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Der Hund kommt - Roman

Der Hund kommt - Roman

Titel: Der Hund kommt - Roman
Autoren: Christine Noestlinger
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Heinrich. »Sie kapieren aber auch gar nichts! Das Schwein spielt Karten und knöpft dabei den Leuten das Geld ab! Das ist sein Beruf!«
    Das Schwein hatte sich inzwischen an einen Tisch gesetzt.
    Es rief: »Herr Wirt, bitte einen Kamillentee mit Honig und Zitrone!«
    »Mein Lokal ist keine Spielhölle«, flüsterte der sanfte Heinrich. »Los! Raus mit der Sau!«
    Der Hund ging zum Schwein. Das Schwein lächelte ihm freundlich zu. Der Hund fand, man könne ein freundlich lächelndes, nasses Schwein nicht so einfach aus dem Trockenen jagen. Er dachte: Vielleicht verwechselt der Chef das Schwein! Schließlich habe ich doch auch ein wenig Beobachtungsgabe, und mir kommt das Schwein sehr nett vor!
    »Sind das Schwein beruflich unterwegs?«, fragte der Hund.
    Das Schwein nickte. »Ich bin Vertreter für Knöpfe«, sagte das Schwein.
    Es klappte die Umhängetasche auf und holte etliche Kartons heraus. Zwirnknöpfe, Hornknöpfe, Lederknöpfe, Metallknöpfe und Plastikknöpfe waren auf die Kartons genäht.
    »Meine Musterkollektion«, sagte das Schwein. »Wenn Sie Interesse haben an Knöpfen, kann ich Ihnen die Preise und die Lieferzeiten nennen!«
    »Sehr nett von Ihnen«, sagte der Hund. »Aber im Moment habe ich alle Knöpfe, die ich brauche!«
    Der Hund lief zum Ausschank zurück. »Irrtum, Chef«, flüsterte er dem sanften Heinrich zu. »Der Beruf vom Schwein ist nicht Spieler! Es ist Knopfvertreter!«
    »Das ist doch nur Tarnung«, flüsterte der sanfte Heinrich zurück. »Harmlos tut es, freundet sich an und nimmt dann die Leut aus!«
    Nein-nein-und-noch-neunmal-nein, dachte der Hund. Das Schwein hat einen sanften Blick und eine nette Stimme!
    Das Schwein ist nicht bös!
    Das Schwein ist nicht niederträchtig!
    Der Hund holte einen Teebeutel aus der Lade, tat ihn in eine Teetasse und ließ aus der Espressomaschine siedendes Wasser in die Tasse laufen.
    »He, Hund«, sagte der sanfte Heinrich. »Was tun Sie da! Der Wirt bin ich! Sie sind der Rausschmeißer!«
    Der Hund nahm eine Zitrone und schnitt sie zu Achteln. Die Zitronenachtel legte er auf ein Tellerchen, und eine Portionspackung Bienenhonig legte er auch dazu.
    »Wenn der Wirt seine Gäste nicht bedient«, fauchte er den sanften Heinrich an, »dann muss ich es wohl machen!«
    Der Hund brachte dem Schwein den Tee. »Haben sonst noch Wünsche?«, fragte er ganz so, wie er es immer vom sanften Heinrich gehört hatte. Nur ein bisschen freundlicher noch.
    »Ein wenig Gesellschaft könnte ich brauchen«, sagte das Schwein.
    Der Hund setzte sich zum Schwein. Er dachte: Wozu lang herumreden! Ich fordere es einfach zum Kartenspielen auf! Dann werden wir ja merken, ob der sanfte Heinrich Recht hat oder ob ich Recht habe!
    »Wie wär’s mit einem Spielehen?«, fragte der Hund.
    »Wenn Sie mögen, gern«, sagte das Schwein.
    »Schwarzer Peter vielleicht?«, fragte der Hund.
    »Wenn Sie mögen, gern«, sagte das Schwein. Es holte eine Schachtel Schwarzer-Peter-Karten aus der Umhängetasche.
    »Und um was spielen wir?«, fragte der Hund.
    »Um Geld spielen, das ist verboten«, sagte das Schwein. »Spielen wir um Knöpfe!« Er nahm die Musterkollektionsknöpfe aus der Umhängetasche. Fünf Knopfkartons gab er dem Hund, fünf behielt er für sich.
    Der Hund dachte: Na, bitte! Nicht einmal um Geld will es spielen! Da sieht man’s wieder, wie ein so harmloses, nettes Schwein verleumdet wird!
    »Pro Spiel setzt jeder zwei Knöpfe ein«, schlug das Schwein vor. »Wer gewinnt, dem gehören die vier Knöpfe!«
    Der Hund war einverstanden.
    Die ersten vier Knöpfe gewann der Hund. Die nächsten vier Knöpfe gewann auch der Hund. Die dritten vier Knöpfe gewann wieder der Hund. Das Schwein verlor jedes Spiel! Nach kaum einer halben Stunde hatte der Hund alle Knöpfe auf seiner Seite. Kein einziger Knopf war dem Schwein geblieben!
    Der Hund wollte ihm den halben Knopfhaufen zurückgeben, doch das Schwein wehrte ab. »Kommt nicht in Frage! Ich bin ein Ehrenschwein! Gewonnen ist gewonnen!«
    »Dann können wir aber nimmer weiterspielen!«
    Der Hund war ein bisschen traurig. Das Spielen und das Gewinnen machte ihm Spaß.
    »Aber nein, irgendetwas kleines Rundes, das so ähnlich aussieht wie Knöpfe, werden wir schon finden, oder?«
    Das Schwein tat, als denke es nach. Doch der Hund kam zuerst drauf! »Münzen«, rief er. »Nehmen wir Münzen! Die sind fast wie Knöpfe, nur dass sie keine Löcher zum Annähen haben, aber die brauchen wir ja nicht!«
    Er holte zwanzig Schillingmünzen aus
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