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Der Hundeknochen

Der Hundeknochen

Titel: Der Hundeknochen
Autoren: Niklaus Schmid
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zurück zur Anlegestelle.«
    »Es ist mein Schiff, ich bestimme hier.«
    »Nicht mehr.«
    Ich ließ ihn einfach da in der Sofaecke seiner Jacht sitzen, ging an Deck, legte eine annehmbare Halse hin und nahm Kurs auf Formentera.
    Er kam mir nach. »Schlömm, warte mal, ich hatte doch sofort gemerkt, daß in der Pistole keine Patronen waren; auf einen alten Freund schießen, das könnte ich doch gar nicht. Paß auf, Strich drunter, wir machen halbe-halbe, sobald wir auf den Kanaren sind.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das Meer ist groß, hast du gesagt, in irgendeiner Nacht würde es passieren, ein Schubs, und nach dem Aufprall auf dem Wasser bliebe mir gerade noch Zeit zu bedauern, dir ein weiteres Mal getraut zu haben.«
    Er nagte an der Unterlippe, schaute zur Küste, wo schon einzelne Gebäude zu erkennen waren. »Schlömm, gib mir eine Chance, aus alter Freundschaft. Okay, okay, wir teilen jetzt, das Geld ist an Bord.«
    Ich stellte den Autopiloten ein und folgte ihm in den Salon. Seine fahle Hautfarbe, die hängenden Schultern, er war ein gebrochener Mann. Doch vorsichtshalber hielt ich die nun geladene Pistole in der Hand. Ohne weitere Umstände räumte er aus einer Sitzbank im Vorschiff die Konserven heraus, hob eine Luke und brachte ein in Plastikfolie gewickeltes Paket ans Licht.
    Er packte es aus. Solche Geldbündel hatte ich bisher nur in Banken gesehen, und dann war immer zwischen mir und den Scheinen eine Panzerglasscheibe gewesen. Daß die Banknoten gebündelt waren, machte das Zählen leichter. Salm teilte in zwei gleich große Haufen. »Jetzt sind wir wieder Freunde, Schlömm.«
    Ich nahm genau zweihundert große Scheine und steckte sie in die Innentasche der Öljacke, ein angenehmes Polster; den Rest, die richtig dicke Kohle, ließ ich unbeachtet. Es fiel mir nicht ganz leicht, aber man muß auch seine Grenzen kennen. Die zweihunderttausend waren mein Honorar, das konnte ich, wenn es darauf ankam, erklären.
    Zu Salm sagte ich: »Weil du dauernd von Freundschaft sprichst. Ich habe einen Freund, der ist Hauptkommissar bei der Duisburger Kripo, und dem schulde ich noch einen Gefallen. Morgen früh rufe ich ihn an. Formentera ist nicht exakt sein Zuständigkeitsbereich, aber wenn er in Zusammenarbeit mit der spanischen Polizei dafür sorgt, daß ein Mörder festgenommen wird, dazu einer, der wichtige Aussagen zur organisierten Kriminalität im Baugewerbe machen kann, dann werden ein paar Lorbeeren auch bei ihm hängen bleiben. Und was deine Chance angeht: zwölf Stunden Vorsprung. Aber nicht aus Freundschaft, sondern gegen diese Kohle. Entscheide dich!«

55.
     
     
     
    Die letzten Meilen zurück nach La Sabina mußte ich den Hilfsmotor einsetzen. Der Wind war nahezu eingeschlafen. Es dämmerte, und die Hafenlichter begannen ihr unruhiges Spiel.
    Salm lehnte mit dem Rücken gegen die Wanten und beobachtete durch ein Fernglas die Umgebung. Er hatte sich das Geld in einem wasserdichten Beutel am Körper befestigt und war bereit, sollten verdächtige Gestalten in einem Motorboot oder auf der Mole auftauchen, ins Wasser zu springen. Auch sonst traute ich ihm noch allerhand zu. Also paßte ich auf, daß er nicht zu nahe an den Bootshaken kam.
    Je mehr wir uns dem Hafen näherten, desto aufgeregter wurde er. »Schlömm, aus alter Freundschaft«, bat er, »nimm du das Beiboot, gib mir von hier aus den Vorsprung.«
    »Dafür ist es jetzt zu spät.« Ich schaute auf die Uhr. »Wenn ich mich nicht in den nächsten Minuten zurückmelde, benachrichtigt jemand die Polizei, die Guardia Civil und die Marine. Die werden rauskommen, dein Boot durchsuchen, einen Beutel mit Heroin finden und dich einlochen.«
    »Nicht ein Gramm würden die an Bord finden. So blöd bin ich doch nicht.«
    »Stimmt. Aber bis sie herausfinden, daß der Beutel, den ich an Bord versteckt habe, nur Babypuder enthält, werden sie dein Boot an die Kette legen.«
    »Du bluffst!« zischte er.
    »Ich bluffe nicht. Stell dich, liefere das Geld ab und mach den Kronzeugen! Das LKA sucht Leute, die wegen der Machenschaften im Baugewerbe aussagen. Mit der Million kommst du nicht durch.«
    »Und die andere Sache?« fragte er lauernd.
    »Du meinst die Morde? Ich bin kein Polizist. Ich will nur den Job zu Ende bringen, den du mir angeboten hast. Übrigens, ein kluger Schachzug. Du hattest mich unter Kontrolle, und ich habe dir den Rücken frei gehalten, bis die Versicherung gezahlt hat und du verschwinden konntest. Warst ja schon in der Schule einer von den
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