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Der Hund kommt - Roman

Der Hund kommt - Roman

Titel: Der Hund kommt - Roman
Autoren: Christine Noestlinger
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drinnen in seiner Hundeseele ist er doch ein herzensguter Hundskerl! Darum sagte der Hund freundlich zum jungen, bunten Hund: »Junge, mach keinen Stunk, es lohnt nicht!«
    Der junge, bunte Hund blinzelte zum Hund hoch. Seine rosa Schnauze zuckte ein bisschen, seine scheckigen Spitzohren zitterten enorm, und der lockige Ringelschwanz spielte Klapperschlange.
    Genau wie mein Jüngster, dachte der Hund. Scheißangst haben, aber frech tun!
    Der junge, bunte Hund zündete sich eine Zigarette an und blies dem Hund drei Rauchkringel auf die Schnauze.
    Der Hund nahm ihm die Zigarette aus dem Maul und drückte sie im Aschenbecher ab. Dann packte er den jungen, bunten Hund ganz sacht im Genick, trug ihn vor die Tür und setzte ihn in die Wiese. »Lauf heim, Junge«, sagte er freundlich. »Du gehörst ja längst in die Heia, deine Mami macht sich Sorgen um dich!«
    »Alter Trottel!«, japste der junge Hund und wieselte davon.
    Der Hund ging in die Wirtsstube zurück.
    »Bravo, Hund«, riefen ein paar Gäste.
    »Echt Profiarbeit«, lobte ihn der sanfte Heinrich.
    Aber der Hund war ziemlich traurig. Weil ihn der junge, bunte Hund so sehr an seinen jüngsten Sohn erinnert hatte, kam es ihm nun ganz so vor, als habe sein eigener Sohn zu ihm »alter Trottel« gesagt.
    Nach Mitternacht, als die letzten Gäste gegangen waren und der sanfte Heinrich und seine Frau die Wirtsstube auskehrten und frische Tischtücher auflegten, nahm der Hund einen Bogen Papier und schrieb einen Brief. Er schrieb:
    Lieber jüngster Sohn!
    Hoffentlich geht es Dir gut! Hoffentlich
    sind alle sehr freundlich zu Dir!
    Ich denke oft an Dich und habe Dich sehr, sehr
    lieb. Dein Vater
    Der Hund steckte den Brief in ein Kuvert, schrieb die Adresse vom jüngsten Sohn darauf, klebte eine Briefmarke in die rechte obere Ecke und steckte den Brief in den Briefkasten neben der Haustür. Dann war ihm ein bisschen weniger traurig zumute.
    In der ganzen Gegend hatte sich bald herumgesprochen, dass beim »Wilden Heinrich« ein »Rausschmeißer« angestellt sei, ein ganz großer, ganz breiter, ganz kräftiger. Darum mied das Gelichter das Wirtshaus, und die Bolde kamen auch kaum mehr; und wenn sie kamen, dann benahmen sie sich so, als ob sie gar keine wären.
    Nur hin und wieder verirrte sich ein harmloser Stänkerer in das Wirtshaus. Oder jemand trank ein Glas Bier zu viel und schlug dann ein wenig Krach. Einmal kam auch einer, ein roter Hahn, der fraß für drei und trank für vier und hatte dann kein Geld bei sich. Aber bei dem nützte auch das »Rausschmeißen« nichts.
    Der Hund dachte daran, seinen Job aufzukündigen. »Man braucht mich ja hier nicht wirklich«, sagte er zu sich. »Und einfach so dahocken, als Drohung und Abschreckung, das ist ja auch keine Lebensaufgabe!«
    Geld hatte der Hund übrigens erst sehr wenig verdient, denn der sanfte Heinrich bezahlte nur die »echten Rausschmisse«. Wenn sich der Hund bloß drohend erhob und ein bisschen knurrte, um einen Stänkerer zu vertreiben oder einen lauten Süffel zum Schweigen zu bringen, dafür zahlte der sanfte Heinrich keinen Groschen. »Das ist doch keine Arbeit«, erklärte er dem Hund.
    Den Hund ärgerte das, nicht wegen dem Geld, aber geizige Leute konnte er nun einmal nicht ausstehen.
    Am Ende der dritten Arbeitswoche, an einem verregneten Samstag, waren am Abend nur wenige Gäste im Lokal. Ein alter Esel und ein Hahn tranken an der Theke ihr Bier, ein Katzenpaar saß im schummrigen Winkel und schleckte Schokoeis, und beim Stammtisch lümmelten drei Hunde, ein Pfau und ein Kalb und besprachen die Weltlage.
    Der Hund hockte an seinem Platz und gähnte vor sich hin.
    Da kam ein Schwein zur Tür herein. Ein mittelgroßes, rosiges, nicht sehr altes, nicht sehr junges Hausschwein. Anscheinend war es auf einem Moped gekommen, denn es hatte einen Helm unter dem Arm und einen Nierenschutz um den Bauch. Eine Umhängetasche hatte es auch.
    Das Schwein ging zum Kleiderständer, hängte den Helm an einen Haken, schüttelte Wassertropfen aus dem Schweinsleder und fummelte am Nierenschutz herum.
    Der sanfte Heinrich wieselte rasch zum Hund. »Schnell«, flüsterte er. »Werfen Sie das Schwein hinaus!«
    »Was haben Sie gegen das Schwein?«, fragte der Hund. »Es ist nicht betrunken, es stänkert nicht, es schaut nicht nach Gelichter und Bold aus!«
    »Das Schwein spielt«, flüsterte der sanfte Heinrich.
    »Na und?« Der Hund schaute kugelrund. »Spielen wird man doch dürfen!«
    »O Gotterl eins«, seufzte der sanfte
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