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Der Hund im Kuehlschrank

Der Hund im Kuehlschrank

Titel: Der Hund im Kuehlschrank
Autoren: Cordula Carla Gerndt
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es!«, »Amen!«, »Jawohl!« o.Ä. Die gesamte Runde wiederholt daraufhin diesen Ruf. Damit signalisieren die Zuhörer dem Sprecher, dass sie ihn gehört haben, dass sie aufmerksam sind und dass das soeben Gehörte einen Platz im Kreis bekommt.
     
    Ein Council zu halten erfordert Zeit. Ein stabiles Netz aus roten Fäden ist nicht in wenigen Minuten gewebt. Doch die Investition lohnt sich. Denken wir an die Spinne: Sie webt unermüdlich und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Sobald das Netz fertig ist, setzt sie sich in die Mitte und erntet die Früchte ihrer Arbeit.
    Ein Platz für die Muse
    In traditionellen Councilrunden gibt es noch eine Besonderheit: Im Kreis wird absichtlich ein Platz freigelassen. Was hat das zu bedeuten? Diese »Leerstelle« wird in den Indianerkulturen Südamerikas »La Invitada« genannt. Es ist der Platz für den unerwarteten Gast. Das kann ein Teilnehmer der Gruppe sein, der später dazustößt. Das kann ein Fremder sein, der zufällig vorbeikommt und etwas aus seiner Sicht zum Thema beiträgt. »La Invitada« kann aber auch die Muse sein, die – unsichtbar – dem Gespräch zur rechten Zeit die entscheidende Wendung gibt. Oder es ist der Platz für ein Tier, das mit seinem Erscheinen auf seine Art ein Zeichen setzt.
     
    Eine Leerstelle oder Lücke erscheint uns oft als etwas Negatives. Es scheint, als ob da etwas fehlte. Dabei kann man es auch genau gegenteilig betrachten: Die offene Stelle in einem Kreis kann ebenso eine Chance sein, aus vorgegebenen Bahnen auszubrechen. Die Lücke kann wieder gefüllt werden: An der offenen
Stelle ist Platz für das Überraschende, Unvorhergesehene und Unerwartete. Bei einem Fingerring sitzt an der offenen Stelle der Diamant!
    Der innere Rat
    Ein Council kann man nicht nur gemeinsam mit anderen Menschen abhalten; man kann auch verschiedene Anteile in sich selbst miteinander ins Gespräch kommen lassen.
     
    Stellen Sie sich beispielsweise eine Ratsversammlung in Ihrem Inneren zum Thema »Kommunikation« vor: Wer sitzt da bei Ihnen im Kreis beisammen? Vielleicht gibt es einen Teil, der gern viel erzählt und jede Menge Ideen hat. Es könnte auch einen Teil geben, der große Angst hat, vor anderen zu sprechen und deswegen lieber schweigt. Möglicherweise gibt es einen perfektionistischen Teil, der unbedingt will, dass alles, was man sagt, gut überlegt ist und in wohlformulierten Worten geäußert wird. Dann mag da noch ein gefühlsbetonter Anteil sein, der Sorge hat, beim Erzählen persönlicher Dinge in Tränen auszubrechen oder vor Lachen nicht mehr weitersprechen zu können. Oder es gibt einen unsicheren Teil, der sich erinnert, dass er früher beim Sprechen manchmal gestottert hat oder rote Flecken im Gesicht bekam vor Aufregung. Und vielleicht sitzt gleich daneben ein selbstbewusster Teil, der weiß, dass das, was er sagt, Hand und Fuß hat.
     
    Ihren persönlichen Kommunikationsanteilen kommen Sie auf die Spur, wenn Sie sich verschiedene Gesprächssituationen Ihres Lebens vor Augen führen und nachspüren, welche Position Sie dabei eingenommen haben. Denken Sie an unterschiedliche
Gesprächspartner in Ihrem Leben (Eltern, Freunde, Arbeitskollegen u. a.), an Gesprächsanlässe in der Vergangenheit (Schule, Elternhaus u.a.) und in Ihrem momentanen Alltag (Beruf, Freundeskreis, Urlaub u. a.). Manche Anteile begegnen Ihnen gewiss häufiger, andere tauchen nur bei bestimmten Gelegenheiten auf. Probieren Sie einmal aus, jedem dieser Anteile innerlich den »Talking Stick« zu übergeben und zuzuhören, was sie Ihnen zu sagen haben.
    Das Disney-Prinzip
    Ein Mann, der die Methode des inneren Rates aktiv für sein berufliches Leben eingesetzt hat, war übrigens Walt Disney. Er war ein Pionier, der die Kraft der Imagination und verschiedener innerer Anteile bewusst für seine Arbeit nutzte.
     
    Disney arbeitete nicht nur an einem Ort, sondern hatte drei festgelegte Arbeitsplätze. Der erste Platz war sein »Platz der Visionen« – das war sein Raum zum Träumen. Freundlich eingerichtet, ohne Telefon, aber mit Pflanzen und einem großen Fenster, von dem aus man in die Ferne blicken konnte. Hier ließ Disney seine Ideen sprudeln, auch die verrücktesten. Hier ging er mit Freude dem Fluss seiner Phantasien nach, ohne Rücksicht auf Realisierbarkeit und Kritiker. Hier wurde Optimismus gefordert und gefördert. Durch nichts ließ er sich bremsen. Er schrieb auf, skizzierte und diktierte die Ideen auf Band. Mal tat er das allein, mal mit anderen
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