, bevor sie in die Küche ging .
    „Ciao, Noah. Komm doch mal wieder vorbei, ja?“
    Ich nickte lächelnd. „Gerne!“
     
    Als wir hinaus auf die Straße traten und den Gehweg entlanggingen, sprachen wir einige Sekunden lang kein Wort. Endlich fand ich meine Stimme wieder.
    „Danke“, war jedoch alles, was ich
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