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Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman
Autoren: PeP eBooks
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vorbei. Wusste man, dass das Haus dort lag, konnte man Licht in den Fenstern erkennen, sonst nicht. Ganz bewusst wurde sie schneller. Diesen Weg kannte sie in- und auswendig, Daniel nicht. Anfänglich fuhr sie einfach so schnell, wie sie es nur wagte, aber nach einer Weile begann sich ein Plan herauszukristallisieren. Sie musste ihn abschütteln. Er sollte sich verfahren, nicht mehr zurückfinden. Vor ihnen lag ein labyrinthisches Netz aus kleinen Wegen. Aber ein Blick auf die Benzinanzeige verriet ihr, dass sie unmöglich bis in die Wälder an der norwegischen Grenze weiterfahren konnte. Die Nadel befand sich bereits im roten Bereich. Sie ärgerte sich, dass sie in Brålanda nicht getankt hatte. Es wäre wirklich eine Meisterleistung, im Wald mit leerem Tank und mit einem Verrückten auf den Fersen liegenzubleiben!
    Also Plan B. Konfrontation. Irene wollte nicht riskieren, sich mit ihm zu prügeln, obwohl sie Jiu-Jitsu beherrschte. Sie war im Besitz des Schwarzen Gürtels, und die Europameisterschaft gewonnen zu haben war vermutlich auch kein zu vernachlässigender Faktor. Das genügte aber nicht, wenn man es mit einem bärenstarken Mann zu tun hatte, der vermutlich auch noch bewaffnet war. Gegen ein Messer oder ein Eisenrohr hatte sie keine Chance. Außerdem war es vollkommen dunkel. Straßenbeleuchtung gab es nur an der E 45 und auch nur in der Nähe von Ortschaften. Weder Mond noch Sterne hellten die vollkommene Dunkelheit außerhalb des Autos auf. Das konnte sie jedoch auch ausnutzen. Wieder musste sie sich auf ihre Ortskenntnisse verlassen.
    Irene fuhr Richtung Björnmyren. In diesem Moor gingen sie und Krister jeden Sommer einige Male spazieren. Es war eines der größten und tückischsten Moore im nördlichen Teil der Gemeinde
Sunne, aber hier wuchsen auch die meisten Multebeeren. Außerdem war das Moor für seine reiche Fauna berühmt und lockte im Sommerhalbjahr viele Naturinteressierte an. Vor zwanzig Jahren war ein deutsches Paar im Moor versunken und umgekommen. Nach der Tragödie hatte der Heimatverschönerungsverein gemeinsam mit der Ornithologischen Vereinigung Sunne Geld gesammelt und einen u-förmigen Plankenweg über einen großen Teil des Moores verlegt. Irene kannte diesen Weg gut, Daniel Börjesson jedoch nicht.
    Sie sah ihn nicht, als sie einen raschen Blick in den Rückspiegel warf. Der Irre fuhr immer noch ohne Scheinwerfer. Glaubte er etwa, dass sie ihn nicht entdeckt hatte? Als hätte er ihre Gedanken gelesen, gingen ein gutes Stück hinter ihr die Scheinwerfer an. Offenbar hatte er Mühe, sie im Dunkeln zu verfolgen.
    Ruhe erfüllte sie. Jetzt wusste sie genau, was sie zu tun hatte. Ohne den Weg aus den Augen zu lassen, öffnete sie das Handschuhfach und suchte mit der rechten Hand, bis sie die kleine, starke Taschenlampe gefunden hatte, die sie dort immer verstaute. Sie lächelte triumphierend in die Dunkelheit.
    Mit Bedacht erhöhte sie das Tempo. Das Sträßchen schlängelte sich auf das Björnmyren zu. Zu beiden Seiten lag dichter Tannenwald. Wer diesen Weg nicht kannte, konnte nicht wissen, was ihn hinter der nächsten Kurve erwartete. Sie aber manövrierte ihr Auto zielsicher weiter. Daniel würde mit ihrem Tempo nicht mithalten können. Als der Weg ebener wurde und sie den Rand des Moores erreicht hatte, verlangsamte sie. Da! Rasch warf sie das Lenkrad herum und bog auf den kleinen Waldweg ein, auf dem Krister und sie immer parkten. Jetzt war das Auto von der Straße aus nicht mehr zu sehen. So rasch sie konnte, sprang sie aus dem Auto und lief auf die Straße zurück. Von dort rannte sie zielstrebig auf den Plankenweg zu. Dann knipste sie die Taschenlampe an. Mit zitternden Fingern hob sie vom Wegrand einen faustgroßen Stein auf. Sie machte die Taschenlampe wieder aus.
Jetzt galt es, bereit zu sein. Als das Motorengeräusch von Daniels Auto näherkam, trat Irene auf die Straße und zielte genau. Dann warf sie. Es knallte, als der Stein die Windschutzscheibe traf. Da stand Irene jedoch bereits wieder hinter dem Stamm einer hohen Tanne. Das Auto bremste scharf ab und rutschte in den flachen Graben. Irene blieb stehen und zwang sich, ruhig zu atmen. Jetzt kam es darauf an.
    Sekunden später wurde die Tür auf der Fahrerseite geöffnet, und Daniel stieg mit Mühe aus. Er ging zurück auf den Sandweg. Irene schätzte, dass er etwa 25 Meter von ihr entfernt war. Sie machte erneut die Taschenlampe an und richtete den Strahl direkt auf ihn. Automatisch hob er die Hände, um die Augen vor
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