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Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter
Autoren: Gerhard Branstner
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überhaupt nichts bemerkt zu haben«, meinte Boris, gab wieder Gas und bog auf die Landstraße ein. Erst jetzt blickte das Kind auf und winkte den beiden hinterdrein. Fredy hatte die Kleine nicht aus den Augen gelassen und winkte, ohne sich dessen bewußt zu sein, zurück.
    Der Jeep verließ die Landstraße und fuhr in ungemindertem Tempo auf den Eingang des Energiepostens zu. Als der Wagen das Pförtnerhäuschen passierte, sprang das alte Männlein erschrocken aus der Tür.
    »Halt! Die elektrische Sperre!«
    Boris trat auf die Bremse, bekam den Wagen aber erst zum Stehen, als er sich genau auf der Linie zwischen den Pfeilern befand. Der Pförtner schlug in Erwartung der Katastrophe die Hände vor das Gesicht. Als nichts dergleichen geschah, blinzelte er zwischen den Fingern hindurch, nahm endlich die Hände zögernd herunter und blickte die beiden verwundert an.
    »Was guckst du so entgeistert?« fragte Boris.
    »Die Sperre!« rief der Pförtner noch ganz verstört.
    »Was ist damit?«

    »Ihr seid durch die elektrische Sperre gefahren, das heißt, ihr steht mitten drin.«
    Fredy grinste. »Na, so ein Ärger.«
    »Sie hat versagt«, konstatierte der Alte in einem Tone, als ob er den Glauben an die Menschheit verloren habe.
    »Hör mal, Alter«, erkundigte sich Boris, »ist vor einiger Zeit ein Homoroboter durch die Sperre gelaufen?«
    »Ein Homoroboter?«
    »Ein Automat, der äußere Menschenähnlichkeit hat.«
    Der Alte nickte eifrig. »Sowas ist durch die Sperre gelaufen. Aber da hat sie noch funktioniert.«
    »Weißt du, was ein Kurzer ist?«
    Der Pförtner grinste verständnisvoll. »Ab und zu trinke ich schon ganz gern mal einen, aber nicht im Dienst. Ich habe mit nüchternen Augen gesehen, wie der Roboter durch die Sperre gelaufen ist.«
    Fredy sprang aus dem Wagen und lief zum Pförtnerhäuschen. »Wir meinen einen Kurzschluß.«
    »Einen Kurzschluß? Ja, den kenne ich auch.«
    Fredy hatte nur einen Blick auf die Schalttafel im Pförtnerhäuschen geworfen. »Du hast richtig vermutet«, sagte er, als er zu Boris in den Jeep stieg, »Oskar hat, als er durch die Sperre lief, einen Kurzen verursacht.«
    Boris startete mit Vollgas. »Hoffentlich hat das nicht auch bei Oskar einen Kurzen verursacht.«
    »Aber da müßte er doch auch außer Betrieb sein und könnte keinen Schaden anrichten.«

    »Wenn der Kurze ihn außer Betrieb gesetzt hätte, wäre Oskar an der Sperre stehengeblieben. Ist er aber nur gestört, kann er allerhand anrichten.«
     
    »Leg dich ein Stündchen aufs Ohr«, schlug Sara dem Altlotsen vor, »wir können im Augenblick doch nichts tun.«
    »Das kann man nie wissen«, entgegnete Gustav.
    Da ertönte auch schon der Summer. Als Sara die Taste drückte, erschien Renners Kopf in der Kugel:
    »An alle Lotsenstationen! An alle Lotsenstationen! Die Inbetriebnahme des kosmischen Leuchtturms OAZ 100 wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Die automatische Steuerung ist ausgefallen. Bahnbeobachtung und Abschirmung laufen weiter, alle übrigen Vorkehrungen werden eingestellt. Ende.«
    Sara ließ sich in einen Sessel fallen. »Da haben wir die Bescherung! Auf unbestimmte Zeit verschoben.«
    »Und der ganze Aufwand für die Katz.« Der Altlotse setzte sich in den Sessel neben Sara. »Alle Berechnungen und technischen Vorbereitungen müssen noch mal gemacht werden. Ich möchte nicht wissen, was das kostet.«
    Sara machte mit dem Sessel eine kleine Drehung zu Gustav. »Sag mal, könnte der Ausfall der automatischen Steuerung mit der Havarie im Energieposten Zusammenhängen?«
    »Die automatische Steuerung arbeitet mit Eigenversorgung, der Energieposten versorgt nur die Arbeitssysteme. Da besteht theoretisch kein Zusammenhang.«

    »Und praktisch?«
    »Hoffentlich auch praktisch nicht, dann käme nämlich alles auf Oskars Haupt.«
    »Du meinst, auf unseres.«
     
    Boris probierte sämtliche Tasten, die sich auf der Knopfleiste neben der Haupttür des Energiepostens befanden, doch die Flügel öffneten sich nicht.
    »Nichts zu machen«, konstatierte Fredy, »totaler Stromausfall. Oskar scheint wirklich ganze Arbeit geleistet zu haben.«
    Boris wandte sich unheildrohend zu Fredy um. »Wenn ich den Kerl zwischen die Finger kriege, werde ich an ihm ganze Arbeit leisten.«
    Fredy lief zum Jeep, sprang auf den Fahrersitz, gab Gas und fuhr mit steigender Geschwindigkeit auf die Tür zu. Boris brachte sich in Sicherheit, und schon krachte der Wagen gegen die Tür, daß die Flügel barsten, während Fredy oben am
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