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Der Insulaner

Der Insulaner

Titel: Der Insulaner
Autoren: John Maddox Roberts
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verstecken suchte. Plötzlich und unerwartet schlug Impaba von unten her zu, die Keule verfing sich an der rechten Seite des Schildes, riss die Lederriemen, die Hael umklammert hielt, los und schleuderte den Schild etliche Schritt weit über den Boden. Mit breitem Grinsen holte Impaba zum tödlichen Schlag aus, und die Keule zielte genau auf Haels Kopf.
    Hael packte den Speer mit beiden Händen, wie einen Stab, schwenkte die bronzene Spitze nach unten und dann seitwärts. Er traf Impabas Knöchel, und man hörte das Knacken eines Knochens. Mit einem Schmerzensschrei fiel der Krieger zu Boden. Er landete auf dem Rücken und starrte Hael, der über ihm stand und den Flammenholzschaft mit beiden Händen umklammert hielt, aus weit aufgerissenen Augen an. Dann stieß die lange todbringende Klinge zu. Impabas Augen schlossen sich für immer.
     
    Jubelrufe begrüßten Hael, als er zum Schlachtfeld zurückkehrte, das zweite Cabo am Zügel führend. Man hatte die Leichen der Feinde durchsucht, und die verletzten Matwa und Amsi wurden von ihren Kameraden verarztet. Die Cabos der Gegner standen angebunden am Flussufer.
    Hael saß vor Twila ab und ergriff seine Hand. »Das werde ich dir nie vergessen.«
    Der junge Häuptling lächelte. »Du warst bereits außer Sichtweite, als mir einfiel, wo ich diesen Mistkerl schon gesehen hatte.« Er zeigte auf Denos Leiche, der man die Waffen abgenommen hatte. »Es war vor drei Jahren, auf einem Markt. Man riss ihm ein Ohr ab, weil er einen Bruder beim Tauschhandel betrügen wollte. Ich wusste, dass sein Stamm ihn danach nie wieder aufgenommen hätte, also musste er lügen. Er konnte nur überleben, indem er sich den Banditen anschloss.«
    »Hast du deine Zwistigkeiten mit Impaba erledigt?« erkundigte sich Hosha, der ein gutes Kurzschwert erbeutet hatte.
    »Zu meiner Zufriedenheit«, erwiderte Hael. Er wandte sich erneut an Twila. »Gibt es hier viele Räuberbanden?«
    »Ja, überall. Ungefähr vierzig dieser Burschen sind uns heute entwischt, und sie werden sich sicher einer anderen Horde anschließen, ehe der Neumond anbricht.«
    »Warum jagt ihr sie nicht und rottet sie dann aus?« fragte Hosha.
    »Dabei kann man wenig Ehre einheimsen«, erklärte Twila. »Krieger, die sich einen Namen machen wollen, müssen Feinde des Stammes besiegen, keinen Abschaum wie diesen. Die Burschen sind zu schwach und zu feige, um sich starken Kriegertruppen zu stellen. Manchmal überfallen sie Händler oder kleine Dörfer. Wenn sie mutig genug sind, sich unseren Lagern oder Herden zu nähern, jagen wir sie fort.«
    Ein genialer Gedanke beschlich Hael, denn hier bot sich die Gelegenheit, auf die er die ganze Zeit gewartet hatte. Er sah, wie die Amsi und die Matwa ihre gefallenen Feinde ausplünderten und ihre jahrhundertealte Feindseligkeit für den Augenblick vergessen hatten. Die Männer waren vom Gefühl der Kameradschaft durchdrungen, das nach einer gemeinsam geschlagenen Schlacht entsteht. Hael wollte nicht abwarten, bis Feinde aus fremden Ländern einfielen, um seiner Truppe berittener Bogenschützen Übung im Kampf zu verschaffen. Er musste nicht warten – unter Umständen viele Jahre lang –, bis aus Amsi und Matwa eine starke Armee wurde und viel Zeit damit verschwenden, sie davon abzuhalten aufeinander loszugehen. Jetzt bot sich ein gemeinsamer Feind an. Durch seine Beseitigung würde viel Gutes getan, und als Belohnung erhielt er so viele Cabos, wie er benötigte, um das Volk der Matwa auszustatten.
    »Twila«, fragte er, »hast du im Sommer schon etwas vor?«
    Twila zuckte die Achseln. »Das Übliche. Jagen, ein bisschen handeln, ein paar Überfälle und den Mädchen in den Dörfern schöne Augen machen. Wir bleiben allein, bis sich der Stamm im Herbst wieder versammelt. Wir haben keine verheirateten Männer dabei und können tun und lassen, was uns gefällt, es sei denn, es gilt einen Feind zu bekämpfen und die Stammesversammlung wird einberufen. Aber«, fügte er hastig hinzu, »wenn du unsere Hilfe benötigst, werden wir dir gern zu Diensten sein, Verheißener.«
    »Wunderbar«, meinte Hael und riss ein Grasbüschel aus. Sorgfältig wischte er damit das Blut Impabas von der Speerspitze. »Twila, hättest du Lust, mit deinen Gefährten und meinen Leuten auf Cabojagd zu gehen? Ich rede nicht von wilden Cabos, sondern von guten, eingerittenen Tieren, die gestohlen wurden. Und, sozusagen als kleine Dreingabe, ein bisschen zu kämpfen? Natürlich kann sich ein Krieger dabei nicht mit Ehre
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