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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Schwedens.
    Sie schaltete den Blinker ein und bog auf die Straße ab, die auf die norwegische Grenze zuführte. Das tat der Wagen mit dem schwachen rechten Scheinwerfer ebenfalls. Offenbar ein Norweger, der nach Hause wollte, wahrscheinlich nach Kongsvinger. Vielleicht wohnte der Fahrer ja auch in Charlottenberg. Irene drehte das Autoradio lauter, als Paul McCartney »Yesterday« sang. Sie hatte gelesen, dass man den Klang der alten Beatlesplatten verbessert und sie neu herausgegeben habe. Sie konnte allerdings keinen Unterschied hören, was vermutlich an ihrem lausigen Autoradio lag. Es hatte keinen Zweck, in der Stadt mit einem teuren Radio herumzufahren. Es wurde einem nur geklaut.
    Irene summte den Song mit und verlangsamte, um auf die unbefestigte Straße nach Kymmen abzubiegen. Nach ein paar Kilometern würde sie dann den Forstweg nehmen, der zu ihrem Sommerhaus führte. Es lag vollkommen einsam, aber das machte den Reiz dieser Häuslerkate aus. Dort war es so still, dass einem davon die Ohren wehtun konnten. Das hatte Katarina jedenfalls immer gesagt, als sie noch klein war.
    Als sie das Tempo drosselte, stürzte ein Elch aus den Büschen am Straßenrand. Irene trat auf die Bremse, dass die Reifen quietschten. Automatisch schaute sie in den Rückspiegel, wie weit das andere Fahrzeug hinter ihr war. Erst sah sie überhaupt keine Scheinwerfer und glaubte schon, es habe irgendwo auf der Straße gehalten. Plötzlich erkannte sie etwas, das schwärzer war
als die sie umgebende Dunkelheit und sich bewegte. Der Fahrer des Wagens hinter ihr hatte die Scheinwerfer ausgeschaltet. Warum? Sie sah, wie sich der Wagen näherte. Die Bremsen quietschten, als er anzuhalten versuchte. Da sah sie im roten Schein ihrer Rücklichter deutlich das Gesicht des Fahrers im Rückspiegel.
    Daniel Börjesson.

     
    Du versuchst mir zu entfliehen. Das wird dir nicht gelingen. Die Seligkeit meiner Seele ist bedroht, und das macht mir das Herz schwer. Es zerreißt mich innerlich … der Herr sendet mir eine Prüfung. Du führst mich in Versuchung, und ich muss dich von dem Bösen befreien. Es gibt nur eine Lösung.
    Du musst sterben.
    Erst dann kann meine Seele Frieden finden.
    Ich werde auch nicht allein bleiben. Meine anderen Lieblinge sind noch da und warten auf mich. Sie werden unseren Bund nie brechen. Ich werde sie nie bestrafen müssen. Aber sollte sich eine von ihnen gegen mich vergehen, dann weiß ich, was ich tun muss, um ihre Seele zu retten. Sie von der Sünde reinigen. Sie werden zu Opfern. Ein Opfer dem Herrn, um ihre Sünden zu sühnen.
    Ich bin nur das auserwählte Werkzeug des Herrn.
    Ich bin der Erlöser.

D er Elch schrammte um ein paar Millimeter am Tod vorbei, und Irene bog ganz automatisch auf den schmaleren Weg ein. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Panik hatte sie erfasst, und ihr Herz schlug rasend schnell. Einen Kilometer vor der letzten Abzweigung war sie am letzten Bauernhof vorbeigefahren. Jetzt befand sie sich auf einem Weg, der selbst tagsüber nur äußerst selten befahren wurde. Um diese Jahreszeit und um diese Tageszeit war er vollkommen ausgestorben. Die wenigen Häuser, die an diesem Weg lagen, waren Sommerhäuser. Mit zunehmendem Unbehagen stellte sie fest, dass nirgends Licht brannte, was allerdings nicht verwunderlich war, schließlich war es das erste Wochenende im Oktober und kalt für die Jahreszeit. Der staatliche Wetterdienst hatte für das ganze Wochenende wechselhaftes Wetter und für ganz Värmland Nachtfrost vorhergesagt. Offenbar waren nur Krister und sie herausgefahren. Irene war klar, dass sie nicht zu ihrem Haus abbiegen konnte. Dann würde sie Daniel Börjesson direkt zu ihnen führen. Wahrscheinlich würde er sich nicht an sie heranwagen, solange sie mit Krister zusammen war. Aber er würde da sein. Im Verborgenen, aber in der Nähe. Er lauerte seinen Opfern auf. Er würde abwarten. Und früher oder später würde er zuschlagen. Was sollte sie tun? Sie wagte nicht, sich darauf zu verlassen, dass es ihren värmländischen Kollegen gelingen würde, ihn im Dunkeln zu fassen.
    Sie umklammerte das Lenkrad und spürte, wie langsam Wut in ihr aufstieg.
    Jetzt reichte es! Sie hatte es satt, sich dauernd verfolgt zu fühlen. Erst die verrückte Angelica und jetzt noch dieser verrückte
Frauenmörder. Genug! Sie wollte sich nicht beobachtet fühlen und sich ständig fragen, ob er irgendwo dort draußen lauerte. Genug!
    Mit gleichbleibendem Tempo fuhr sie an der Abfahrt zur Häuslerkate
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