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Der Hundeknochen

Der Hundeknochen

Titel: Der Hundeknochen
Autoren: Niklaus Schmid
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Unternehmen nach. In der Regel sind das Firmen, die wiederum Subunternehmer beauftragen, die aus Portugal oder von sonstwo kommen und deshalb nicht mit den hohen deutschen Lohnkosten rechnen müssen. Leiharbeiter aus der Ukraine und Marokko, meist kommt nur der Polier aus Deutschland, eben all das, was so gang und gäbe ist und toleriert wird, weil sonst die kommunalen Aufträge viel zu teuer kämen.«
    »Und da seid ihr auch auf die Idee gekommen, billige Arbeiter einzustellen?«
    »Was hätten wir machen sollen? Wir mußten konkurrenzfähig bleiben. Trotzdem gerieten wir ganz schön in Druck. Der Gewinn wurde weniger, doch unseren Lebensstandard wollten wir nicht senken. Unser absolutes Tief war vor drei Wochen. Wir hätten kaum mehr einen Monat durchhalten können. Doch da passierte dieser Unfall. Tragisch für den Mann und seine Familie. Aber für unsere Firma war das Versicherungsgeld die Rettung. Pollex war so erleichtert, daß er eine Flasche Sekt während der Arbeitszeit köpfte. Als die Flasche leer war, sagte mein Partner, es sei doch schade, daß der Tod des Arbeiters unserer Firma nicht mehr eingebracht hätte. Er schlug vor, die Leute für zweihunderttausend zu versichern. Denn Unfälle, so drückte er sich aus, passierten schließlich immer wieder. Damit das Schielen nach der total überzogenen Versicherungssumme nicht auffiele, so seine Überlegung, sollte die gesamte Belegschaft versichert werden. Das hieß, nicht nur die Arbeiter und Angestellten, sondern wir selber auch, nur eben entsprechend höher. Ist doch logisch, sagte er, wenn einer der Inhaber ausfällt, entsteht der Firma ja auch viel größerer Schaden. Er schlug vor, uns für eine runde Million zu versichern.«
    Salm hob eine Hand, um meinem Einwand zuvorzukommen. »Daß Pollex es auf meinen Tod angelegt hatte, kam mir anfangs nicht in den Sinn, und als ich dann daran dachte, war es zu spät, ich hatte schon zugestimmt. Ja, genaugenommen roch ich den Braten erst, als Pollex vor einer Woche von mir fünfzehntausend Mark aus eigener Tasche verlangte, für Sonderausgaben, die er nicht über die Bücher laufen lassen könne. Du fünfzehn Mille und ich fünfzehn Mille, macht dreißig, soviel kostet eben ein Unfall, sagte er und zwinkerte mir zu. Damit wir nicht auf den Zufall warten müssen wie beim letzten Mal. Glaub mir, Elmar, erst bei diesen Worten wurde mir sein teuflischer Plan klar.«
    »Ein weiterer toter Arbeiter?«
    »Nein, ich sollte das Opfer sein, ich, und obendrein für meinen eigenen Tod bezahlen. Teuflisch, aber auf seine Art genial! Verstehst du, schon wieder ein verunglückter Arbeiter, da hätten doch die Signallampen bei der Versicherung aufgeleuchtet. Aber daß ein Gesellschafter seinen Partner umbringt, nur um die Firmenkasse aufzufrischen, nun, das würde schwerlich jemand annehmen. Außerdem würde mein Tod ja auch viel mehr Geld bringen.«
    Er machte eine Pause, trank einen Schluck von dem Tee, den ich für uns gemacht hatte, und wartete auf eine Reaktion von mir. Als die nicht kam, sprach er weiter:
    »Die Erkenntnis, einen Verbrecher als Kompagnon zu haben, traf mich wie ein Schlag. Doch ich riß mich zusammen, spielte weiter die naive Frohnatur, die Pollex in mir sieht. So ganz nebenbei fragte ich ihn, wie solch ein ›Unfall‹ denn arrangiert werden könnte. Worauf er mir eiskalt antwortete, je weniger ich wüßte, desto besser wäre das für mich. Der Schweinehund tat, als ob er mich vor Wissen, das mich belasten könnte, schützen wollte.«
    »Hast du die fünfzehn Mille lockergemacht?«
    »Was blieb mir anderes übrig? Ich durfte ihm doch nicht zeigen, daß ich Verdacht geschöpft hatte. Sonst wäre ich gleich dran gewesen. Nach außen hin blieb also unser gutes Verhältnis bestehen. Heimlich aber habe ich Nachforschungen angestellt.«
    »Über Pollex?«
    »Ja, über ihn auch. Beispielsweise habe ich herausgefunden, daß er mit seiner Frau auf Gran Canaria war. Ob geplant oder zufällig, auf jeden Fall machte er dort interessante Bekanntschaften. Er freundete sich mit Luden aus Norddeutschland an, die dort in Puerto Rico am Strand faulenzten, für Monate, während ihre Hürchen nur für wenige Tage kamen, um die Arbeitsbräune aufzufrischen.«
    »Wer hat dir das denn so haarklein berichtet?«
    Salm machte den Mund auf, machte ihn wieder zu, was nicht besonders intelligent aussah. Dann sagte er: »Das habe ich von ihr, von seiner Frau.«
    Sieh an, von der Ehefrau des Geschäftspartners, dachte ich, sagte aber
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