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Der indiskrete Roboter

Der indiskrete Roboter

Titel: Der indiskrete Roboter
Autoren: Gerhard Branstner
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Blitze schienen, fürchterlich knatternd, aus ihm herauszufahren. Doch Oskar ging, ohne auch nur den Schritt zu verhalten, unbeirrt weiter. Der Pförtner starrte ihm mit aufgerissenen Augen hinterdrein.
    »Das ist doch kein Mensch!« rief er entgeistert, beruhigte sich aber schließlich und brabbelte kopfschüttelnd: »Also was heutzutage alles so herumläuft, tststs!«
     
    Oskars rätselhaftes Verschwinden hatte in der Station nun doch größere Befürchtungen ausgelöst, und Sara nahm Fredy genauer ins Gebet. Der Junglotse gab zu, an Oskar herumgebastelt zu haben, aber das tat er ja dauernd.
    »Was ich dem schon alles eingebaut habe«, meinte Fredy, »aber passiert ist nie was.«
    »Und was hast du ihm diesmal eingebaut?«
    »Das da.« Fredy fingerte einen wie ein Stück Würfelzucker aussehenden Gegenstand aus der Hosentasche. »Die Dinger habe ich in einem alten Materialkasten gefunden. Irgendwie hat Oskar sich danach verändert, aber eher zu seinem Vorteil.«
    Sara nahm Fredy den Würfel aus der Hand und prüfte ihn. »Wenn mich nicht alles täuscht«, sagte sie, »hast du aus Oskar einen Illegalen gemacht.«
    Fredy guckte verdutzt. »Was ist denn das nun wieder?«
    »Ein Ungesetzlicher«, erklärte Sara. »Diese Würfel sind Matrizen und waren seinerzeit für simple Arbeitsroboter gedacht.«
    »Und was bewirken sie?«

    »Eine generelle Selbstbeauftragung.«
    »Die Roboter«, vergewisserte sich Fredy, »die so eine Matrix intus haben, agieren demnach ohne direkten Auftrag, sie initiieren sich selbst? Bei einem dummen Roboter kann das aber ins Auge gehen.«
    »Im Gegenteil. Da die Arbeitsroboter, solange ihr Programm nicht ausgewechselt wurde, immer nur die gleiche Tätigkeit ausüben konnten, konnten sie sich auch nur einen einzigen Auftrag geben, eben den, diese Tätigkeit auszuüben. In dem Falle bedeutet eine Selbstbeauftragung keine Gefahr. Dagegen ist es gesetzlich untersagt, die selbstlernenden Roboter mit solchen Matrizen zu versehen. Da man bei denen nie überblicken kann, was sie wissen, kann man, wenn sie sich selbst beauftragen, auch nie überblicken, was sie tun werden.«
    »Verflixt!« Fredy war schon an der Tür. »Ich muß Oskar sofort suchen!«
    »Und wo?«
    »Ich habe mit ihm über die Unterlagen gesprochen, ich meine die in der roten Mappe.« Fredy war sichtlich verlegen. »Vielleicht ist er auf eigene Faust zum Energieposten gelaufen, um sie zu holen.«
    »Ohne Parole?« fragte Boris.
    »Ich wollte die Mappe doch selber holen, weshalb sollte ich da Oskar die Parole sagen.«
    »Das gibt ein Unglück!« Boris sprang auf und stürmte aus dem Zimmer. Fredy rannte hinterdrein.

    Gustav hatte die Eisbombe auf die Anrichte zurückgestellt, um in der Mitte der Tafel erst einmal den nötigen Platz für sie zu schaffen, hob sie jetzt wieder an und machte einige Schritte, da schrillte das Telefon. Gustav konnte sich nicht entscheiden, wohin mit der Bombe, balancierte sie schließlich auf einer Hand, griff mit der anderen nach dem Telefon und meldete sich.
    »Was gibt’s?«
    »Ein Unglück«, sagte Sara. »Oskar hat sich selbständig gemacht.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Leider nicht. Fredy hat ihn versehentlich zu einem Illegalen gemacht, und vermutlich ist er in den Energieposten eingedrungen.«
    Gustav ließ vor Schreck die Bombe fallen. »In den Energieposten! Eingedrungen? Hast du die Leute gewarnt? Da kann doch sonstwas passieren!«
    »Wie es scheint, ist schon was passiert. Ich habe keine Verbindung bekommen, der Anschluß ist tot.«
    »Ich komme sofort!« Gustav knallte den Hörer auf die Gabel und stürmte davon. Dabei geriet er über die Bombe und schlitterte gegen die Tür.
     
    Der Schaltraum des Energiepostens sah aus wie nach einer Zimmerschlacht. Schranktüren hingen schief in den Angeln, herausgerissene Schubladen lagen umher, der Boden war von Papieren bedeckt, rote und gelbe Signallämpchen blinkten ununterbrochen. Zwei Männer in weißen Kitteln, der Ingenieur und sein Assistent, hielten den Roboter an den Armen fest, der Ingenieur am linken, der Assistent am rechten Arm.
    »So begreif doch endlich«, beschwor der Ingenieur den Roboter, »ohne Parole dürfen wir die Unterlagen nicht herausgeben.«
    »Fredy hat mir keine Parole gegeben«, erklärte Oskar stupide, »also brauche ich keine.«
    »Wir müssen den Kerl unschädlich machen«, meinte der Assistent, »was andres bleibt uns nicht übrig.«
    »Er ist ein Eigenbau«, gab der Ingenieur zu bedenken, »bei denen weiß man nie
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